Plötzlicher Kindstod: Was Eltern wissen sollten

Dass ein Säugling während des Schlafs stirbt, passiert zum Glück sehr selten – ist dadurch aber nicht weniger schrecklich. Wie können Eltern dem plötzlichen Kindstod vorbeugen?

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Dass ein Säugling während des Schlafs stirbt, passiert zum Glück sehr selten – ist dadurch aber nicht weniger schrecklich. Wie können Eltern dem plötzlichen Kindstod vorbeugen?

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Definition

Mit dem Begriff „plötzlicher Kindstod“ wird das unerwartete Sterben eines Säuglings im Schlaf ohne erkennbare Ursachen, z. B. Krankheit oder Unfall, bezeichnet. Auch nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung des Auffindeorts und des verstorbenen Kindes bleiben die genauen Todesumstände ungeklärt. Es handelt sich beim plötzlichen Kindstod also immer um eine Ausschlussdiagnose.

Vorkommen

Im Jahr 2023 starben in Deutschland 83 Kinder am plötzlichen Kindstod – auch SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) genannt. Die Auswertungen der letzten Jahrzehnte zeigen: Die meisten SIDS-Todesfälle ereignen sich zwischen dem 2. und 5. Lebensmonat. Vereinzelt kann es aber auch noch nach dem 1. Lebensjahr zum plötzlichen Kindstod kommen. Außerdem sind Jungen etwas häufiger als Mädchen betroffen.

Die SIDS-Fallzahlen sind in den letzten 3 Jahrzehnten deutlich gesunken: 1991 sind laut Statista 1.283 Säuglinge plötzlich und unerwartet im Schlaf gestorben. Der starke Rückgang konnte durch konsequente Aufklärung über die Risiken und entsprechende Vorbeugemaßnahmen erreicht werden. Auch wenn die Todesfälle in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind: Der plötzliche Kindstod zählt immer noch zu den häufigsten Todesursachen im Säuglingsalter.

Ursachen

Die genauen Ursachen für den plötzlichen Kindstod sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination von mehreren Risikofaktoren, die gleichzeitig zusammenkommen müssen, für SIDS verantwortlich ist:

  • Angeborene Faktoren bzw. eine familiäre Veranlagung für SIDS
  • Eine kritische Entwicklungsphase bzgl. der Ausreifung der vegetativen Atemreflexe
  • Äußere Stressfaktoren wie teilweiser oder vollständiger mechanischer Verschluss der Atemwege, Überwärmung oder Einatmen von Schadstoffen, z. B. aus Zigarettenrauch

Ein Kind, das am plötzlichen Kindstod stirbt, erleidet einen Sauerstoffmangel, auf den es nicht mit lebenserhaltenden Reflexen reagieren kann. SIDS-Expert*innen gehen davon aus, dass diese Reflexe noch nicht ausgereift sind und somit wichtige Kontroll- bzw. Steuerungsfunktionen ausfallen. Babys erwachen bei Atemaussetzern nicht so leicht, was zu Atemstillstand führen kann.

Neue Studienergebnisse zu möglichen Ursachen

Die Annahme, dass eine defekte Steuerung des Aufwachsens im Gehirn zum plötzlichen Kindstod führt, gibt es schon lange. Doch bisher fehlten dafür konkrete Belege. Eine Forschungsgruppe aus Australien könnte 2022 einen neuen Puzzlestein auf der Suche nach biologischen bzw. genetischen Faktoren für den plötzlichen Kindstod gefunden haben. In einer Studie sammelten sie Ergebnisse dafür, dass der defekte Wachmechanismus auf einen Mangel des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE) zurückzuführen ist. Dieses Enzym ist für die Erregungsleitung im Gehirn wichtig. Wenn ein gesundes Baby mit einer lebensbedrohlichen Situation konfrontiert wird – z. B. mit Atemnot während des Schlafs –, wird es normalerweise wach. Fehlt dieses Enzym oder liegt ein Mangel vor, wird es vom Aussetzen der eigenen Atmung nicht geweckt.

Vorbeugung

Auch wenn die Ursachen für den plötzlichen Kindstod noch nicht bis ins Letzte bekannt sind und immer wieder neue Anhaltspunkte dazukommen, konnten Fachleute bereits zahlreiche Risikofaktoren aufdecken. Daraus haben sie verschiedene Vorbeugemaßnahmen im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung für Eltern abgeleitet. Auch Kinderärzt*innen und Hebammen informieren über die SIDS-Risiken und geben Tipps für den sicheren Schlaf ihres Babys.

Zu den häufigsten äußeren Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod gehören das Schlafen in Bauchlage, Rauchen und Überwärmung. Alle 3 Risiken können Eltern mit einfachen Mitteln minimieren. Einfach zu merken ist die 3-R-Regel, die für RückenlageRauchfreiRichtig gebettet steht.

Mit der 3-R-Regel der SIDS-Gefahr vorbeugen

Um das Risiko zu minimieren, dass dein Baby am plötzlichen Kindstod stirbt, ist es wichtig, dass Mund und Nase immer frei sind. Dazu sollte der Säugling immer auf dem Rücken schlafen – am besten in einem Schlafsack in altersentsprechender Größe, ohne zusätzliche Bettdecke und auf einer festen Unterlage. Die Bauchlage ist für die motorische Entwicklung von Säuglingen wichtig, aber: Babys sollten nur auf den Bauch gelegt werden, wenn sie wach und beaufsichtigt sind.

Das Risiko für den plötzlichen Kindstod verringert sich deutlich, wenn sich Babys stets in einer rauchfreien Umgebung aufhalten. Im eigenen Haushalt (vor allem in Innenräumen) und in der Nähe des Kindes sollte nicht geraucht werden. Werdende Mütter sollten darüber hinaus während der Schwangerschaft und der Stillzeit keinen Alkohol und andere Drogen konsumieren.

  • Der sicherste Schlafplatz für das 1. Lebensjahr ist das eigene Babybett im Schlafzimmer der Eltern.
  • Das Bett sollte eine feste Matratze haben.
  • Sofa oder Sessel sind keine geeigneten Schlafplätze.
  • Auf Kopfkissen, Nestchen, gepolsterte Bettumrandungen und Kuscheltiere solltest du verzichten.
  • Die optimale Raumtemperatur ist 16-18° C.
  • Im Schlafsack reicht es, wenn dein Baby einen Body und einen Schlafanzug trägt.
  • Ein Mützchen sollte dein Baby in Innenräumen nicht tragen.
  • Teste zwischen den Schulterblättern, ob sich die Haut deines Kinds warm, aber nicht verschwitzt anfühlt. Dann ist ihm weder zu warm noch zu kalt.

Information

Schon gewusst?

Die Pronova BKK übernimmt bei medizinischer Voraussetzung und unter ärztlicher Verordnung die Kosten für Überwachungsgeräte der Vitalfunktionen bei Kindern, wie Pulsoximeter oder Messgeräte für Atmung, Herzfunktion und Sauerstoffversorgung. Unabhängig von einer medizinischen Indikation finden Eltern solche Messgeräte auch in Babyfachmärkten.

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Hilfsangebote für trauernde Eltern

Der Tod des eigenen Kinds bringt Eltern und andere Angehörige in eine emotionale Ausnahmesituation. Sie stehen vor vielen verschiedenen Herausforderungen, machen sich vielleicht sogar Vorwürfe, müssen lernen, mit der unvorstellbaren Situation weiterzuleben und ihre Trauer bewältigen. Auf die Begleitung verwaister Eltern und Angehöriger haben sich verschiedene Hilfsorganisationen, Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen spezialisiert:

VEID: Bundesverband für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e. V.

GEPS: Gemeinsame Elterninitiative plötzlicher Säuglingstod e. V.

Weitere Informationen zu Selbsthilfegruppen und dazu, wie wir uns als gesetzliche Krankenkasse in diesem Bereich engagieren, liest du in unserem Leistungsbereich.