Fasten: Für körperliche und mentale Gesundheit

Fasten ist eine jahrtausendealte Praxis in verschiedenen Kulturen und Religionen. Ob aus spirituellen Gründen oder um den Körper zu entschlacken und die eigene Gesundheit zu fördern – wir geben dir einen Überblick.

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Fasten ist eine jahrtausendealte Praxis in verschiedenen Kulturen und Religionen. Ob aus spirituellen Gründen oder um den Körper zu entschlacken und die eigene Gesundheit zu fördern – wir geben dir einen Überblick.

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Warum fasten?

Religiöse Überzeugungen, kulturelle Traditionen, persönliche oder gesundheitliche Ziele – all das können Gründe sein, warum du fasten möchtest. Was Menschen, auch ganz unabhängig von ihren Gründen, bei der Entscheidung zu fasten eint: Sie sehen das Fasten als Zeit des Innehaltens, der Reflexion, Selbsterfahrung und persönlichen Weiterentwicklung.

Fasten als Ausdruck des Glaubens

In vielen Religionen spielt Fasten eine Rolle. Wir stellen dir ein paar Fastenrituale vor:

Den Weg der Mitte – für Buddha waren weder Hunger noch Völlegefühl erstrebenswert. Wenig zu essen erleichtere aber die Meditation. Gerade in Meditationsphasen essen buddhistische Mönche daher nur so viel, dass sie gesund bleiben und der Magen nicht knurrt. So können sie sich besser aufs Meditieren konzentrieren. Manche Mönche verzichten ab mittags auch ganz auf Essen, um intensiver meditieren zu können.

Im Christentum wird traditionell von Aschermittwoch bis Ostern gefastet. Die Menschen sollen sich in dieser Zeit in Verzicht üben, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen.

Ursprünglich gab es über das Jahr 2 Fastentage pro Woche, den Mittwoch und den Freitag. Auch wenn das heute nicht mehr praktiziert wird, einige Christ*innen essen bis heute freitags kein Fleisch.

Das Fasten gilt im Islam als göttliches Gebot. Im 9. Monat des islamischen Mondjahres – das genaue Datum wechselt jährlich – fasten Musliminnen und Muslime 30 Tage lang von Sonnenauf- bis -untergang. Gastfreundschaft und Hilfe sind in dieser Zeit besonders wichtig. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten kann, soll Almosen geben.

Jüdinnen und Juden fasten am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Er gilt als strenger Ruhe- und Fastentag. An diesem Tag dürfen Gläubige nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen und sich nicht waschen. Sie sollen sexuell enthaltsam sein, nicht arbeiten und ihre Sünden sühnen.

Jom Kippur wird jährlich am 10. Tag des Monats Tischri begangen. Nach gregorianischem Kalender, dem weltweit genutzten Kalender, ist das ein wechselndes Datum im September oder Oktober.

Daneben gibt es noch weitere Fastentage, teilweise auch persönliche Jahrestage wie den Hochzeitstag oder den Todestag der Eltern.

In der orthodoxen Kirche wird relativ streng gefastet, das Fasten ist dabei eng mit Beten verbunden. Es gibt 4 Fastenzeiten, die über mehrere Wochen gehen: in der Passionszeit, das Apostel-Fasten eine Woche nach Pfingsten, das Koimesis-Fasten im August und im Advent von Mitte November bis zum 24.12. Außerdem fasten orthodoxe Christ*innen jeden Mittwoch und Freitag.

An Fastentagen gelten Fleisch, Eier und Milchprodukte als verboten, teilweise auch Fisch, Wein und Öl.

Fasten aus gesundheit­lichen oder persönlichen Gründen

Neben religiösen Gründen entscheiden sich viele Menschen auch aus persönlichen oder gesundheitlichen Aspekten dazu zu fasten:

Viele Menschen fasten, um ihre Gesundheit zu fördern. Fasten kann den Stoffwechsel anregen, das Immunsystem stärken oder beim Abnehmen helfen. Auch das Thema Detox und Entgiftung des Körpers sind eine häufige Motivation.

Durch Fasten kannst du deine Willenskraft stärken und bewusst Ernährungs- oder Konsumverhalten, das sich möglicherweise über Jahre eingeschliffen hat, durchbrechen. Insofern kann eine Fastenzeit dir auch bei einem Neustart helfen.

Menschen, die bereits gefastet haben, berichten von verbesserter Konzentration und geistiger Klarheit während der Fastenphase. Auch das Thema Achtsamkeit spielt hier eine große Rolle.

Fastenregeln und Methoden des Fastens

Es gibt ganz unterschiedliche Fastenregeln und Methoden, die auch immer vom Ziel und den Gründen abhängig sind. Wenn du im Kontext von Gesundheit und Gewichtsreduktion fasten möchtest, findest du in unserem Artikel „Abnehmen und Fasten: Vor- und Nachteile verschiedener Diäten“ einen Überblick über verschiedene Methoden. Hier erklären wir dir auch, worin sich z. B. Heilfasten von Intervallfasten unterscheidet und worauf du achten solltest, wenn du fasten willst.

Vielleicht geht es dir aber auch um andere Ziele und du denkst z. B. über Digital Detox oder Achtsamkeit nach. Mehr zum Thema Achtsamkeit und was du für ein stressfreieres Leben tun kannst, erfährst du in unserem Artikel „Achtsamkeit für ein bewussteres Leben”.

Für Körper und Psyche: Ziele und Auswirkungen von Fasten

Auch wenn du durch Verzicht auf Essen abnimmst, Fasten ist nicht gleich Diät. Egal, ob du dich aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen dafür entscheidest, beim Fasten geht es um:

  • Entschlackung und Entgiftung des Körpers
  • Eine mentale Neueinstellung

Aber was passiert beim Fasten eigentlich?

Körperliche Veränderungen

Während einer Fastenperiode stellt der Körper seinen Stoffwechsel um: Statt auf Zucker und Nährstoffe aus der Nahrung zuzugreifen, holt der Körper sich jetzt die Energie aus den körpereigenen Ressourcen und greift dann v. a. auf Fettreserven zu. Das Ergebnis: Fastende verlieren Gewicht.

Aber nicht nur das: Laut einer Studie des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), der Norwegian School of Sports Sciences und des Precision Healthcare University Research Institute (PHURI) der Queen Mary University of London aus 2024 führen längere Fastenperioden zu molekularen Veränderungen, d. h. der gesamte Körper reagiert auf das Kaloriendefizit. Möglich sind damit auch neue Erkenntnisse in der medizinischen Versorgung: Für welche Patientinnen und Patienten ist Fasten gesundheitsförderlich und wie kann Fasten als Teil eines künftigen Behandlungsplans eingesetzt werden.

Mentale Veränderungen

Neben Effekten auf die physische Gesundheit bedeutet der Verzicht für viele Fastenende auch mentale Veränderungen: Achtsamkeit, Innehehalten und Neuorientierung. Fasten ist ein bewusster Bruch mit gewohnten Routinen – sei es die Ernährung betreffend, die Alltagsgewohnheiten oder den Lebenswandel.

So nimmst du nach dem Fasten Essen und den Geschmack von Lebensmitteln oft bewusster wahr. Durch „Digital Detox“-Phasen kannst du Routinen, wie z. B. lange Handyzeiten, durchbrechen. Du kannst auch für einen bestimmten Zeitraum bewusst auf Sucht- und Genussmittel wie Alkohol oder Süßigkeiten verzichten.

So bereitest du dich aufs Fasten vor

Fasten bedeutet Verzicht – und kann dich schnell vor Herausforderungen stellen. V. a. am Anfang oder wenn du noch keine Erfahrung im Fasten hast. Damit du dein Vorhaben super umsetzen kannst, achte im Vorfeld auf ein paar Dinge:

Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten zu fasten. Überleg dir am besten im Vorfeld, worauf du verzichten möchtest und warum. Ein Ziel zu definieren, das du erreichen möchtest, hilft dir durchzuhalten.

Nicht jede Zeit ist ideal zum Fasten. Wenn du z. B. weißt, dass eine Feier ansteht, an der erfahrungsgemäß gut und gerne gegessen wird, verschieb deinen Plan am besten auf andere Tage. Wenn du das 1. Mal fastest oder vielleicht auch weißt, dass du schlechter arbeiten kannst, wenn du nichts isst, leg den Fastenstart auf Donnerstag oder Freitag, sofern du am Wochenende frei hast. Tag 2 und 3 sind oft am schwierigsten durchzuhalten – dann kannst du dich am Samstag und Sonntag etwas ausruhen.

Am besten kaufst du die Zutaten, die du für die Fastentage brauchst, schon vorher ein. Dann bist du gut vorbereitet und musst nicht nochmal los, wenn du dich vielleicht anfangs etwas unwohl fühlst. Außerdem ersparst du dir, hungrig durch den Supermarkt zu gehen.

Und bevor du startest: Gönn deinem Körper 1 oder 2 Entlastungstage, an denen du viel trinkst und leichtere Speisen isst. So kann sich dein Körper langsam auf die Fastenzeit einstimmen.

Empfohlen als Teil des Fastens ist auch eine Darmentleerung zu Beginn der Kur. Durch das Fasten verringert sich die Darmaktivität. Nahrungsreste, die noch im Körper sind, werden daher langsamer ausgeschieden und verbleiben länger im Körper – beim Zersetzen können Toxine entstehen. Die Folge sind u. U. Unwohlsein, Kopfschmerzen und ein geschwächtes Immunsystem.

Zum Abführen eignen sich verschiedene Mittel. Ganz natürlich kannst du auf folgende Lebensmittel zurückgreifen:

  • Pflaumensaft
  • Sauerkrautsaft
  • Flohsamenschalen

Diese Lebensmittel unterstützen die Darmentleerung relativ sanft. Stärker abführend wirken:

  • Glauber- und Bittersalz
  • Rizinusöl
  • Einlauf aus der Apotheke

Besprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt mögliche Nebenwirkungen und worauf du achten musst.

Hol dir Verbündete, denn gemeinsam lassen sich Fastenkrisen besser aushalten. Das können Freundinnen und Freunde sein, die mit dir gemeinsam fasten. Hilfreich sind aber auch Apps, Onlinekurse oder Bücher, die du dir unterstützend anschauen und durchlesen kannst.

Viel frische Luft und Bewegung tun dir während des Fastens besonders gut. Aber Achtung: jetzt keinen Leistungssport betreiben. Lieber achtsam spazieren gehen. Und für jede Menge Sauerstoffaufnahme sorgen.

Hunger und Appetit können dir die Fastentage ganz schön schwer machen: Aber du kannst dich dagegen wappnen. Tees mit Zitronenverbene, Ingwer, Salbei oder Fenchel tun gut und helfen, den Heißhunger im Zaum zu halten. Es gibt auch spezielle Fastentees, die du dir besorgen kannst. Du kannst es auch mit Bittertropfen versuchen: einfach 5-10 min vor der Fastensuppe oder den Fastensäften einnehmen.

Es kann sein, dass dein Kreislauf durch das Fasten manchmal etwas schwächelt oder angestrengt ist. Hier helfen Kneippgüsse und Wechselduschen.

Wenn du normalerweise viel Kaffee trinkst, reduzier am besten schon vor dem Beginn der Fastenphase die Menge. Möglicherweise reagiert dein Körper bei plötzlichem Koffeinentzug mit Rücken- oder Kopfschmerzen.

Langfristiger Effekt: Was tun, damit der Erfolg bleibt

Super, du hast es geschafft. Aber was passiert nach dem Fasten? Hier gilt: Wie nachhaltig der Effekt wirkt, hängt davon ab, wie du nach dem Fasten weitermachst.

Bei vielen Menschen hat sich durch das Fasten der Geruchs- und Geschmackssinn verändert. Das hilft, die Ernährung auch langfristig umzustellen. Wenn du in der Fastenphase achtsamer geworden bist, gelingt es dir sicher auch, Routinen im Alltag umzustellen oder dir z. B. immer mal Momente einzuplanen, denen du dich fokussierst, Überflüssiges weglässt oder das Handy zur Seite legst.

Sei geduldig mit dir selbst – Veränderung braucht Zeit und natürlich auch ein bisschen Selbstdisziplin. Motivier dich selbst: Denn du hast ja bereits das Fasten gemeistert. Bis sich neues Verhalten etabliert und verankert hat, versuch dranzubleiben, damit du nicht wieder in alte Verhaltensmuster rutschst. Es lohnt sich!

Fasten ist kein Muss und manchmal sogar ungesund

Auch wenn viele Menschen irgendwann im Leben einmal fasten, Fasten ist kein Muss – Trend hin oder her. Lass dich nicht unter Druck setzen. Du entscheidest ganz allein, was dir gut tut.

Und auch wenn du dich dafür entscheidest: Wie oder was du fastest, ist ganz individuell. Du kannst auch nur auf eine bestimmte Sache verzichten, z. B. auf Alkohol oder Handy freie Zeiten etablieren. Getreu dem Motto: Alles kann – nichts muss.

Es gibt allerdings Indikationen, bei denen du aufs Fasten verzichten solltest:

Auf Essen verzichten: Nicht für alle Menschen gut

Nicht für alle Menschen ist Fasten gesund. Wer auf Essen verzichten will, spricht am besten vorher mit seiner Ärztin oder seinem Arzt. Denn neben vielen positiven Effekten, die das Fasten mit sich bringt, gibt es manchmal auch Vorerkrankungen oder Bedingungen, bei denen du nicht fasten solltest:

  • Bist du schwanger oder stillst du gerade? Dann Finger weg vom Fasten! Du und dein Baby brauchen Energie und Nährstoffe.
  • Deine Kinder wollen fasten? Sollten sie nicht. Lass sie erstmal größer werden.
  • Leidest du an symptomatischen Gallensteinen oder Gicht? Lieber nicht fasten. Und wenn nur mit ärztlicher Betreuung.
  • Hattest du schon mal eine Essstörung? Dann lieber aufpassen. Denn eine solche Fastenphase kann das Auftreten von neuen Essstörungen fördern.
  • Thromboserisiko vorhanden? Beim Fasten tritt ein Blutgerinnungsfaktor verstärkt auf, der Thrombosen begünstigen kann.

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