Alles kann, nichts muss: Sex in der Schwangerschaft

Mit einem positiven Schwangerschaftstest verändert sich vieles. Da kann der Gedanke an Sex weit weg sein. Total okay, wenn du so fühlst. Die Gründe, die jetzt für Sex sprechen, möchten wir dir trotzdem nicht vorenthalten.

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Mit einem positiven Schwangerschaftstest verändert sich vieles. Da kann der Gedanke an Sex weit weg sein. Total okay, wenn du so fühlst. Die Gründe, die jetzt für Sex sprechen, möchten wir dir trotzdem nicht vorenthalten.

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Weniger ist mehr

Viele Paare haben in der Schwangerschaft und nach der Geburt weniger Sex als vorher. Gründe für die Flaute im Bett gibt es viele: Oft fehlt es an Lust, an Zeit, an Nähe. Mach dir keine Sorgen, wenn bei euch weniger los ist als früher, und zweifle nicht an dir oder deiner Partnerschaft. Es geht den meisten werdenden Eltern und jungen Familien so. Such das offene Gespräch mit deiner Partnerin oder deinem Partner und macht euch auf den Weg, eure Lust und Liebe in dieser Situation neu zu entdecken.

Es ist auch ein spannender Lernprozess herauszufinden, was euch als Paar guttut – jenseits von Sex. Kuscheln, schmusen und streicheln: Vielen werdenden Eltern reicht diese Form von Körpernähe zunächst für ein erfülltes Liebesleben völlig aus. Vor allem wenn es das 1. Kind ist, müssen sie in ihrem neuen Alltag erst mal ankommen. Und wer schon mehrere Kinder hat, der muss überhaupt einen ruhigen Moment finden, um sich wieder nahezu kommen.

Aber: Viele spüren auch, dass die Schwangerschaft (Hormonen sei Dank!) für ein ganz neues partnerschaftliches Gefühl der Verbundenheit untereinander sorgt und Nähe und Intimität jetzt besonders wichtig sind.

Wie verändert sich das Lust­empfinden der Frau?

Jede*r empfindet Sex anders – gerade während der Schwangerschaft. Und so wie sich der Körper und das bisherige Leben durch die Geburt eines Kindes verändert, verändert sich auch das sexuelle Verlangen. Eine Schwangerschaft wirbelt den Hormonhaushalt der Frau ordentlich durcheinander. Die Östrogen- und Progesteron-Werte steigen erheblich an und sorgen körperlich und emotional für Veränderungen.

Durch die stärkere Durchblutung der Geschlechtsorgane werden Klitoris und Vulvalippen empfindsamer, und die schwangere Frau kann schneller zum Orgasmus kommen. Zudem produziert ihr Körper jetzt mehr Vaginalsekret, was die Gleitfähigkeit erhöht.

Doch gerade in den ersten Schwangerschaftswochen erleben viele Frauen typische Beschwerden wie Müdigkeit und Übelkeit, die die Lust auf Sex nicht gerade steigern. Manche werdende Mutter muss sich mit ihrem sich verändernden Körper anfreunden. Andere fühlen sich begehrenswert, schöner und sinnlicher als je zuvor. Diese gemischten Gefühle haben Auswirkungen auf die eigene Lust und auf das Liebesleben.

Gerade im 2. Trimester, wenn viele Anfangsbeschwerden, wie Übelkeit, nachlassen, kehrt bei vielen Frauen die sexuelle Lust zurück. Beflügelnd kann auch der Gedanke sein, nun nicht mehr über Verhütung nachdenken zu müssen.

Im 3. Trimester lässt diese Lust bei vielen Frauen oft wieder nach. Der Bauch ist im Weg, dicke Beine, schwache Blase, Kindstritte oder schmerzende Glieder bremsen die Lust, viele Sex-Stellungen fühlen sich unangenehm an. Bei verschiedenen Diagnosen wie vorzeitigen Wehen, einem zu früh geöffneten Muttermund oder dem Verlust von Fruchtwasser wird empfohlen, bis zur Geburt auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.

Vielleicht kommt aber auch der ärztliche Rat, im Bett noch mal Spaß zu haben – vor allem, wenn der errechnete Geburtstermin bereits verstrichen ist, die Geburt aber noch nicht begonnen hat. Der Grund? Sex kann wehenfördernd wirken.

Wie sieht es mit der männlichen Lust aus?

Auch der werdende Vater erlebt emotionale Veränderungen, muss sich auf die Situation und seine neue Rolle einstellen. Dass auch er dann weniger Lust auf Sex hat, sollte von beiden Seiten akzeptiert und ernst genommen werden. Um die Verunsicherung zu verlieren, hilft es, Gefühle und Bedürfnisse klar zu äußern. Ob Männer mehr oder weniger Lust auf Sex mit ihrer schwangeren Partnerin haben, kann man natürlich nicht verallgemeinern. Manche fühlen sich stärker zu ihr hingezogen als zuvor, andere gehen erst mal auf Abstand. Viele Männer geben als Grund für ihre sexuelle Unlust die Sorge an, das ungeborene Kind zu verletzen. Doch die ist unbegründet. Spannend: Männer, die in dieser Phase ihres Lebens weniger Sex haben, sind laut eines Artikels im „Journal of Sex & Marital Therapy “ nicht weniger zufrieden. Viel entscheidender ist für sie die emotionale Intimität mit ihrer Partnerin.

FAQs zu Sex in der Schwanger­schaft

Als Verhütungsmittel braucht ihr es jedenfalls nicht – denn schwanger bist du ja schon! Aber natürlich schützen Kondome auch in dieser Zeit vor sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Dies ist in der Schwangerschaft besonders wichtig. Eine Infektion kann nämlich zu Komplikationen bei der Geburt oder zu einer Frühgeburt führen. Lebt ihr in einer vertrauensvollen Beziehung ohne weitere, häufig wechselnde Sexpartner*innen und achtet auf eure Hygiene, braucht ihr während dieser Zeit kein Kondom. Dennoch gibt es vielen werdenden Eltern ein sicheres Gefühl, eines zu benutzen.

Ein gut gekräftigter Beckenboden hat in jeder Phase deines Lebens Vorteile. Er schützt die inneren Bauchorgane, unterstützt eine gesunde Körperhaltung und hilft bei der Kontrolle der Körperöffnungen. Dank einer gut trainierten Beckenbodenmuskulatur werden die Sexualorgane besser durchblutet – bei Mann und Frau. Dadurch steigt die sexuelle Empfindsamkeit, Orgasmen werden intensiver empfunden. Mit besonderen Beckenbodenübungen, die dir z.B. eine Hebamme zeigen kann, kannst du auch schon in der Schwangerschaft diesen wichtigen Bereich deines Körpers stärken.

Mit immer größer werdendem Bauch fühlt sich längst nicht mehr jede Sex-Stellung angenehm an – oder ist überhaupt möglich. Testet gemeinsam aus, was für euch gleichermaßen bequem und lustvoll ist. Sprecht offen über das, was euch gefällt und guttut, und vergesst den Spaß bei der Sache nicht. Es kann zu lustigen Situationen kommen, wenn ihr feststellt, dass manche Stellungen einfach nicht mehr machbar sind. Diese Sex-Positionen sind babybauchfreundlich:

  • Löffelchen-Stellung
    Beide liegen auf der Seite, die Beine sind leicht angewinkelt. Diese Position entlastet nicht nur den Schwangerschaftsbauch, sondern sorgt auch für eine weniger tiefe Penetration.
  • Reiter-Stellung
    Er liegt auf dem Rücken, sie sitzt auf ihm. In dieser Sex-Stellung wird kein Druck auf den Babybauch ausgeübt, und die Schwangere kann Rhythmus und Tiefe der Penetration selbst kontrollieren.
  • Doggy-Style
    Sie kniet im Vierfüßlerstand vor ihm, er dringt kniend von hinten in sie ein. Auch diese Sex-Position verschafft dem Babybauch genug Platz. Zum Ende der Schwangerschaft kann der herunterhängende Bauch allerdings als unangenehm empfunden werden. Dann könnt ihr ihn mit einem Kissen von unten stützen.

Keine Angst: Wenn es der Frau körperlich gut geht und sie Lust verspürt, dann spricht nichts dagegen, in der Schwangerschaft Sex zu haben – auch noch bis kurz vor der Geburt. Auch für das Kind ist Sex in einer komplikationsfrei verlaufenden Schwangerschaft unbedenklich. Manche Eltern empfinden die Anwesenheit eines – wenn auch noch sehr kleinen – „Dritten“ anfangs als irritierend. Aber es gibt keinen Grund zur Sorge: Das ungeborene Kind ist in der Gebärmutter und im Fruchtwasser gut geschützt. Außerdem wird der Penis beim Sex niemals zum Ungeborenen durchdringen und ihm schaden können. Das ist anatomisch unmöglich. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge-Untersuchungen könnt ihr mit eurer Ärztin oder eurem Arzt offen über Unsicherheiten rund um das Thema Sex in der Schwangerschaft und nach der Geburt sprechen.

Bei diesen medizinischen Situationen oder Diagnosen wird euch eure Ärztin oder euer Arzt raten, auf vaginalen Sex in der Schwangerschaft zu verzichten:

  • Infektionen
  • Blutungen
  • Eine ungünstig liegende Plazenta (Placenta praevia)
  • Vorherige Fehlgeburten
  • Vorherige Frühgeburten
  • Vorzeitige Wehen
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Ein deutlich verkürzter Gebärmutterhals
  • Ein nicht fest verschlossener Muttermund

Sex kann nur dann Wehen auslösen, wenn die Geburt kurz bevorsteht, der Körper also geburtsbereit ist. Doch durch das Zusammenspiel von Anstrengung, Bewegung und dem auch im Sperma enthaltenen Hormon Prostaglandin, kann der geburtsbereite Körper der Frau durch Sex einen Anstoß für die Geburt bekommen. Prostaglandin kann Wehen auslösen und wird auch bei einer medizinischen Geburtseinleitung verwendet. Frauen, die bereits über dem errechneten Entbindungstermin sind, wird manchmal Sex als natürliches Mittel der Geburtseinleitung empfohlen. Wenn beide Partner*innen Lust haben und es keine medizinischen Einwände gibt, könnt ihr also noch bis zum Ende der Schwangerschaft miteinander schlafen und dadurch vielleicht sogar den Startschuss für die Geburt geben.

Aufgrund der besseren Durchblutung der Vagina kann es nach dem Sex in der Schwangerschaft zu leichten Blutungen kommen. Meist sind dies harmlose Kontaktblutungen, wie sie auch nach einer gynäkologischen Untersuchung der Vagina auftreten können. Sie klingen rasch wieder ab und stellen keine Gefahr für Mutter und Kind dar. Bei Blutungen mit unklarer Ursache oder Schmerzen bei oder nach dem Geschlechtsverkehr solltet ihr eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Nach der Geburt tritt bei den meisten jungen Eltern alles, was mit Sex zu tun hat, erst mal in den Hintergrund. Mögliche Geburtsverletzungen, die Narbe nach einem Kaiserschnitt, Probleme beim Stillen, Müdigkeit und Erschöpfung sowie ein Abfall des Hormonspiegels beanspruchen dich und deinen Körper gerade sehr. Wie lange die Phase sexueller Unlust andauert, ist – wie so oft – individuell ganz verschieden. Viele Paare warten mindestens die gynäkologische Nachuntersuchung ca. 6 Wochen nach der Geburt ab, bevor sie das 1. Mal wieder Sex haben. Sex im Wochenbett – so nennen sich die 6-8 Wochen nach der Geburt – ist jedenfalls nicht verboten. Der Wochenfluss ist übrigens nicht infektiös und enthält keine gefährlichen Keime. Es ist vielmehr so: Durch frühen ungeschützten Geschlechtsverkehr könnten Keime in die noch abheilende Gebärmutter gelangen und dort zu Infektionen führen. Deshalb empfehlen Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen, in dieser Zeit ein Kondom zu benutzen – aus Schutz vor Infektionen aber auch zur Verhütung. 6 Wochen nach der Entbindung wieder miteinander zu schlafen – für euch unvorstellbar? Es ist okay, wenn ihr euch gemeinsam entscheidet, länger zu warten. Schaut, was euch guttut und sprecht über eure Bedürfnisse, Gefühle und Sorgen.

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