Krebs­diagnose: Der Umgang mit dem Unvor­stellbaren

Eine Krebsdiagnose ist ein tiefer Einschnitt für jede*n. Sie wirbelt das ganze Leben durcheinander. Der Umgang mit der Diagnose ist ein Prozess. Wenn du den 1. Schock verdaut hast, kannst du lernen, die Krankheit anzunehmen.

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Eine Krebsdiagnose ist ein tiefer Einschnitt für jede*n. Sie wirbelt das ganze Leben durcheinander. Der Umgang mit der Diagnose ist ein Prozess. Wenn du den 1. Schock verdaut hast, kannst du lernen, die Krankheit anzunehmen.

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Der Schock nach der Krebsdiagnose 

Eben war noch Alltag, dann erfährst du, dass du krank bist, und alles ist auf den Kopf gestellt. 1.000 Fragen schießen dir durch den Kopf. Wie geht es jetzt weiter? Was kommt auf mich zu? Muss ich eine Chemotherapie machen? Es ist verständlich, dass du in eine Art Schockzustand verfällst und gar nicht alle Informationen aufnehmen kannst, die auf dich einprasseln. Am Anfang möchten manche Betroffene die Diagnose gar nicht wahrhaben. Sie gehen in einen Abwehrmechanismus und weigern sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die erleichternde Nachricht vorweg: Die Krebsforschung hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Die Chance ist also sehr groß, dass die Krebstherapie erfolgreich verläuft – erst recht, wenn die Erkrankung früh erkannt wurde.

Höhen und Tiefen

Wenn du von deiner Erkrankung erfährst, ist jede Reaktion okay und verständlich. Du brauchst Zeit, um die Information zu verarbeiten. Krasse Stimmungswechsel sind normal. Mal sagst du der Krankheit mutig den Kampf an. Dann wieder gibt es Momente, in denen du verzweifelt bist. Die Auseinandersetzung mit der Krebserkrankung ist ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Niemand kann immer nur positiv denken. Zum mentalen Gleichgewicht gelangst du nur, wenn du deine Gefühle wahrnimmst und akzeptierst.

Verarbeitung der Diagnose: Die Phasen

  • Ungläubigkeit: Im 1. Moment glaubst du vielleicht, dass die Diagnose nicht stimmen kann. Dieser Abwehrreflex ergibt Sinn. Er schützt dich davor, von deinen Gefühlen überwältigt zu werden. Diese 1. Phase verschafft dir auch Zeit, sodass die Diagnose langsam ins Bewusstsein vordringen kann. 
  • Wut: Sauer zu sein, dass es ausgerechnet dich erwischt hat, ist ganz normal. Vielleicht lässt du deinen Ärger auch an der Familie und Freund*innen aus. Sie werden verstehen, dass du dich manchmal einfach nur hilflos und verzweifelt fühlst. 
  • Verhandeln: So langsam wird dir bewusst, dass die Krankheit real ist. Vielleicht versuchst du, den Krebs zu Verhandlungen zu bewegen. Nach dem Motto: „Hey, wenn du wieder verschwindest, werde ich mich ab sofort viel mehr bewegen und keinen Tropfen Alkohol mehr trinken.“ 
  • Trauer: Nach der Verhandlungsphase setzt Trauer ein. Das ist verständlich, denn das unbeschwerte Leben ist erst einmal vorbei. Auch wenn die Heilungschancen gut stehen, büßt du vielleicht einen Teil deiner alten Unbeschwertheit ein. Jetzt stellen sich auch vermehrt Sorgen darüber ein, wie es weitergeht.
  • Akzeptanz: Die gute Nachricht: Irgendwann wirst du deine Krankheit annehmen. Du arrangierst dich damit, dass das Leben jetzt anders aussieht. Möglicherweise hast du deine Prioritäten anders gesetzt und deinen Alltag neu strukturiert.

Tipps für den Umgang mit Ängsten

  • Akzeptiere Ängste und Sorgen. Sie sind keine Feinde, sondern verständliche Reaktionen.
  • Konkretisiere deine Ängste. Worum sorge ich mich genau? Viele Ängste lassen sich so gut eindämmen.
  • Informiere dich. Löchere deine Ärztin oder deinen Arzt und erfahre alles über die Erkrankung und den Umgang mit Beschwerden. Du kannst auch eine 2. Meinung einholen. So gewinnst du die Kontrolle zurück.
  • Hol dir Unterstützung. Dein*e Partner*in, deine Familie und enge Freund*innen können Kraftquellen sein. Nimm dir eine vertraute Person mit zu Untersuchungen und Arztgesprächen. 
  • Sprich mit deinem Umfeld über deine Bedürfnisse und Erwartungen. Die anderen können nicht „riechen“, was du gerade brauchst. 
  • Nutz das Angebot von Selbsthilfegruppen. Hier kannst du Gefühle loswerden, mit denen du deine Familie nicht belasten möchtest. 
  • Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen können dir helfen, Stress abzubauen. 
  • Und last, but not least: Hab Geduld mit dir!

Professionelle Hilfsangebote für Krebspatient*innen

Du und deine Angehörigen müssen die Krankheit nicht alleine durchstehen. Es gibt viele Hilfsangebote für Erkrankte und deren Familien. Sie helfen, die psychischen Belastungen zu reduzieren. Du findest sie hier:

  • Bei den Beratungsstellen der Deutschen Krebsgesellschaft
  • Beim psychoonkologischen Dienst in deinem Krankenhaus
  • Beim Infonetz Krebs wirst du telefonisch beraten.
  • Bei sozialen Trägern wie der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, der Diakonie, dem Deutschen Roten Kreuz
  • In Reha- Einrichtungen für Krebskranke
  • In speziellen Psychotherapie-Praxen

Was Angehörige tun können

Die Diagnose Krebs fordert das engere Umfeld der oder des Erkrankten. Wer gerade von seiner Krebserkrankung erfahren hat, braucht Freund*innen und Familie, die signalisieren: Wir schaffen das zusammen. Wenn dein*e Partner*in oder jemand aus dem engen Familienkreis eine Krebsdiagnose erhalten hat, werden dich vermutlich viele Ängste und Fragen umtreiben. Manches kann man am besten mit einer neutralen Person teilen, um die oder den Erkrankten nicht zu sehr mit eigenen Gefühlen zu belasten. Krebsberatungsstellen sind eine gute Anlaufstelle für Angehörige. 

Tipps für Angehörige

Natürlich möchtest du für einen lieben Menschen da sein. Überfordere dich dabei jedoch nicht. Achte auf dich und nimm dir Auszeiten, pflege Freundschaften und Hobbys. Man kann anderen nur helfen, wenn man selber halbwegs stabil ist. 

Offene Gespräche in der Familie sind wichtig. Ihr solltet euch zwar nicht gegenseitig in Angst und Schrecken versetzen, aber eure Gefühle miteinander teilen. 

Redet über Organisatorisches. Vermutlich müssen einige Dinge im Alltag umstrukturiert werden und Aufgaben anders verteilt werden. Wenn Betroffene das Gefühl haben, dass der Alltag weiterhin funktioniert, ist das eine große Erleichterung.

Information

Living Well Plus: Hilfe bei Krebsdiagnose

Unsere App Living Well Plus bietet Krebserkrankten und ihren Angehörigen Orientierung und professionelle Hilfe nach einer Krebsdiagnose. Hier findest du wertvolle Infos und Tele-Coachings. Damit begleitet die App dich während der gesamten Krebstherapie und hilft dir dabei, die täglichen Herausforderungen zu meistern.