Wenn das Wasserlassen für Männer zum Problem wird

Probleme beim Wasserlassen sind weit verbreitet: Eine vergrößerte Prostata, Entzündungen, Nebenwirkungen von Arzneien und Blasenschwäche sind häufig die Ursache. Doch die Blase lässt sich trainieren.

Zum Inhalt springen

Probleme beim Wasserlassen sind weit verbreitet: Eine vergrößerte Prostata, Entzündungen, Nebenwirkungen von Arzneien und Blasenschwäche sind häufig die Ursache. Doch die Blase lässt sich trainieren.

Zum Inhalt springen

Tabuthema Harnwegs­probleme

Viele Männer haben Probleme beim Wasserlassen, die auch als Miktionsstörungen bekannt sind. Aber niemand spricht gern über Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang, nächtliche Toilettengänge oder unkontrollierten Abgang von Urin.

Ursachen sind beispielsweise Entzündungen der Harnwege oder Nebenwirkungen von Medikamenten. In den weitaus meisten Fällen bereitet eine gutartig vergrößerte Prostata Beschwerden beim Wasserlassen.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) schätzt, dass etwa 70 % der Männer mit Miktionsstörungen nicht behandelt werden, weil sie das Thema in der Arztpraxis nicht ansprechen. Doch damit erhöht sich für die Betroffenen das Risiko für Harnwegsinfekte bis hin zu schweren Nierenproblemen. Es lohnt sich, darüber zu sprechen. Blasenprobleme sind zudem gut behandelbar und du kannst deine Blase gezielt stärken und trainieren.

So hängen die unteren Harnwege und Prostata zusammen

Die ableitenden Harnwege, dazu gehören Harnleiter, Harnblase und Harnröhre, sorgen für die Ausscheidung nicht verwertbarer Substanzen in Form von Urin. Die Blase kann etwa 300 bis 500 ml Harn speichern. Die Entleerung der Blase über die Harnröhre lässt sich im Normalfall steuern.

Schätzungen zufolge hat etwa jeder 10. Mann Probleme bei der Blasenentleerung (Miktion). Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit. Ein langsames und gutartiges Wachstum der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH, oder auch benignes Prostatasyndrom, BPS, genannt) ist nämlich ein ganz normaler Teil des Älterwerdens. Bis zu 50 % aller Männer zwischen 50 und 60 sind davon betroffen. Mit höherem Alter steigt die Zahl der Betroffenen.

Die Prostata umgibt die Harnröhre ringförmig. Ist sie vergrößert, drückt sie auf Blase, Blasenmuskulatur und Harnröhre und beeinträchtigt so die Miktion.

Typische Symptome für eine vergrößerte Prostata sind

  • Der Harnstrahl ist schwächer oder stotternd, das Wasserlassen dauert länger.
  • Es dauert etwas, bis der erste Urin kommt.
  • Der Harndrang ist häufiger und stärker, besonders während der Nacht (Nykturie).
  • Nach dem Wasserlassen bleibt das Gefühl, dass noch ein Rest Urin in der Blase ist.

Manchmal haben Betroffene nur leichte Beschwerden, mit denen sie gut leben können. Mit der Zeit können sich die Probleme allerdings verstärken. Ständiger nächtlicher Harndrang kann zu Schlafstörungen mit ausgeprägter Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen. Tagsüber trauen sich viele Betroffene nicht mehr aus dem Haus aus Angst, dauernd zur Toilette zu müssen. Eine soziale Isolation kann die Folge sein.

Wichtig ist es, in der Arztpraxis das Thema und den Grad der Beschwerden offen anzusprechen. Während in manchen Fällen eine medikamentöse Therapie notwendig ist, helfen bei leichten Beschwerden oft einfache Strategien (mehr hierzu weiter unten). Ein Arztbesuch hilft auch bei der Diagnose und Behandlung anderer Ursachen für die Beschwerden beim Wasserlassen.

Weitere Ursachen für Harnwegs­probleme

Medikamente können als Nebenwirkung die Blasenfunktionen beeinträchtigen. Blutdrucksenker wie Beta-Blocker oder Diuretika (Entwässerungstabletten) verstärken den Harndrang und erhöhen die Urinmenge.

Auch Schmerzmittel oder Antidepressiva können Auslöser von Miktionsstörungen sein. Betroffene sollten jedoch nicht einfach auf eigene Faust Medikamente absetzen. Im gemeinsamen Arztgespräch lässt sich abklären, ob ein Medikament ausgetauscht oder die Dosis verringert werden kann, um belastende Nebenwirkungen zu lindern.

Die häufigsten Erkrankungen der Harnwege sind Entzündungen der Blase oder der Harnröhre sowie Blasenschwäche. In seltenen Fällen kann auch Blasenkrebs ursächlich für die Probleme sein.

Blasenentzündung bei Männern

Männer sind aufgrund ihrer im Vergleich zu Frauen längeren Harnröhre seltener von einer Blasenentzündung (Zystitis) betroffen. Aufsteigende Keime dringen kaum bis in die Blase vor. Eine vergrößerte Prostata kann allerdings den Harnfluss einschränken. Durch den in der Blase verbleibenden Urin erhöht sich das Entzündungsrisiko.

Blasenentzündungen werden oft mit Antibiotika therapiert. In unkomplizierten Fällen können entzündungshemmende Schmerzmittel oder eine Erhöhung der Trinkmenge Abhilfe schaffen.

Typische Symptome für eine Blasenentzündung

• Häufiger Harndrang

• Brennen beim Wasserlassen

• Gelblicher Ausfluss aus der Harnröhre

• Schmerzen im Unterbauch

Harnröhren­entzündung

Anzeichen für eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis) können Ausfluss, Juckreiz sowie schmerzhaftes Wasserlassen sein. Bakterielle Erreger sind die Ursache, oft im Rahmen einer sexuell übertragbaren Krankheit.

Männer zwischen 20 und 30 Jahren sind am häufigsten betroffen, da sie meist sexuell aktiver als ältere Männer sind. In solchen Fällen ist es wichtig, die Sexualpartner*innen in die Therapie miteinzubeziehen.

Blasenschwäche

Harninkontinenz bezeichnet den unkontrollierten Verlust von kleinen Mengen Harn. Bei der Blasenschwäche unterscheidet man 3 Formen:

  • Von Dranginkontinenz spricht man, wenn infolge eines nicht mehr zu stoppenden Harndrangs – auch wenn man nur wenig getrunken hat – kleine Mengen Urin unkontrolliert abgehen. Unter einer leicht erregbaren, überaktiven Blase, auch Reizblase genannt, leiden etwa 16 % der Bevölkerung. Männer sind fast so häufig betroffen wie Frauen.
  • Bei einer Belastungsinkontinenz verursachen körperliche Anstrengungen wie Heben oder Springen, aber auch Husten oder Lachen einen unwillkürlichen Harnabgang.
  • Die seltenere Überlaufinkontinenz bedeutet, dass beim Wasserlassen nur wenig Urin abgeht und der größte Teil in der Blase verbleibt. Unter großem Druck kommt es zu einem unkontrollierten Harnträufeln. Von einer sogenannten Überlaufblase sind Männer häufiger betroffen als Frauen.

Das kannst du für deine Blasengesundheit tun

Schon einfache Maßnahmen können Blasenproblemen effektiv vorbeugen oder Beschwerden lindern:

  • Viel trinken hilft, so werden Erreger leichter ausgeschwemmt.
  • Zieh dich in der kalten Jahreszeit warm an – ein ausgekühlter Körper fängt sich leichter Infektionen ein.
  • Pflege deinen Intimbereich sorgfältig.
  • Unterdrücke deinen Harndrang nicht – Blase möglichst restlos leeren, so können sich keine Keime festsetzen.

  • Regelmäßiges Beckenbodentraining stärkt deine Muskulatur, die Kontrolle über die Blase wird so wirksam unterstützt.
  • Übergewicht, chronischer Husten sowie Verstopfung belasten deinen Beckenboden und verstärken damit Probleme beim Wasserlassen (Bewegung ist gut gegen Übergewicht; eine ballaststoffreiche Ernährung begünstigt überdies regelmäßigen und weichen Stuhlgang, der Druck auf deine Blase wird so verringert).

  • Mit einem Toilettentagebuch kannst du erfassen, wie häufig du zur Toilette gehst und welches besonders kritische Situationen sind.
  • Bei Harndrang verzögere den Gang zur Toilette etwas; nicht zur Toilette rennen, denn Hektik sorgt zusätzlich für psychischen Druck auf die Blase.
  • Gehe nicht ständig vorbeugend zur Toilette: Indem die Blase lernt, sich bei unvollständiger Füllung zu entleeren, verschlimmert sich eine überaktive Blase möglicherweise.
  • Bei Harndrang versuch mit Entspannungstechniken die Entleerung etwas hinauszögern, indem du in aufrechter Sitzposition den Beckenboden etwas nach innen und oben ziehst.
  • Vermeide abends harntreibende Getränke wie alkoholische Getränke, Grün- und Schwarztee.

TeleClinic

Video-Sprechstunde von der Couch? Sehr gern!

Mit der TeleClinic kannst du überall und jederzeit in wenigen Minuten mit Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Fachbereiche im Videochat sprechen. Du erhältst sogar dein Rezept oder die Krankschreibung bequem per App.