Ursachen
Die genauen Ursachen für den plötzlichen Kindstod sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination von mehreren Risikofaktoren, die gleichzeitig zusammenkommen müssen, für SIDS verantwortlich ist:
- Angeborene Faktoren bzw. eine familiäre Veranlagung für SIDS
- Eine kritische Entwicklungsphase bzgl. der Ausreifung der vegetativen Atemreflexe
- Äußere Stressfaktoren wie teilweiser oder vollständiger mechanischer Verschluss der Atemwege, Überwärmung oder Einatmen von Schadstoffen, z. B. aus Zigarettenrauch
Ein Kind, das am plötzlichen Kindstod stirbt, erleidet einen Sauerstoffmangel, auf den es nicht mit lebenserhaltenden Reflexen reagieren kann. SIDS-Expert*innen gehen davon aus, dass diese Reflexe noch nicht ausgereift sind und somit wichtige Kontroll- bzw. Steuerungsfunktionen ausfallen. Babys erwachen bei Atemaussetzern nicht so leicht, was zu Atemstillstand führen kann.
Neue Studienergebnisse zu möglichen Ursachen
Die Annahme, dass eine defekte Steuerung des Aufwachsens im Gehirn zum plötzlichen Kindstod führt, gibt es schon lange. Doch bisher fehlten dafür konkrete Belege. Eine Forschungsgruppe aus Australien könnte 2022 einen neuen Puzzlestein auf der Suche nach biologischen bzw. genetischen Faktoren für den plötzlichen Kindstod gefunden haben. In einer Studie sammelten sie Ergebnisse dafür, dass der defekte Wachmechanismus auf einen Mangel des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE) zurückzuführen ist. Dieses Enzym ist für die Erregungsleitung im Gehirn wichtig. Wenn ein gesundes Baby mit einer lebensbedrohlichen Situation konfrontiert wird – z. B. mit Atemnot während des Schlafs –, wird es normalerweise wach. Fehlt dieses Enzym oder liegt ein Mangel vor, wird es vom Aussetzen der eigenen Atmung nicht geweckt.