Schutz vor Cybergrooming

Soziale Netzwerke und Online-Spiele – viele Kinder und Jugendliche verbringen eine Menge Zeit online. Doch Vorsicht: In der Anonymität des Netzes lauern auch Gefahren. Wir geben Tipps, wie Eltern ihre Kinder vor Cybergrooming schützen können.

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Soziale Netzwerke und Online-Spiele – viele Kinder und Jugendliche verbringen eine Menge Zeit online. Doch Vorsicht: In der Anonymität des Netzes lauern auch Gefahren. Wir geben Tipps, wie Eltern ihre Kinder vor Cybergrooming schützen können.

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Was ist Cybergrooming

Unter Cybergrooming versteht man das gezielte Anbahnen von sexuellen Kontakten durch einen Erwachsenen gegenüber Minderjährigen im Internet.

Über Online-Plattformen, soziale Netzwerke, Online-Spiele oder Foren versuchen die Täter*innen, Vertrauen zu ihren Opfern aufzubauen und zu manipulieren, um sexuelle Handlungen zu erzwingen – online oder real.

Der Begriff setzt sich aus den englischen Worten „Cyber“ und „Grooming“ zusammen:

  • Cyber meint die digitale Welt, v. a. das Internet und Online-Plattformen, denn hier finden die Interaktionen zwischen Täter*innen und Opfern statt
  • Grooming bedeutet übersetzt Pflegen. Damit ist der Prozess gemeint, durch den Täter*innen Vertrauen zu ihren Opfern aufbauen, um sie anschließend manipulieren zu können.

Super wichtig zu wissen: Schon das Anbahnen ist eine Straftat, unabhängig davon, ob es danach zu einem digitalen oder persönlichen Kontakt kommt.

Achtung Warnsignale bei Online-Kontakten – wie Cybergrooming abläuft

„Du spielst aber gut, wie lange machst du das schon?“ Schnell ist ein 1. Kontakt über das Online-Game hergestellt. Eine scheinbar unverfängliche Konversation mit dem potentiellen Opfer beginnt – und schon hat die oder der Cybergroomer seine Fühler ausgestreckt.

Das Anbahnen funktioniert oft nach einem ähnlichen Schema. Das zu kennen hilft, denn es gibt bestimmte Warnsignale bei Online-Kontakten, die dich und dein Kind aufhorchen lassen sollten.

Die Anonymität des Internets macht es für Täterinnen und Täter relativ leicht, direkt in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen zu treten – ohne dass es Erwachsene bemerken. Viele Online-Spiele lassen sich zusammen mit Fremden spielen, soziale Medien ermöglichen super easy den Kontakt zu anderen Nutzer*innen. Über die Chatfunktion ist schnell ein persönliches Gespräch entfacht, obwohl sich die Kommunizierenden noch nie live gesehen haben, einander nicht real kennen und oft auch nur mittels Nicknamen interagieren.

Das Tückische: Die Täterinnen und Täter geben sich meist als etwa gleich alt aus und versuchen durch den Chat in einen persönlichen Kontakt zu treten. So bauen sie Vertrauen und eine vermeintliche Nähe auf – und damit Hemmschwellen beim Opfer ab.

Wie gehen Missbrauchende dann vor? Sie teilen Interessen, überhäufen das Opfer mit Komplimenten oder Geschenkangeboten und versuchen dabei unverfänglich abzuklären, ob das Kind gerade allein ist.

Täter*innen zeigen sich als eng vertraute Ansprechpartner*innen und verlässliche Bezugspersonen, um Vertrauen beim Kind aufzubauen. Durch viele, oft übertriebene Komplimente, Aufmerksamkeit und vermeintliche Zuneigung – auch „Lovebombing“ genannt – versuchen sie, das Kind emotional abhängig zu machen.

Ist Vertrauen aufgebaut, distanzieren sie das Kind von real nahestehenden Menschen, v. a. den Eltern. Diese Isolation gibt den Cybergroomern noch mehr Einfluss und Macht über das Opfer.

Sobald die Täterinnern und Täter das Gefühl haben, dass das Kind ihnen vertraut, lenken sie die Kommunikation in eine sexuelle Richtung. Das kann ganz unterschiedlich laufen. Sie verschicken z. B. selbst sexuelle Inhalte oder fragen nach Bildern oder Videos des Kindes. Manchmal wird das Opfer bedrängt, die Kamera anzuschalten. Oder Täter*innen fragen nach einem Offline-Treffen.

Missbrauchende wollen ihre Opfer manipulieren, einschüchtern und in eine Situation bringen, in der sie sich hilflos fühlen. Deswegen bauen sie im Verlauf schnell Druck auf oder erpressen das Kind. Ein „Nein“ akzeptieren sie nicht. Täter*innen bestehen auf Geheimhaltung, das Kind soll niemandem von ihrem Gespräch erzählen oder etwas zeigen.

Für das betroffene Kind eine äußerst beängstigende Situation, denn u. U. drohen Täter*innen damit, die gesendeten Inhalte zu veröffentlichen oder der Familie zu schaden.

Online-Sicherheit für Kinder: So schützt du dein Kind

Die Welt wird immer digitaler – damit geraten auch Kinder sehr früh in Kontakt mit sozialen Netzwerken oder Online-Spielen. Auch dann, wenn du als Elternteil dein Kind zuhause abschirmst und die Tools nicht zugängig machst. Denn über Klassenkamerad*innen, ob im Schulbus, der Pause oder nachmittags bei Treffen, kommen viele Kinder dennoch in Kontakt mit digitalen Medien. Prävention ist daher das A und O: Klär dein Kind über Cybergrooming und Warnsignale bei Online-Kontakten auf.

So kannst du vorgehen:

Sprich offen und interessiert mit deinem Kind und bleib mit ihm im Kontakt darüber, welche Online-Spiele oder soziale Netzwerke es nutzt. Ganz wichtig: Lass dein Kind spüren, dass es sich jederzeit an dich wenden kann, wenn es Fragen hat oder sich mit etwas Erlebtem unwohl fühlt. Kinder trauen sich oft nicht, frei zu erzählen, weil sie sich schämen oder Angst vor Bestrafung haben – gerade wenn sie vielleicht doch mal etwas Verbotenes gemacht haben.

Vereinbar Regeln mit deinem Kind. Kleinere Kinder sollten z. B. gar nicht mit Fremden kommunizieren. Bei Jugendlichen ist das kaum machbar – besprich daher sogenannte „Red Flags“, bei denen das Kind den Kontakt abbrechen sollte. Das sind:

  • Der Versuch, die Kommunikation auf eine privatere Plattform zu verlegen bzw. Frage nach privaten Kontaktmöglichkeiten/-adressen.
  • Das Gespräch wird auf sexuelle Themen gelenkt.
  • Die bzw. der andere fragt nach Fotos oder Videos oder du sollst die Webcam einschalten.
  • Das Gegenüber bietet Geschenke an.
  • Vorschlag eines realen Treffens.

Kinder müssen lernen, sich in der Welt zurechtzufinden. Dazu gehört heute auch Medienkompetenz. Denn wer sich auskennt, kann Risiken besser einschätzen und weiß sich schneller zu helfen.

Daher: Besprich mit deinem Kind Regeln für die Mediennutzung. Rede mit ihm über mögliche Gefahren des Internets – auch neben all dem Guten – und erklär ihm die Gründe. Dann kann es besser verstehen, warum und an welchen Stellen es vorsichtig sein sollte. Als Beispiel: Immer mit der Herausgabe der eigenen Daten vorsichtig sein! Warum? Bilder, sobald sie versendet sind, bleiben dauerhaft im Netz. In dem Moment, in dem sie versendet sind, hat das Kind keinen Einfluss mehr darauf, was mit ihnen geschieht – ob sie bei der bzw. dem Empfänger*in bleiben, weiterverschickt werden oder sogar als Druckmittel verwendet werden.

Zum Schutz vor Cybergrooming gibt es auch spezielle Schulungen und Angebote für Eltern und Kinder, die Medienkompetenz vermitteln und aufklären. Viele Schulen bieten – z. B. in Kooperation mit der Polizei – in regelmäßigen Abständen hierzu Schulungen; frag einfach mal nach.

Ermutige dein Kind, „Nein!“ zu sagen, wenn sich etwas komisch anfühlt und sag ihm, dass es einen Online-Kontakt jederzeit abbrechen oder auch melden kann. Es gibt Melde- und Blockiersysteme auf den Plattformen. So kann sich dein Kind selbst aber auch andere potentielle Opfer schützen.

Schau hin: Welche Online-Portale nutzt dein Kind, und wie sind die Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen? Unterstütz dein Kind hier unbedingt, damit es möglichst sicher im Netz unterwegs ist.

Mit den eigenen Eltern über Sexualität zu sprechen, ist für Kinder manchmal nicht leicht, v. a. wenn sie in die Pubertät kommen. Und hey, das ist ok. Gib deinem Kind Adressen von Beratungsstellen für Cybergrooming an die Hand – falls es sich im Fall des Falles lieber woanders Unterstützung holen möchte. Oft ist auch anonyme Hilfe möglich. Kontaktadressen haben wir dir weiter unten gelistet.

Cybergrooming: Was können Eltern und Betroffene jetzt tun?

Trotz aller Vorsorge kann es passieren, dass dein Kind Opfer von Cybergrooming wird. Dann ist erstmal super wichtig: Dein Kind ist niemals schuldig! Allein die Täterinnen und Täter sind verantwortlich – sie tragen die volle Schuld. Versuch deinem Kind, Scham und Druck zu nehmen. Und versuch für dich selbst, bei aller Sorge und Wut einen möglichst klaren Kopf zu behalten.

So handelst du richtig:

Sicher Chatverläufe, mach Screenshots von Nachrichten, Bildern und sonstigen Beweisen – das hilft für die Anzeige bei der Polizei oder für einen möglichen Prozess.

Cybergrooming ist eine Straftat! Wende dich schnellstmöglich an die Polizei. Du kannst dich hier übrigens auch anonym beraten lassen.

No contact! Sprich mit deinem Kind, dass es keine Nachrichten des Täters bzw. der Täterin mehr beantwortet. Und wenn du alle Beweise gesichert hast: Blockier den Cybergroomer auf allen Kanälen, damit er oder sie dein Kind nicht mehr kontaktieren kann.

Mögliche Folgen für Betroffene

Cybergrooming kann tiefgreifende psychologische Folgen für die Betroffene haben: Kinder fühlen sich oft verängstigt oder schämen sich und holen sich deshalb keine Hilfe. Ein Teufelskreis.

Die gute Nachricht: Kinder, die eine sichere Basis haben, haben es sicherlich ein bisschen leichter, Eltern oder eine vertraute Person um Hilfe zu bitten – trotz Angst oder Scham. Hier kannst du als Elternteil also schon viel Vorarbeit leisten. Aber: Kinder, die Opfer von Cybergrooming geworden sind, werden verständlicherweise vorsichtiger gegenüber Erwachsenen, leider auch manchmal gegenüber den eigenen Eltern. Hab Geduld und vermittle deinem Kind, dass du ein offenes Ohr hast und jederzeit da bist.

Psychologische Hilfe für Jugendliche

Cybergrooming kann die Opfer traumatisieren. Durch die emotionale Manipulation, den Druck und die evtl. Erpressung können tiefe psychische Verletzungen entstehen, die langfristige Auswirkungen haben.

Es ist daher möglich, dass dein Kind professionelle therapeutische Unterstützung benötigt. So lassen sich langfristigen Folgen wie Angststörungen, Depressionen oder einem verminderten Selbstwertgefühl entgegenwirken. Auch du als Elternteil kannst dich beraten lassen und dir Unterstützung holen.

Hilfe holen

Links, Kontaktadressen und Beratungsstellen für Cybergrooming:

  • Internet-ABC: Angebot für Eltern, Kinder und Lehrkräfte, herausgegeben vom Verein „Internet-ABC e. V.“ (betreut von der Landesanstalt für Medien NRW; Mitglieder sind alle 14 Landesmedienanstalten) Zur Website Internet-ABC
  • Klicksafe: Hier findest du Infos und Links zu Beratungsstellen und Hilfsangeboten. Klicksafe ist das deutsche Awareness Centre im Digital Europe Programm (DIGITAL) der Europäischen Union für mehr Sicherheit im Internet; in Deutschland verantwortet von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Zur Website von Klicksafe
  • Infoseite des Bundeskriminalamts (BKA) zum Schutz vor Cybergrooming: Prävention und das richtige Verhalten im Ernstfall – Eltern und Jugendliche finden auf der Info-Seite des BKA umfassende Informationen zum Schutz vor Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern. Zur Website des Bundeskriminalamts

Broschueren-Download

Kompass: Weitere Infos

Im Flyer findest du weitere hilfreiche Informationen zum Versorgungsangebot Kompass.