Gicht: Symptome, Behandlung und Ernährung

Wenn nachts plötzlich ein Gelenk anschwillt und der Schmerz unerträglich wird, kann es ein Gichtanfall sein. Wieso kommt es zu Gicht, und wie kannst du einen Anfall verhindern? Hier erfährst du mehr.

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Wenn nachts plötzlich ein Gelenk anschwillt und der Schmerz unerträglich wird, kann es ein Gichtanfall sein. Wieso kommt es zu Gicht, und wie kannst du einen Anfall verhindern? Hier erfährst du mehr.

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Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Harnsäure-Gleichgewicht im Körper gestört ist. Es wird entweder zu viel Harnsäure gebildet oder zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Das Ergebnis ist dasselbe: Es sammelt sich zu viel Harnsäure im Blut an. Das merkt man erstmal nicht. Auf Dauer lagern sich jedoch kleine, spitze Harnsäurekristalle ab und können eine schmerzhafte Gelenkentzündung auslösen – den akuten Gichtanfall. Bei etwa 1/3 der Patient*innen tritt der erste Gichtanfall am Grundgelenk des großen Zehs auf.

Gelenkschmerzen kommen übrigens auch bei anderen Erkrankungen vor, zum Beispiel bei Arthrose (einem Gelenkverschleiß) oder bei rheumatoider Arthritis (einer chronisch entzündlichen Gelenkerkrankung).

Um diese Krankheiten voneinander zu unterscheiden, ist es wichtig, frühzeitig eine Arztpraxis aufzusuchen. Nur mit einer korrekten Diagnose kann die passende Behandlung gefunden, können deine Beschwerden gelindert und Folgeschäden vermieden werden.

Gichtanfall: Wenn Zeh, Fuß oder Knie plötzlich schmerzen

Ein Gichtanfall ist häufig das erste Anzeichen dafür, dass sich zu viel Harnsäure im Blut befindet. Dabei schwillt wie aus heiterem Himmel das betroffene Gelenk an, rötet sich, wird warm und sehr schmerzempfindlich – oft tut schon die kleinste Berührung weh. Nach einigen Tagen klingen die Schwellung und die Schmerzen von selbst wieder ab.

Doch ohne Behandlung bleibt es in der Regel nicht bei einem Anfall: In unregelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen zeigt sich die Gicht auch an anderen Gelenken (z. B. Mittelfuß- und Sprunggelenke, Knie, Ellbogen, Hand- und Fingergelenke). Zwischen den einzelnen Gichtanfällen können Monate bis sogar Jahre vergehen, in den die Betroffenen praktisch beschwerdefrei sind.

Wie entsteht Gicht?

Gicht entsteht, wenn der Körper durch eine ungesunde Lebensweise zu viel Harnsäure produziert oder durch eine Erkrankung zu wenig ausscheidet. Es gibt verschiedene Ursachen, die für das Ungleichgewicht im Harnsäure-Stoffwechsel verantwortlich sein können – oft kommen mehrere Faktoren zusammen.

Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Genetische Veranlagung
  • Zuckerhaltige Getränke wie Cola und Limonaden
  • Zu viel Alkohol, vor allem Bier und Hochprozentiges
  • Übermäßiger Verzehr purinreicher Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte
  • Bestimmte Medikamente wie Entwässerungsmittel, Schmerzmittel, Krebsmittel oder Medikamente gegen Morbus Parkinson
  • Erkrankungen, die die Blutbildung stören

Nicht alle Menschen mit sehr hohen Harnsäure-Werten entwickeln automatisch eine Gicht. Und es gibt Menschen mit eher niedrigen Werten, die dennoch einen Gichtanfall erleiden.

Wer ist besonders von Gicht betroffen?

Gicht ist keine Seltenheit: In Deutschland leben laut Deutscher Rheuma-Liga ca. 950.000 Menschen mit der Diagnose Gicht. Meist sind Männer betroffen: Die Erkrankungsrate liegt um das 3- bis 5-Fache höher als bei Frauen. Vor allem nach den Wechseljahren steigt für Frauen das Erkrankungsrisiko an. Generell ist Gicht eine Erkrankung, die häufig erst bei Menschen über 40 Jahren auftritt. Übergewicht und Bluthochdruck sind weitere bedeutende Risikofaktoren.

Welche Beschwerden treten bei Gicht auf?

Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut bleibt zunächst häufig unbemerkt – Beschwerden treten erst dann auf, wenn sich Kristalle bilden und einen Gichtanfall auslösen.

Typische Gicht-Symptome sind:

  • Plötzliche, heftige Gelenkschmerzen (in den meisten Fällen am Großzehengrundgelenk)
  • Rötung und Schwellung des betroffenen Gelenks
  • Überwärmung und Berührungsempfindlichkeit der entzündeten Stelle
  • Eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl (bei akuten Schüben)

Ohne Medikamente halten die Beschwerden etwa 3 bis 14 Tage an. Zwischen den Gichtanfällen sind die Betroffenen in den meisten Fällen schmerzfrei. Das kann sich im Verlauf der Erkrankung ändern: nämlich dann, wenn sich die Harnsäurekristalle dauerhaft im Gewebe ablagern.

Es kann einige Monate bis hin zu mehreren Jahren dauern, bis sich aus den ersten kurzfristigen Gelenkschmerzen eine chronische Gicht entwickelt. Das ist von Patient*in zu Patient*in sehr unterschiedlich. Wichtig ist daher, sich bereits beim 1. akuten Gichtanfall ärztlich untersuchen und behandeln zu lassen.

Wenn die Gicht chronisch wird, können die Gelenke dauerhaft geschädigt, verformt und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt werden. Außerdem lagern sich die Harnsäurekristalle dann nicht nur in den Gelenken ab, sondern auch an anderen Stellen wie der Achillessehne, dem Schleimbeutel am Ellenbogen oder sogar an der Ohrmuschel. Dort bilden sich manchmal typische Gichtknoten (sogenannte Tophi), die als kleine Knubbel unter der Haut zu erkennen sind.

Weiterhin kann es zu Ablagerungen der Harnsäure in den Nieren der Patient*innen in Form von Nierensteinen kommen. Diese können die Ursache schmerzhafter Koliken sein und die Nieren langfristig ernsthaft schädigen.

Wie wird Gicht festgestellt?

Bei Verdacht auf Gicht punktiert die Ärztin oder der Arzt das betroffene Gelenk mit einer feinen Nadel. In der entnommenen Gelenkflüssigkeit können die typischen Harnsäurekristalle nachgewiesen werden. Das ist der sicherste Beweis für eine Gicht.

Ist der Gelenkerguss zu klein für eine Punktion, kann der Harnsäurewert im Blut bestimmt werden. Hierbei sind aber manchmal mehrere Untersuchungen im Abstand von einigen Wochen erforderlich, weil der Harnsäurespiegel schwanken kann. Zusammen mit der Schilderung der Symptome und weiteren Untersuchungsverfahren können Ärzt*innen aber auch dann die richtige Diagnose stellen.

Wichtig ist, dass du dich bei den 1. Anzeichen direkt ärztlich untersuchen lässt.

Je nachdem, wie weit die Erkrankung bei dir fortgeschritten ist, lässt sich Gicht in verschiedene Stadien einteilen.

  • Stadium A: Erhöhter Harnsäurespiegel im Blut
  • Stadium B: mikroskopischer oder bildgebender Nachweis von Harnsäurekristallen ohne Beschwerden
  • Stadium C: Nachweis von Harnsäurekristallen mit Symptomen akuter Gichtanfälle
  • Stadium D: fortgeschrittene Gicht

Was kann man gegen Gicht tun?

Gicht ist nicht heilbar, aber heutzutage sehr gut behandelbar. Eine frühe Diagnose und Therapie ist doppelt wichtig: Zum einen wird weiteren Gichtanfällen vorgebeugt, und zum anderen kann das Voranschreiten der Erkrankung verzögert oder sogar gestoppt werden.

Medikamente zur Behandlung des akuten Gichtanfalles

Es gibt unterschiedliche Medikamente, die bei einem akuten Gichtanfall die Symptome lindern und die Dauer der Beschwerden verkürzen können. Dazu zählen:

  • Kortisonpräparate
  • entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie z. B. Ibuprofen oder Naproxen
  • niedrig dosiertes Colchicin

Je früher du mit der Einnahme beginnst, desto besser wirkt die Behandlung. Außerdem kann es bei starken Gelenkschmerzen helfen, das betroffene Gelenk hochzulegen und zu kühlen. Sollten deine Beschwerden trotzdem nicht nachlassen, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, damit sie die Behandlung anpassen können.

Medikamente zur Harnsäuresenkung

Manchmal reicht es nicht, einfach die Ernährung umzustellen und weniger Alkohol zu trinken, um die Gicht in den Griff zu bekommen. In diesem Fall können Medikamente helfen, die den Harnsäurespiegel senken. Je nach Wirkstoff hemmen sie die Bildung von Harnsäure oder fördern ihre Ausscheidung.

Nicht jede*r mit Gicht braucht Medikamente zur Harnsäuresenkung. Manche Menschen haben nach dem ersten Anfall jahrelang keine weiteren Beschwerden. Ob diese Behandlung für dich sinnvoll ist, klärst du am besten gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.

Richtige Ernährung bei Gicht

Die Ernährung spielt bei Gicht eine wichtige Rolle. Viele Lebensmittel enthalten von Natur aus Purine, die der Körper zu Harnsäure abbaut. Das kann den Harnsäurespiegel erhöhen und Gichtanfälle begünstigen.

Eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise hilft, das Risiko zu senken. Achte deshalb darauf, mehr pflanzliche Lebensmittel zu essen, konsumiere weniger Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte und verzichte möglichst auf mit Fructose angereicherte Produkte.

In einer Langzeitstudie wurde beobachtet, dass Menschen mit höherem BMI ein bis zu 3x erhöhtes Risiko für Gicht haben. Das heißt: Je höher dein Gewicht, desto höher ist auch dein Risiko. Das gilt auch für Alkohol. Schon ein moderater Konsum kann das Risiko steigern – und besonders Bier und Spirituosen sind hier problematisch.

Gicht-Verbotsliste: Welche Lebens­mittel sind tabu?

Besonders purinreiche Lebensmittel sind z. B.:

  • rotes Fleisch und Innereien (z. B. Leber, Niere)
  • Fisch und Schalentiere (z. B. Sardellen, Sardinen)
  • Fleischbrühe und Fleischextrakte
  • Hefe und Hefeextrakt
  • Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen), Spinat und Pilze
  • gezuckerte Limonaden und Fruchtgetränke
  • Bier, hochprozentiger Alkohol und andere alkoholische Getränke

Wichtig zu wissen:

Ein genereller, strenger Verzicht auf purinreiche Lebensmittel ist nicht automatisch sinnvoll – vor allem dann nicht, wenn deine Ernährung insgesamt ausgewogen ist. Bisher gibt es keine klaren wissenschaftlichen Beweise dafür, dass eine sehr purinarme Ernährung Gichtanfälle zuverlässig verhindert. Deshalb gibt es auch keine strenge Verbotsliste für bestimmte Lebensmittel bei Gicht.

Wie kann man Gicht vorbeugen?

Mit ein paar einfachen Tipps kannst du dazu beitragen, dein Risiko für Gicht zu reduzieren:

  • Reduziere Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel ansteigen lassen. Verzichte also öfter mal auf Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte.
  • Überprüfe deinen Alkoholkonsum – insbesondere von Bier und hochprozentigen Spirituosen. Vielleicht kannst du deinen Lifestyle hier noch gesünder gestalten und so Gichtanfällen vorbeugen.
  • Setze lieber auf ausreichend stilles Wasser, das du mit Gemüse geschmacklich verfeinern kannst. Auch Saftschorlen sind eine gesunde Alternative zu Alkohol und gesüßten Limonaden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verbessert zudem deine Nierenfunktion. Leistungsfähige Nieren helfen dir, überschüssige Harnsäure auszuscheiden.
  • Werd aktiv und bring mehr Bewegung in deinen Alltag – z. B. durch einen Spaziergang am Morgen oder indem du häufiger die Treppe statt des Fahrstuhls nimmst. So kannst du nicht nur ganz einfach dein Gicht-Risiko senken, sondern tust ganz nebenbei auch deinem Herz-Kreislauf-System etwas Gutes.
  • Lass dich zur Ernährung und Lebensstilumstellung bei Gicht in deiner Arztpraxis beraten. Dort kann dir auch geholfen werden, wenn die Umstellung deiner Ernährung und Gewohnheiten nicht ausreichend ist. Dies kann der Fall sein, wenn deine Gicht erblich oder durch andere Medikamente bzw. andere Erkrankungen bedingt ist.

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