Cybermobbing: Was Eltern tun können

Mobbing kann jede*n treffen. Wenn sich die Attacken vom Schulhof ins Internet verlagern, fühlen sich viele Betroffene und ihre Eltern machtlos. Was du tun kannst, wenn dein Kind zum Opfer oder zur Täterin bzw. zum Täter wird.

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Mobbing kann jede*n treffen. Wenn sich die Attacken vom Schulhof ins Internet verlagern, fühlen sich viele Betroffene und ihre Eltern machtlos. Was du tun kannst, wenn dein Kind zum Opfer oder zur Täterin bzw. zum Täter wird.

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Online ohne Ende

Während du gerade zu Hause auf dem Sofa oder in der Bahn sitzt, ermöglicht dir dein Smartphone, am Leben anderer teilzunehmen. In Echtzeit, egal wann und wo auf der Welt, können wir Nachrichten, Fotos und Videos miteinander teilen. Die Welt steht uns offen. Das hat seine Vor- und Nachteile und kann gerade für Kinder und Jugendliche auch zur Gefahr werden.

Cybermobbing: Was ist das?

Wenn sich Mobbing, also dauerhafte und gezielte Beleidigungen, Bedrohungen und Bloßstellungen, vom „echten“ Leben in der Schule oder in der Freizeit ins digitale Leben verlagert, spricht man von Cybermobbing. Cybermobbing ist eine Form von psychischer Gewalt. Die entsprechenden Taten können vielfältig sein: Täter*innen verbreiten z. B. in sozialen Netzwerken, Foren, Games oder über Messenger-Dienste unerlaubt diffamierende Fotos und Videos, Chatverläufe oder Gerüchte. Sie kommentieren Beleidigungen unter Beiträge, gründen Lästergruppen, legen Fake-Profile an oder schließen die Opfer aus der Klassen-WhatsApp-Gruppe aus.

Während Mobbing unter Kindern und Jugendlichen früher zeit- und ortsgebunden war und fast ausschließlich in der Schule stattfand, verfolgt Cybermobbing die Betroffenen heute bis nach Hause. Das verstärkt die seelische Belastung enorm. Hinzu kommt, dass öffentlich gepostete Unwahrheiten oder private Details einer breiten Masse frei zugänglich sind. Zeug*innen sind also nicht nur Klassenkamerad*innen, sondern unter Umständen hunderte bis tausende Fremde. Viele Betroffene bekommen nicht immer mit, wann und wo etwas über sie verbreitet wird – und haben so kaum eine Chance, die Verbreitung ihrer Fotos oder Falschinformationen zu stoppen. Hinzu kommt, dass nicht nachzuvollziehen ist, wer sich z. B. Fotos, Videos, Handynummern oder Adressen abgespeichert hat, solange sie online waren.

Ganz voneinander trennen lässt sich das Mobbing in der Schule oder in der Freizeit von Kindern und Jugendlichen und das Mobbing im digitalen Umfeld jedoch nicht. Eine Studie der TU Berlin zeigt, dass das Online- und Offline-Verhalten von Schüler*innen eng miteinander verknüpft ist, sich ergänzt und sogar verstärkt. Das Mobbing beginnt häufig in der Schule und setzt sich im Internet eine Nummer heftiger fort. Die Hemmschwelle beim Cybermobbing ist niedrig: In der Anonymität des Internets fühlen sich die Täter*innen stark – und werden nicht direkt mit der Reaktion, den Tränen oder der Scham ihres Opfers konfrontiert. Durch die zahlreichen digitalen Möglichkeiten können Betroffene der Situation kaum entkommen und die Ausmaße nicht kontrollieren. Das verstärkt das seelische Leid umso mehr.

Gesundheitliche Folgen von Cybermobbing

Cybermobbing ist eine Form von psychischer Gewalt. Die Betroffenen fühlen sich oft hilflos und ohnmächtig. Die Situation wirkt aussichtslos. Der seelische Schmerz und der Stress, den das Mobbing auslöst, können sich dauerhaft auf die Gesundheit auswirken. Die möglichen Folgen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden:

  • Charakterliche Veränderungen: Wut, gedrückte Stimmung, Verschlossenheit durch Angst, Rückzug aus dem Familienleben
  • Körperliche Stresssymptome: Kopf- und Magenschmerzen sowie Schlaf- und Konzentrationsprobleme können zu einem Leistungsabfall in der Schule führen.
  • Psychische Störungen: Angstzustände, Depressionen
  • Im Extremfall: Suizid

Information

Zahlen und Fakten

Cybermobbing betrifft 17,3 % aller Schüler*innen in Deutschland. Das sind fast 2 Mio. Kinder und Jugendliche. Bereits in der Grundschule kommt jedes 10. Kind damit in Kontakt. Bei den 10- bis 12-Jährigen haben 26 % bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht, bei den 16- bis 18-Jährigen schon 45 %, und bei den über 18-Jährigen sogar 56 %. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungs.

Ist mein Kind betroffen?

Mobbing ist willkürlich. Kein Kind kann zu 100 % davor geschützt werden. Eltern können ihre Kinder jedoch vorbeugend über die Risiken und Folgen von Cybermobbing aufklären und sollten Interesse an ihren Online-Aktivitäten ihrer Kinder zeigen. Beides sensibilisiert Kinder für das Thema und kann sie davor schützen, Opfer oder auch Täter*in von bzw. beim Cybermobbing zu werden. Expert*innen raten: Sprich mit deinem Kind darüber, was es sich im Internet anschaut, auf welchen Plattformen es unterwegs ist und mit wem es was kommuniziert. Gib Regeln vor und biete dich immer als Ansprechpartner*in an.

Viele Kinder verheimlichen ihren Eltern erst einmal, dass sie von Cybermobbing betroffen sind. Das bedeutet nicht, dass sie ihnen nicht vertrauen. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich schämen und ihr Leid deshalb herunterspielen. Bei diesen Anzeichen sollten Eltern nachhaken:

  • Dein Kind erzählt weniger von der Schule und wirkt bedrückt.
  • Es schläft nicht mehr gut, klagt über Kopfschmerzen oder hat keinen Appetit mehr.
  • Niedergeschlagenheit, Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühle – das Selbstvertrauen deines Kindes leidet.
  • Dein Kind ist plötzlich deutlich weniger online, wirkt traurig oder wütend, nachdem es am Handy war, oder legt sein Handy sofort weg, wenn jemand ins Zimmer kommt.
  • Der Übergang von psychischer Gewalt – zu der Cybermobbing zählt – zu physischer kann fließend sein. Es kann also vorkommen, dass du bei deinem Kind leichte Blessuren oder beschädigte Kleidung bzw. beschädigte Gegenstände entdeckst.

Liebe Eltern, so könnt ihr helfen

Erst mal durchatmen. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind gemobbt wird, nimm dir Zeit und sprich es in Ruhe darauf an. Wahrscheinlich wird es deine Fragen zunächst abblocken, die Situation herunterspielen oder mit Scham reagieren. Das ist ganz normal. Biete jetzt deine Unterstützung an und reagiere nicht mit Schuldzuweisungen. Besprecht, welche Situationen dein Kind besonders belasten, und sucht gemeinsam nach einer Lösung, mit der ihr euch beide wohlfühlt. Fühlt sich dein Kind übergangen, kann das Vertrauen zwischen euch darunter leiden.

Im nächsten Schritt kannst du deinem Kind erklären, dass online dieselben Gesetze wie auch offline gelten. Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen sind strafbar. Ebenso wie die Verletzung der Persönlichkeitsrechte, also die unerlaubte Veröffentlichung von Fotos und Videos. Haben Gerüchte, Beleidigungen oder Videos erst mal ihren Weg ins Netz gefunden, heißt es: Schnell reagieren, bevor es weiterverbreitet wird! Das kannst du tun:

Mach Screenshots oder Bildschirmaufnahmen der entsprechenden Posts bzw. Beiträge. Sammle alle Informationen über die Täterin oder den Täter auf der Plattform, z. B. Nutzername, Link zum Profil der Täterin bzw. des Täters, Link zum Beitrag etc.

Setz dich direkt mit den Täter*innen oder deren Eltern in Kontakt. Erkläre, wie verletzend die Inhalte sind, und fordere dazu auf, diese zu löschen.

Löscht die Täterin bzw. der Täter die Inhalte nicht freiwillig, kannst du dich mit den gesammelten Belegen an die Betreiber*innen der Plattform wenden. Die Kontaktdaten findest du im Impressum oder über den Hilfebereich. Der Betreiber bzw. die Betreiberin ist dazu verpflichtet, Verunglimpfungen zu löschen. Viele Plattformen bieten alternativ die Möglichkeit, Inhalte über einen Button zu melden.

Fast alle Plattformen bieten die Funktion, Kontakte zu blockieren. Die Täter*innen können so nicht mehr auf das Profil deines Kindes zugreifen und können es nicht mehr kontaktieren. Auch dein Kind sieht nicht mehr, was die Cybermobber*innen posten oder schreiben. Das hindert sie zwar nicht daran, weiterhin unangemessene Inhalte zu verbreiten, stoppt sie aber dabei, dein Kind auf direktem Wege zu belästigen.

Cybermobbing beginnt häufig schon auf dem Schulhof. Das heißt: Die Täter*innen sind bekannt. Suche das Gespräch mit ihren Eltern sowie der Schule und thematisiere das Mobbing. Häufig kann das bereits helfen.

In schweren Fällen kannst du rechtliche Schritte einleiten und eine Strafanzeige gegen die Täter*innen stellen. Dafür ist es wichtig, dass du alle Vorkommnisse detailliert dokumentiert hast.

Hilfe, mein Kind mobbt

Cybermobbing funktioniert nicht ohne Täter*innen. Auf jede*n Betroffene*n kommt also mindestens ein Kind, dass die Beleidigungen oder Fotos im Internet verbreitet. Hast du erfahren, dass dein Kind andere Kinder mobbt, solltest du es darauf ansprechen. Auch wenn du enttäuscht oder wütend bist: Versuche, dein Kind nicht zu verurteilen. Setzt euch in Ruhe zusammen und versucht, gemeinsam Lösungen zu finden. So kannst du in ein Gespräch starten:

Welche Gründe hatte dein Kind, andere bloßzustellen, auszugrenzen oder zu beschimpfen? Ist es vielleicht unzufrieden mit sich selbst, oder sehnt sich dein Kind nach mehr Anerkennung?

Verdeutliche deinem Kind, in welche Lage es das andere Kind gebracht hat. Bitte es, sich in die Lage seines Opfers hineinzuversetzen, und zeige Alternativen auf, wie man in Streitsituationen respektvoll miteinander umgeht.

Mobbing kann von einzelnen Personen, aber auch von mehreren Täter*innen ausgehen, die sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben. Finde heraus, ob es weitere Mobber*innen gibt und wer diese sind. Vernetze dich mit deren Eltern und besprecht gemeinsam, wie das Mobbing beendet werden kann.

Schikaniert dein Kind nach eurem Gespräch weiterhin sein Opfer, kannst du z. B. eine Instagram-, TikTok-, YouTube- oder WhatsApp-Pause anordnen. Je nachdem, auf welcher Plattform das Mobbing stattfindet.

Lehrkräfte miteinbeziehen

Betroffene Kinder, aber auch jene, die Mobbingtaten beobachtet haben bzw. bezeugen können, können sich in der Schule bei ihren Lehrkräften oder Sozialpädagog*innen Hilfe holen. Maßnahmen wie ein Kummerkasten erleichtern es Schüler*innen, den 1. Schritt zu gehen und sich anzuvertrauen. Die Pädagog*innen können Tipps geben, wie das Kind mit dem Mobbing umgehen kann, und konkrete Schritte planen, die vor weiteren Attacken schützen. In der Schule gilt: Mobbing ist kein Einzelproblem, sondern betrifft immer die gesamte Klasse. Denn es lebt vom Mitmachen und Zuschauen.

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