Ursachen für Regretting Motherhood
Ambivalente Gefühle gegenüber seinen Kindern zu haben, bedeutet nicht, dass man seine Rolle als Mutter oder Vater grundsätzlich infrage stellt. Das tut man allerdings bei Regretting Motherhood oder Regretting Parenthood.
Doch warum bedauern so viele Menschen ihre Elternschaft? Die Familienpsychologin Nina Grimm nennt einen wichtigen Grund: „Es ist schwer, sich auszumalen, was Mutterschaft bedeutet.“ Die Verantwortung, die schlaflosen Nächte, die Belastungen – davon würden viele überrollt. Hinzu kämen die überzogenen gesellschaftlichen Erwartungen an die Mutterschaft. „Über die negativen Auswirkungen, die das Elternsein hat, wird viel zu wenig gesprochen.“
Regretting Motherhood kann durch äußere Faktoren verstärkt werden:
- Care-Arbeit wird immer noch nicht gerecht verteilt. Meist lastet der Großteil auf den Schultern von Frauen. Laut einer Studie der Bundesstiftung Gleichstellung erledigen sie 9 h mehr Care-Arbeit pro Woche als ihre Partner.
- Weil sie weniger verdienen (Gender Pay Gap), bleiben sie nach der Geburt eines Kindes eher zu Hause oder arbeiten in Teilzeit. Deshalb leiden besonders Frauen unter Regretting Parenthood.
- Die Gesellschaft erwartet, dass man Kinder bekommt. So entscheiden sich auch Frauen dafür, die keinen tiefen Wunsch verspüren, Mutter zu werden. 68 % der kinderlosen Frauen fühlen den Druck, sich für ihre Kinderlosigkeit zu rechtfertigen.
- Die Fremdbestimmung durch Kinder ist groß. Man hat nur noch eingeschränkten Freiraum für die eigene berufliche und persönliche Weiterentwicklung.
- Vielen fehlt die Unterstützung durch ein soziales Netz und die Betreuungssituation in Kitas und Co. lässt oft zu wünschen übrig. Für Unter-3-Jährige fehlen in Deutschland rund 300.000 Kitaplätze.
- Menschen bekommen generell wenig Anerkennung für Erziehungsarbeit.
Doch Vorsicht vor Missverständnissen! Regretting Motherhood muss nicht von schwierigen äußeren Umständen abhängen. Auch Eltern, die nicht unter belastenden Faktoren leiden, können die Elternschaft bereuen. Einfach weil sie unter der Fremdbestimmung leiden oder sich mit der Rolle der Mutter oder des Vaters nicht richtig identifizieren können.