Lungen­entzündung durch Mykoplasmen

Immer mehr Kinder stecken sich mit Mykoplasmen an und erkranken an einer Lungenentzündung. Die winzigen Bakterien bleiben oft lange unbemerkt. Worauf du achten solltest und was deinem Kind hilft.

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Immer mehr Kinder stecken sich mit Mykoplasmen an und erkranken an einer Lungenentzündung. Die winzigen Bakterien bleiben oft lange unbemerkt. Worauf du achten solltest und was deinem Kind hilft.

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Was sind Mykoplasmen?

Husten, Schnupfen, Heiserkeit – na klar, gerade Kinder sind in den Herbst- und Wintermonaten ständig erkältet. Doch diese scheinbar harmlosen Symptome können auch erste Anzeichen einer Mykoplasmen-Infektion sein. Du hast bisher noch nie von Mykoplasmen gehört? Dann wird’s Zeit, das nachzuholen! Denn die kleinen Bakterien sind nicht nur für leichte Atemwegserkrankungen verantwortlich, sondern können auch ernstzunehmende Lungenentzündungen verursachen.

Mykoplasmen sind sehr kleine Bakterien, die typischerweise durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Wenn eine infizierte Person spricht, hustet oder niest, gelangen die Mykoplasmen in die Luft – und schwups finden sie beim Einatmen den Weg in unseren Körper. Das Besondere an diesen Bakterien ist, dass sie keine feste Zellwand besitzen, ihre Form verändern können und eher langsam und träge sind. Und genau das macht die Mykoplasmen so tückisch. Weil Mykoplasmen keine Zellwände haben, an denen Antibiotika normalerweise ansetzen, wirken viele von diesen Medikamenten nicht.

Zudem können sie aufgrund ihrer geringen Größe viele der handelsüblichen Bakterienfilter einfach durchwandern und sich so leicht in der Luft verteilen.

Lungen­entzündung durch Mykoplasmen: Infektionszahlen steigen

Mykoplasmen-Infektionen waren früher eher selten. Doch seit 2022 ist die Zahl der gemeldeten Fälle regelrecht explodiert, vor allem bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren. Laut RKI hat sich die Zahl der gemeldeten Mykoplasmen-Infektionen in Deutschland von 2022 auf 2023 bei Kindern mehr als verzehnfacht. Tendenz steigend. Bei Erwachsenen lässt sich zwar auch einen Anstieg beobachten, aber dieser ist bei Weitem nicht so dramatisch.

In einer aktuellen Studie im Fachmagazin Lancet konnten Wissenschaftler zeigen, dass sich Lungenentzündungen durch Mykoplasmen seit 2023 weltweit vermehrt ausbreiten. Aber warum ist das so? Die Experten vermuten, dass vor allem 2 Gründe für den Anstieg dieser sogenannten Mykoplasmen-Pneumonie verantwortlich sein könnten:

  • Nachlassende Herdenimmunität: Lungenentzündungen durch Mykoplasmen sind an sich nichts Ungewöhnliches. Vor der Corona-Pandemie war fast jede 10. Lungenentzündung auf dieses winzige Bakterium zurückzuführen. Doch mit den allgemeinen Schutzmaßnahmen in der Pandemie wurde seine Ausbreitung deutlich gebremst. Durch Masken, regelmäßiges Händewaschen und Abstandhalten haben wir uns nicht nur vor Corona, sondern auch vor Mykoplasmen geschützt. Ganz praktisch, oder? Doch je seltener wir mit Krankheitserregern in Kontakt kommen, desto schlechter kann sich unser Immunsystem gegen diese Angreifer wehren. Genau diesen Effekt sieht man nun bei Kindern.

  • Normale, wellenförmige Entwicklung: Mykoplasmen-Pneumonien kommen schon immer in Wellen vor, das ist ganz normal. Etwa alle 4-6 Jahre steigen die Infektionen dann deutlich an. Besonders in den Wintermonaten und überall dort, wo enger Kontakt herrscht, wie in Schulen, Familien oder Pflegeheimen.

Symptome der Mykoplasmen-Pneumonie

Eine Lungenentzündung durch Mykoplasmen beginnt in der Regel ganz harmlos. Etwa 2-3 Wochen nachdem sich die Kinder mit den Bakterien angesteckt haben, zeigen sich erste Symptome wie:

  • Husten
  • Kopfschmerzen
  • Kältegefühl
  • Abgeschlagenheit
  • leichtes Fieber

Innerhalb von 3-4 Tagen kommt dann ein hartnäckiger Husten hinzu, der sich über Wochen halten kann. Bei vielen Kindern führt das ständige Gehuste dazu, dass die Muskeln im Bereich der Lunge verkrampfen und starke Brustschmerzen hervorrufen. Ungefähr jedes 10. Kind mit einer Mykoplasmen-Pneumonie bekommt einen Hautausschlag, der aus roten Flecken und kleinen Erhebungen besteht.

Im Vergleich zu einer „normalen“ Lungenentzündung – z. B. durch Pneumokokken – sind die Symptome meist deutlich milder. Die Kinder wirken nicht so schwer krank. Dennoch darfst du eine Mykoplasmen-Infektion auf keinen Fall unterschätzen. Als Faustregel gilt: Ist dein Kind länger als 2-3 Tage krank, solltest du deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt aufsuchen.

Ist eine Mykoplasmen-Pneumonie ansteckend?

Hatschi! Mit jedem Niesen verteilen wir unzählige Krankheitserreger in die Luft. Dazu gehören unter anderem Erkältungsviren als auch Bakterien wie z. B. Mykoplasmen. Trotzdem ist das Risiko, wirklich an einer Lungenentzündung zu erkranken, für junge und gesunde Menschen eher gering. In der Regel sorgen Antikörper und Abwehrzellen dafür, dass die Lunge gesund bleibt.

Bei Mykoplasmen besteht eine relativ hohe Ansteckungsgefahr. Expert*innen gehen davon aus, dass bis zu 40 % der Personen, die engen Kontakt zu einer infizierten Person haben, sich ebenfalls mit dem Bakterium anstecken. Auch vermeintlich gesunde Personen können die Keime im Nasen-Rachen-Raum haben und sie unbewusst an andere weitergeben.

Zwischen der Ansteckung mit Mykoplasmen und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen rund 12-20 Tage. Mediziner*innen nennen diesen Zeitraum auch Inkubationszeit. Während dieser Zeit kann sich der Erreger im Körper vermehren, ohne dass wir Anzeichen einer Lungenentzündung bemerken.

Wie lange eine Infektion mit Mykoplasmen tatsächlich ansteckend ist, lässt sich nicht genau sagen. Das liegt daran, dass die Inkubationszeit stark variiert und die Krankheit teilweise völlig unbemerkt verlaufen kann. Fest steht: Ja, eine Mykoplasmen-Pneumonie ist ansteckend. Fest steht aber auch: Vor den häufigsten Erregern einer Lungenentzündung kann man sich schützen – und zwar mit einer Pneumokokken-Impfung. Eine Impfung gegen Mykoplasmen gibt es allerdings nicht.

Wie lassen sich Mykoplasmen nachweisen?

Um sicher feststellen zu können, ob sich dein Kind mit Mykoplasmen oder mit anderen Krankheitserregern angesteckt hat, ist immer ein Nasen-Rachen-Abstrich notwendig. Das heißt bei Verdacht auf eine Lungenentzündung wird deine Kinderärztin oder dein Kinderarzt eine Speichelprobe aus dem Rachen entnehmen und diese anschließend an ein Labor schicken. Danach heißt es abwarten und Tee trinken. Denn bis die Laborergebnisse vorliegen, können mitunter mehrere Tage vergehen.

Genau das macht die Erkrankung so tückisch. Ein ausführliches Gespräch, eine gründliche körperliche Untersuchung und eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs reichen nicht aus, um eine Lungenentzündung durch Mykoplasmen sicher nachzuweisen. Erst ein sogenannter PCR-Test kann Klarheit verschaffen.

Die gute Nachricht: Verläuft die Erkrankung bei deinem Kind mild, ist eine solch aufwändige Diagnostik oft gar nicht nötig. In den meisten Fällen heilen Mykoplasmen-Pneumonien innerhalb von 3-4 Wochen von alleine aus.

Was hilft?

Wichtig zu wissen: Hat sich dein Kind nachweislich mit Mykoplasmen angesteckt, müssen spezielle Antibiotika her. Die Mittel, die üblicherweise bei Lungenentzündungen eingesetzt werden, wirken hier nämlich nicht.

Trotzdem wird dein Kind zunächst wahrscheinlich mit einem sogenannten Breitbandantibiotikum behandelt, da der Nachweis der Mykoplasmen oft mehrere Tage dauert. Diese Mittel kommen ins Spiel, wenn die Ärztin oder der Arzt zwar schon weiß, dass es sich um eine bakterielle Lungenentzündung handelt, aber noch nicht genau, welcher Erreger dahintersteckt.

Mit den richtigen Medikamenten gegen die Mykoplasmen wird dein Kind aber in der Regel ruckzuck wieder gesund. Normalerweise dauert die Behandlung 5-7 Tage.

Eine schwere Lungenentzündung darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn dein Kind hohes Fieber hat, schlecht Luft bekommt und seit Tagen immer wieder husten muss, dann scheu dich nicht und fahre unbedingt in das nächste Krankenhaus. Unbehandelt kann die Erkrankung Spätfolgen nach sich ziehen. Dazu gehören unter anderem Probleme bei der Atmung und Herzrhythmusstörungen.

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