Unerfüllter Kinder­wunsch: Was tun?

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann herausfordernd und emotional belastend sein. Erfahr hier, warum es mit der Schwangerschaft nicht klappen könnte und was auf dem Weg zum Wunschkind helfen kann.

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Ein unerfüllter Kinderwunsch kann herausfordernd und emotional belastend sein. Erfahr hier, warum es mit der Schwangerschaft nicht klappen könnte und was auf dem Weg zum Wunschkind helfen kann.

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Wartezeiten: Was ist normal?

Geduld und das richtige Timing gehören zum schwanger werden mit dazu. Denn das Zeitfenster, in dem eine befruchtungsfähige Samenzelle auf eine empfängnisbereite Eizelle treffen kann, ist klein. In der Regel bildet der weibliche Körper pro Zyklus eine reife Eizelle, die nach dem Eisprung etwa 24 h befruchtungsfähig bleibt. Es besteht also nur an wenigen Tagen im Monat die Chance, dass Samenzelle und Eizelle bereit sind und aufeinandertreffen.

Du und dein*e Partner*in verhütet schon seit ein paar Wochen nicht mehr, trackt genau den Monatszyklus, habt Sex an den fruchtbaren Tagen – und seid trotzdem noch nicht schwanger? Das ist erst mal kein Grund zur Sorge. Der menschliche Körper und die Vorgänge darin sind komplex. Laut Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit warten 1/3 aller Paare bis zu 1 Jahr darauf, den 2. Streifen auf dem Schwangerschaftstest zu erblicken. Mehrmonatige Wartezeiten sind also kein Grund zur Sorge und ganz normal.

Ab wann sich ein Paar mit seinem Kinderwunsch an eine Ärztin oder einen Arzt wenden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben dem Alter beider Partner*innen auch Vorerkrankungen und Operationen, Infektionen oder hormonelle Probleme an den Fortpflanzungsorganen. Auch im Fall wiederholter Fehlgeburten ist es ratsam, die Ursachen von einer Ärztin oder einem Arzt abklären zu lassen.

Frauen unter 28 Jahren können sich bis zu 1,5 Jahre Zeit nehmen, bis sie sich ärztlichen Rat holen sollten. Zwischen dem 28. und 32. Lebensjahr wird ein Besuch bei der Ärztin oder beim Arzt nach 1 Jahr empfohlen, ab 32 Jahren schon nach 6 Monaten.

Bei Männern nimmt die Qualität der Spermien sowie die Fruchtbarkeit ab 40 Jahren ab. Unabhängig vom Alter wird empfohlen, dass sie sich nach 1 Jahr ärztliche Hilfe suchen.

Zahlen und Fakten

Die Chance, schwanger zu werden, liegt laut Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit für 20- bis 30-jährige Frauen pro Monatszyklus bei 30 %. Ab 35 Jahren hat nicht mehr jede Frau einen Einsprung pro Zyklus.

Einer Studie des französischen Demografen Henri Leridon zufolge werden 75 % der Frauen im Alter von 30 Jahren innerhalb eines Jahres schwanger und gebären ein Kind, 91 % innerhalb von 4 Jahren. Bei 35-Jährigen liegen die Werte bei 66 % innerhalb eines Jahres und 84 % innerhalb von 4 Jahren. Mit 40 Jahren sinkt die Wahrscheinlichkeit auf 44 % innerhalb eines Jahres und 64 % innerhalb von 4 Jahren.

Ungewollte Kinderlosigkeit kann viele Ursachen haben. In etwa 30-40 % der Fälle liegt die Ursache bei der Frau, bei 15-30 % bei beiden Partner*innen und in 10-30 % der Fälle beim Mann, so die Urologische Stiftung Gesundheit.

Laut Bundesfamilienministerium ist fast jedes 10. Paar in Deutschland zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos.

Warum es mit der Schwangerschaft nicht klappen könnte

Es gibt viele Gründe, warum eine Schwangerschaft auf sich warten lässt. Fruchtbarkeit ist nichts Starres – sie kann sich im Laufe des Lebens verändern und auf äußere Einflüsse reagieren.

Besonders starker Stress, emotionale Belastungen oder körperliche Erschöpfung können dazu führen, dass der Körper sich vor einer zusätzlichen Belastung wie einer Schwangerschaft und der Elternschaft schützt. Wird der Alltag wieder ruhiger, kann sich auch die Fruchtbarkeit erholen.

Auch bestimmte Lebensgewohnheiten spielen eine Rolle: Rauchen, Alkohol, Drogen oder Umweltgifte können sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken – bei allen Geschlechtern. Bei Männern kann z. B. die Spermienqualität sinken, bei Frauen der Eisprung ausbleiben.

Weitere mögliche Ursachen sind Unter- oder Übergewicht, bestimmte Diäten, intensiver Leistungssport oder schwere körperliche Arbeit. Gerade junge Frauen reagieren hier besonders sensibel – der Körper schaltet dann manchmal buchstäblich auf „Pause“.

Frauen

  • Hormonelle Störungen: Das Polyzistische Ovarialsyndrom (PCOS) führt zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Eisprüngen. Eine Schilddrüsenüber- oder unterfunktion kann den Menstruationszyklus beeinflussen und die Fruchtbarkeit mindern.
  • Verklebungen oder Blockaden der Eileiter: Können durch Entzündungen, frühere Operationen oder Endometriose verursacht werden und verhindern, dass die Eizelle zur Gebärmutter gelangt.
  • Endometriose: Bei dieser Erkrankung wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, was zu Schmerzen und Unfruchtbarkeit führen kann.
  • Gebärmutteranomalien: Angeborene Fehlbildungen oder spätere Veränderungen (wie Myome) können die Einnistung der Eizelle beeinträchtigen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter nehmen Anzahl und Qualität der Eizellen ab, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft sinkt.

Männer

  • Spermienqualität: Eine geringe Spermienzahl im Ejakulat, Beweglichkeitsstörungen oder Fehlbildungen der Spermien erschweren die Befruchtung.
  • Hormonstörungen: Ungleichgewichte in Hormonen (wie Testosteron) können die Spermienproduktion beeinträchtigen.
  • Chromosomenanomalien: Genetische Störungen, etwa das Klinefelter-Syndrom, bei dem Männer ein zusätzliches X-Chromosom haben, können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Verstopfungen der Samenleiter: Blockaden können den Transport der Spermien verhindern.
  • Umweltschadstoffe: Eine Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien kann die Fruchtbarkeit mindern.
  • Sexuell übertragbare Infektionen: Erkrankungen wie Chlamydien können zu Unfruchtbarkeit führen, wenn sie unbehandelt bleiben.
  • Alter: Mit steigendem Alter nimmt die Qualität der Spermien ab.

Den Körper unterstützen

Ein gesunder Lebensstil kann die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern positiv beeinflussen und die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Eine vollwertige, nährstoffreiche Kost mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten, wie Nüsse, Avocados, Olivenöl, und eiweißreichen Lebensmitteln, wie Fisch, Eier und Hülsenfrüchte, ist gut für die Fruchtbarkeit. Darauf sollten Paare mit Kinderwunsch in ihrer Ernährung außerdem achten:

  • Omega-3-Fettsäuren fördern den Hormonhaushalt und die Qualität der Eizellen und Spermien. Sie sind z. B. in fettem Fisch, Leinsamen und Walnüssen enthalten.
  • Folsäure ist wichtig für Frauen, um Fehlbildungen beim Kind vorzubeugen. Sie kann als Supplement eingenommen werden und ist z. B. in grünem Blattgemüse, Nüssen und Vollkornprodukten enthalten.
  • Zink und Selen fördern die Spermienqualität und die Eizellreifung. Beide Nährstoffe sind z. B. in Nüssen, Fisch, Eiern und Hülsenfrüchten enthalten.
  • Vitamin D unterstützt den Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit, z. B. durch Sonnenlicht, Fisch, Eier oder Vitamin-D-Präparate im Winter.

Rauchen schädigt Eizellen und Spermien, erhöht das Risiko für Fehlgeburten und vermindert die Fruchtbarkeit erheblich.

Alkohol kann den Hormonhaushalt beeinflussen und die Spermienqualität verschlechtern – besser reduzieren oder ganz darauf verzichten.

Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt stören und den Eisprung sowie die Spermienproduktion beeinträchtigen. Hilfreich sind Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen, ausreichend Schlaf (mind. 7-8 h pro Nacht) und Zeit für sich und die Partnerin bzw. den Partner, um Druck aus der Kinderwunschzeit zu nehmen.

Regelmäßiger moderater Sport verbessert die Durchblutung der Fortpflanzungsorgane und reguliert den Hormonhaushalt. Besonders geeignet sind Spazierengehen, Radfahren, Yoga, Schwimmen und leichtes Krafttraining.

Übermäßiger Sport (z. B. intensives Marathontraining) kann bei Frauen den Zyklus stören und bei Männern die Spermienproduktion beeinträchtigen.

Übergewicht kann den Hormonhaushalt stören, den Eisprung unregelmäßig werden lassen und das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen. Untergewicht kann dazu führen, dass der Körper den Eisprung unterdrückt, um Energie zu sparen.

Pestizide, Weichmacher in Plastik, z. B. BPA in Plastikflaschen, und Schwermetalle können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Am besten kaufst du frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel, erhitzt Lebensmittel nicht in Plastik und achtest auf Naturkosmetik und schadstofffreie Haushaltsprodukte.

Wenn’s nicht klappt: Therapie­möglich­keiten

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann für Paare emotional sehr belastend sein. Je nach Ursache der Unfruchtbarkeit gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, darunter die künstliche Befruchtung, an deren Kosten wir uns beteiligen.

Medizinische Behandlungen

  • Hormonelle Therapien: Bei hormonellen Ungleichgewichten können Medikamente eingesetzt werden, um den Hormonhaushalt zu regulieren und den Eisprung bei Frauen oder die Spermienproduktion bei Männern zu fördern.​
  • Chirurgische Eingriffe: Operationen können notwendig sein, um anatomische Hindernisse wie Eileiterverklebungen oder Varikozelen (Krampfadernbildung im Hoden) zu beheben.​
  • Intrauterine Insemination (IUI): Hierbei werden aufbereitete Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht, um die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung zu erhöhen.​
  • In-vitro-Fertilisation (IVF): Eizellen werden im Labor mit Spermien befruchtet und die entstandenen Embryonen anschließend in die Gebärmutter transferiert.​
  • Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Ein einzelnes Spermium wird direkt in eine Eizelle injiziert, was besonders bei stark eingeschränkter Spermienqualität hilfreich sein kann.​

Hilfe

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch können verschiedene Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, um mit den psychischen und körperlichen Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches umzugehen. Das Bundesfamilienministerium hat das Informationsportal Kinderwunsch eingerichtet, das umfassend über Ursachen ungewollter Kinderlosigkeit sowie Beratungs- und Behandlungsangebote informiert.

Eine professionelle, behandlungsunabhängige psychosoziale Beratung kann Paare vor, während und nach der Kinderwunschbehandlung entlasten. Das Bundesfamilienministerium bietet eine Beratungsstellen-Suche, um Fachkräfte in der Nähe zu finden.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung – Beratungsnetzwerk für Kinderwunsch Deutschland e. V. (BKiD) vermittelt qualifizierte Beratungsfachkräfte mit Expertise in der psychosozialen Beratung bei Kinderwunsch und ungewollter Kinderlosigkeit.

Außerdem kann der Austausch mit anderen Betroffenen hilfreich sein. Selbsthilfegruppen bieten Raum für gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch. Über die NAKOS-Datenbank findest du Selbsthilfegruppen in deiner Nähe.

Kind

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