Männlicher Orgasmus ist überrepräsentiert
Schon im Sexualkundeunterricht geht es um Samenergüsse – also den männlichen Orgasmus – als Höhepunkt des Geschlechtsverkehrs (und als notwendig zur Fortpflanzung). Weibliche Orgasmen? Fehlanzeige. Die Stimulation der Klitoris wird höchstens mit dem Zweck der Erregung der Frau erwähnt, damit der Penis leichter in die Vagina eindringen kann. Das ist leider immer noch Realität in vielen Schulklassen und zeigt uns, wo der Orgasm Gap gesellschaftlich mitunter seinen Ursprung nimmt. Vielfach wird die Klitoris auch immer noch als Perle beschrieben. Dabei handelt es sich um ein größeres Organ mit Schwellkörpern. Diese sind im Gegensatz zu denen des Penis allerdings nicht sichtbar und finden in der Sexualaufklärung so gut wie keine Erwähnung. Gerade deswegen wäre eine gleichberechtigtere Aufklärung – angefangen bei den Schulkindern – sicherlich umso angebrachter. Auch Eltern unterhalten sich mit ihren pubertierenden Kindern vermutlich nicht über Orgasmen – und wenn, dann wohl maximal über den Samenerguss. Auch darüber sollte nachgedacht werden.
Natürlich haben es Jungs rein anatomisch leichter, sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen. Ihren Penis nehmen sie ganz automatisch beim Toilettengang in die Hand. Daher sollten auch kleine Mädchen dazu ermutigt werden, sich „untenrum" zum Beispiel mal in einem Spiegel zu betrachten und es nicht unterbinden, wenn sie sich berühren und erkunden. Aber dafür natürlich eine entsprechende Privatsphäre schaffen, das gilt für alle Geschlechter.
Wenig überraschend enden auch viele Pornos damit, dass Männer zum Orgasmus kommen. Zack fertig und vorbei. Und die Frau? Ist entweder parallel gekommen oder hatte wahrscheinlich zumindest auch ihren Spaß… oder?