Gicht: Symptome, Behandlung und Vorbeugung

Wenn nachts plötzlich ein Gelenk anschwillt und der Schmerz unerträglich wird, kann es ein Gichtanfall sein. Wieso kommt es zu Gicht, und wie kannst du einen Anfall verhindern? Hier erfährst du mehr.

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Wenn nachts plötzlich ein Gelenk anschwillt und der Schmerz unerträglich wird, kann es ein Gichtanfall sein. Wieso kommt es zu Gicht, und wie kannst du einen Anfall verhindern? Hier erfährst du mehr.

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Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Harnsäure-Gleichgewicht gestört ist. Es wird entweder zu viel Harnsäure gebildet oder zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Das Ergebnis ist dasselbe: Es sammelt sich zu viel Harnsäure im Blut an. Das können die Betroffenen erst mal weder sehen noch spüren. Auf längere Sicht bilden sich aber Harnsäurekristalle, die sich an unterschiedlichen Stellen im Körper ablagern und Symptome verursachen können. Diese Phasen werden als akuter Gichtanfall bezeichnet, sie können immer wieder auftreten.

Meistens sind dabei Gelenke betroffen: Der Körper reagiert mit einer Entzündung auf die Harnsäurekristalle, und die betroffenen Gelenke schwellen innerhalb weniger Stunden an. Das führt zu heftigen Gelenkschmerzen.

Schmerzhafte Gelenke können auch bei Patient*innen mit Verschleißerscheinungen der Gelenke, der sogenannten Arthrose, oder bei Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis auftreten.

Zur Abgrenzung von anderen Krankheiten der Gelenke ist es wichtig, dass du dich an deine Arztpraxis wendest. Nur mit einer korrekten Diagnose kann die passende Behandlung gefunden, können deine Beschwerden gelindert und Folgeschäden vermieden werden.

Wie entsteht Gicht?

Bei der Stoffwechselerkrankung Gicht reichert sich Harnsäure im Körper der betroffenen Patient*innen an.

Harnsäure entsteht in unserem Körper beim Abbau sogenannter Purine – das sind natürliche Bestandteile unserer Zellen, daher kommen Purine auch in vielen Lebensmitteln vor. Normalerweise scheiden wir die Harnsäure ganz einfach über die Nieren und letztendlich den Urin wieder aus.

Bei Gicht kommt es allerdings zu einem Ungleichgewicht im Harnsäure-Stoffwechsel: Es wird durch eine ungesunde Lebensweise zu viel Harnsäure produziert oder wegen einer Erkrankung zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Die überschüssige Harnsäure lagert sich dann in Form von kleinen, spitzen Harnsäurekristallen in Organen, Geweben und Gelenken ab und kann dort eine Entzündung auslösen. Das bezeichnet man als akuten Gichtanfall.

Was sind häufige Auslöser für einen akuten Gichtanfall?

Es gibt viele Faktoren, die einen akuten Gichtanfall auslösen können. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Übermäßiger Verzehr purinreicher Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte
  • Zuckerhaltige Getränke wie Cola und Limonaden
  • Zu viel Alkohol, vor allem Bier und Hochprozentiges
  • Bestimmte Medikamente wie Entwässerungsmittel, Schmerzmittel, Krebsmittel oder Medikamente gegen Morbus Parkinson
  • Erkrankungen, die die Blutbildung stören

Wer ist besonders von Gicht betroffen?

Gicht ist keine Seltenheit: In Deutschland leben laut Deutscher Rheuma-Liga ca. 950.000 Menschen mit der Diagnose Gicht. Meist sind Männer betroffen: Die Erkrankungsrate liegt um das 5-Fache höher als bei Frauen. Vor allem nach den Wechseljahren steigt für Frauen das Erkrankungsrisiko an. Generell ist Gicht eine Erkrankung, die häufig erst bei Menschen über 40 Jahren auftritt. Übergewicht ist ein weiterer bedeutender Risikofaktor.

Welche Beschwerden treten bei Gicht auf?

In vielen Fällen tritt der erste akute Gichtanfall in der Nacht nach reichlich Fleisch- und Alkoholkonsum auf. Bei 1/3 der Patient*innen schmerzt das Grundgelenk des großen Zehs. Es wird warm bis heiß, schwillt an, verfärbt sich rot oder sogar bläulich. Dabei schmerzt die entzündete Stelle extrem, sodass viele Betroffene nicht einmal die Berührung von ihrer Bettdecke ertragen.

Nach 1-2 Wochen erholt sich das Gelenk meist von allein. Doch ohne Behandlung bleibt es in der Regel nicht bei einem Anfall: In unregelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen zeigt sich die Gicht auch an anderen Gelenken (z. B. Mittelfuß- und Sprunggelenke, Knie, Ellbogen, Hand- und Fingergelenke).

Zu Beginn der Gichterkrankung sind häufig nur die Gelenke betroffen. Es treten starke Schmerzen in der Akutphase auf, und zwischen den Gichtanfällen sind die Betroffene in den meisten Fällen schmerzfrei. Das kann sich im Verlauf der Erkrankung ändern: nämlich dann, wenn sich das Harnsäuresalz dauerhaft im Gewebe ablagert.

Bis zur Entstehung dieser chronischen Gicht kann es einige Monate, aber auch mehrere Jahre dauern. Das ist von Patient*in zu Patient*in sehr unterschiedlich. Wichtig ist daher, sich bereits beim ersten akuten Gichtanfall ärztlich untersuchen und behandeln zu lassen.

Ist die Gicht chronisch, können die Gelenke dauerhaften Schaden nehmen, sich verformen und in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Bei chronischer Gicht kann sich Harnsäuresalz auch an der Achillessehne, im Schleimbeutel des Ellenbogens oder an den Ohrmuscheln ablagern. Es können sogenannte Gichtknoten (Tophi) entstehen.

Weiterhin kann es zu Ablagerungen der Harnsäure in den Nieren der Patient*innen in Form von Nierensteinen kommen. Diese können die Ursache schmerzhafter Koliken sein und die Nieren langfristig ernsthaft schädigen.

Wie wird Gicht festgestellt?

Bei Verdacht auf Gicht punktiert die Ärztin oder der Arzt das betroffene Gelenk mit einer feinen Nadel. In der entnommenen Gelenkflüssigkeit können die typischen Harnsäurekristalle nachgewiesen werden. Das ist der sicherste Beweis für eine Gicht.

Ist der Gelenkerguss zu klein für eine Punktion, kann der Harnsäurewert im Blut bestimmt werden. Hierbei sind aber manchmal mehrere Untersuchungen im Abstand von einigen Wochen erforderlich, weil der Harnsäurespiegel schwanken kann. Zusammen mit der Schilderung der Symptome und weiteren Untersuchungsverfahren können Ärzt*innen aber auch dann die richtige Diagnose stellen.

Wichtig ist, dass du dich bei den ersten Anzeichen direkt ärztlich untersuchen lässt.

Was kann man gegen Gicht tun?

Gicht ist nicht heilbar, aber heutzutage sehr gut behandelbar. Eine frühe Diagnose und Therapie ist doppelt wichtig: Weiteren Gichtanfällen kann vorgebeugt werden, das Voranschreiten der Erkrankung kann verzögert oder sogar gestoppt werden.

Während eines akuten Gichtanfalls kommen entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz, die gleichzeitig schmerzlindernd wirken. Dazu zählt u. a. der Arzneistoff Ibuprofen. Die entzündlichen Symptome können auch durch Kortisonpräparate ausgebremst werden. Außerdem kann es bei starken Gelenkschmerzen helfen, das betroffene Gelenk zu kühlen.

Langfristig können bestimmte Medikamente gegen die Ursache von Gicht eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe fördern die Ausscheidung von Harnsäure. Die Folge: Der erhöhte Harnsäurespiegel im Blut und damit das Risiko für einen erneuten Gichtanfall sinkt. Allerdings nur, wenn Patient*innen auch ihre Ernährung und ihren Lebensstil anpassen.

Mit Durchhaltevermögen und einer guten ärztlichen Betreuung kannst du Gicht dauerhaft in den Griff bekommen. Lass dich in deiner Arztpraxis zur geeigneten Behandlung beraten.

Wie kann man Gicht vorbeugen?

Mit ein paar einfachen Tipps kannst du dazu beitragen, dein Risiko für Gicht zu reduzieren:

  • Vermeide Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel ansteigen lassen. Verzichte also öfter mal auf Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte.
  • Überprüfe deinen Alkoholkonsum – insbesondere von Bier und hochprozentigen Spirituosen. Vielleicht kannst du deinen Lifestyle hier noch gesünder gestalten und so Gichtanfällen vorbeugen.
  • Setze lieber auf ausreichend stilles Wasser, das du mit Gemüse geschmacklich verfeinern kannst. Auch Saftschorlen sind eine gesunde Alternative zu Alkohol und gesüßten Limonaden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verbessert zudem deine Nierenfunktion. Leistungsfähige Nieren helfen dir, überschüssige Harnsäure auszuscheiden.
  • Werd aktiv und bring mehr Bewegung in deinen Alltag – z. B. durch einen Spaziergang am Morgen oder indem du häufiger die Treppe statt des Fahrstuhls nimmst. So kannst du nicht nur ganz einfach dein Gicht-Risiko senken, sondern tust ganz nebenbei auch deinem Herz-Kreislauf-System etwas Gutes.
  • Lass dich zur Ernährung und Lebensstilumstellung bei Gicht in deiner Arztpraxis beraten. Dort kann dir auch geholfen werden, wenn die Umstellung deiner Ernährung und Gewohnheiten nicht ausreichend ist. Dies kann der Fall sein, wenn deine Gicht erblich oder durch andere Medikamente bzw. andere Erkrankungen bedingt ist.

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