Myokarditis: Wenn der Herzmuskel entzündet ist

Hinter einer Herzmuskelentzündung steckt meistens eine verschleppte Infektion. Das geduldige Auskurieren von Infekten ist daher eine wichtige Maßnahme, um dein Herz zu schützen.

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Hinter einer Herzmuskelentzündung steckt meistens eine verschleppte Infektion. Das geduldige Auskurieren von Infekten ist daher eine wichtige Maßnahme, um dein Herz zu schützen.

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Definition: Was ist eine Myokarditis?

Myokarditis ist der medizinische Ausdruck für eine Herzmuskelentzündung, also eine Entzündung des Muskelgewebes des Herzens (Myokard). Ist auch der Herzbeutel von der Entzündung betroffen, der das Herz wie eine Hülle umgibt, spricht man von einer Perimyokarditis.

Unter den Ursachen sind virale Infekte der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts besonders häufig vertreten. So ist bei schätzungsweise 5-10 % aller Virusinfektionen eine Beteiligung des Herzmuskels anzunehmen.

Eine Herzmuskelentzündung kann in allen Altersgruppen vorkommen. Schätzungsweise eine von 10.000 Personen bekommt eine Herzmuskelentzündung.

Da eine Myokarditis keine charakteristischen Symptome aufweist, bleibt sie in vielen Fällen unbemerkt. Leichte Formen einer Herzmuskelentzündung heilen bei körperlicher Schonung von alleine und folgenlos aus. Das trifft auf etwa 80 % der Myokarditis-Fälle zu. Bei einem schweren Verlauf können aber auch lebensbedrohliche Komplikationen von Herzrhythmusstörungen bis Herz-Kreislauf-Stillstand eintreten, die eine intensivmedizinische Therapie im Krankenhaus erfordern. Laut statistischen Erhebungen betrifft dies in Deutschland pro Jahr etwa 3.500 Menschen – 150 davon versterben. In seltenen Fällen können trotz Behandlung ernste Langzeitfolgen wie eine chronische Herzschwäche zurückbleiben.

Die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfohlenen Impfungen können einen gewissen Schutz vor einer Virusmyokarditis bieten.

Ursachen: Wie entsteht eine Myokarditis?

Eine Myokarditis tritt häufig im Zusammenhang mit einer schweren Erkältung oder einer Magen-Darm-Infektion auf. Bei mehr als der Hälfte aller Herzmuskelentzündungen hierzulande sind Viren die Ursache. Bei einer sogenannten infektiösen Myokarditis finden sich z. B. Influenza-, Herpes-, Masern-, Coxsackie-, oder Hepatitis-C-Viren, HIV oder das Epstein-Barr-Virus, das Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers ist. Auch bei einer Covid-19-Erkrankung kann eine Myokarditis vorkommen. Seltener führen andere Erreger – wie Bakterien, Pilze oder Parasiten – zu einer Herzmuskelentzündung.

Die Erreger treten in die Blutbahn über und gelangen auf diesem Weg auch bis zum Herzen. Ein gesundes Abwehrsystem ist grundsätzlich in der Lage, die Krankheitserreger zu bekämpfen und eine Herzmuskelentzündung zu verhindern. Ist der Körper allerdings geschwächt, z. B. durch einen grippalen Infekt oder eine nicht auskurierte Erkältung, kann das Virus die Herzmuskelzellen befallen und schädigen.

Die von der STIKO empfohlenen Impfungen können helfen, einer viralen Myokarditis vorzubeugen.

Weitere, seltenere Ursachen einer Herz­muskel­entzündung

Ein Sonderfall unter den Ursachen der Herzmuskelentzündung ist die Autoimmun-Myokarditis: Durch eine fehlgeleitete und übermäßige Abwehrreaktion verursacht das körpereigene Immunsystems selbst eine Entzündung im Herzmuskelgewebe.

Zu den weiteren möglichen Ursachen einer nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung gehören außerdem rheumatische Erkrankungen. Auch manche Medikamente oder Krebstherapien und andere toxische Substanzen können eine nicht-infektiöse Myokarditis auslösen.

Risikofaktoren: Wer ist besonders gefährdet?

Eine Herzmuskelentzündung kann Menschen in jedem Alter betreffen. Bei Kindern und Jugendlichen ist eine Myokarditis sogar die häufigste erworbene Herzerkrankung.

Erwachsene sind besonders dann gefährdet, wenn sie eine virale Infektion nicht vollständig auskurieren. So schwer es vielleicht fallen mag: Sich ausreichend zu schonen und die körperliche Belastung nach vollständigem Abklingen der Symptome langsam wieder zu steigern, ist die beste Medizin für deine Herzgesundheit.

Symptome: Wie zeigt sich eine Myokarditis?

Wenn Beschwerden wie Schwindel oder Ohnmacht, Atemnot, Brustschmerzen, Herzklopfen oder Herzstolpern in zeitlichem Zusammenhang mit einer Infektion auftreten, kann das Ausdruck einer infektiösen Herzmuskelentzündung sein. Zwar kommen diese Symptome auch bei anderen Herzerkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche vor. Doch sie zeigen an, dass das Herz in seiner Funktion beeinträchtigt ist. Eine ärztliche Behandlung ist dann unbedingt erforderlich, um bleibende Schäden und Langzeitfolgen, etwa eine chronische Herzschwäche, abzuwenden.

Im Kindesalter ist das Beschwerdebild besonders variabel: Bei Säuglingen oder Kleinkindern können Fieber, Apathie und Trinkschwäche auf eine Myokarditis hinweisen. Bei einer Trinkschwäche wird weniger Mutter- oder Flaschenmilch aufgenommen als erforderlich. Mit zunehmendem Alter des Kindes ähneln die Symptome dann denen erwachsener Patient*innen und können immer besser von Eltern und den behandelnden Ärzt*innen erfragt werden.

In der Mehrzahl der Fälle verläuft eine Herzmuskelentzündung vollkommen unbemerkt und heilt spontan ohne bleibende Schäden aus: Es können allgemeine Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Fieber oder Schmerzen auftreten, die sich aber oft noch auf den auslösenden Infekt zurückführen lassen. Klingt dieser ab, verschwinden auch die Symptome.

Weil sich eine Herzmuskelentzündung aber kaum von einem harmlosen Infekt unterscheiden lässt, solltest du eine Erkältung oder Magen-Darm-Grippe nicht auf die leichte Schulter nehmen und genau auf die Anzeichen achten: Wenn ein Infekt länger oder stärker als gewöhnlich ist, solltest du deswegen unbedingt ärztlichen Rat aufsuchen und abklären lassen, ob zusätzlich eine Myokarditis vorliegt.

Diagnose: Wie wird eine Myokarditis festgestellt?

Es gibt leider keine typischen Symptome, die ausschließlich bei einer Herzmuskelentzündung vorkommen und eine schnelle Diagnose ermöglichen. Ärztinnen und Ärzte brauchen neben Laborwerten und der allgemeinen körperlichen Untersuchung oft noch weitere Untersuchungen, um eine Myokarditis zu erkennen und eindeutig von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Dazu zählen unter anderem:

  • Röntgenbild (Röntgen-Thorax) oder eine Computertomografie (CT) des Brustkorbs
  • Kernspin-Untersuchung des Herzens (Magnetresonanztomografie, MRT)
  • Elektrokardiogramm (Ruhe-EKG oder Langzeit-EKG)
  • Herzultraschall (Echokardiografie)
  • Gewebeprobe aus dem Herzmuskel (Myokardbiopsie)

Folgen: Wie kann eine Myokarditis verlaufen?

Eine Herzmuskelentzündung kann folgenlos ausheilen. Körperliche Schonung ist dabei die wichtigste Maßnahme, die du bei jedem Infekt beachten solltest.

Akute Herz­muskel­entzündung

Bei einem akuten Verlauf der Myokarditis kann innerhalb kürzester Zeit aus einer banalen Magen-Darm-Grippe oder einer verschleppten Erkältung eine lebensbedrohliche Herzinsuffizienz werden: Das Herz ist so stark geschwächt, dass die Pumpkraft nicht mehr ausreicht, um einen notwendigen Blutdruck aufrechtzuerhalten. Der Kreislauf bricht zusammen, es kommt zum kardiogenen Schock.

Gleichzeitig ist auch der Herzrhythmus gestört. Die geschädigten Herzmuskelzellen erzeugen statt eines koordinierten Herzschlags ein viel zu schnelles und unwirksames Herzflimmern. Diese sogenannte Kammertachykardie ist eine gefährliche Herzrhythmusstörung und kann selbst bei herzgesunden Menschen zum plötzlichen Herztod führen. Bei einer von 10 Personen unter 35 Jahren, die an einem plötzlichen Herztod gestorben sind, ist eine akute Myokarditis die Todesursache.

Chronische Herz­muskel­entzündung

Auch ohne schweren Verlauf entsteht bei etwa 1/3 der Patient*innen eine chronische Herzmuskelentzündung, wenn der Körper den Erreger nicht vollständig beseitigen kann. Einige Betroffene spüren gelegentliches Herzstechen, doch das Herz arbeitet weiterhin normal. Bei anderen nimmt die Pumpleistung des Herzens kontinuierlich ab, die Herzkammern werden weiter und die Herzwand dünner (dilatative Kardiomyopathie). Diese schwere Form der Herzschwäche wird bei jungen Menschen unter 40 Jahren meistens durch eine chronische Myokarditis verursacht.

Therapie: Wie wird eine Myokarditis behandelt?

Bei allen Verlaufsformen der Myokarditis ist es wichtig, dem Körper ausreichend Zeit zur Erholung zu geben und körperliche Anstrengung zu vermeiden. Wie lange die Schonung dauern sollte, ist von Person zu Person unterschiedlich. Im Allgemeinen sollte Sport oder Schulsport 6 Monate lang pausiert werden. Je nach Schwere einer Erkrankung und den beruflichen Anforderungen der Betroffenen ist auch eine Krankschreibung empfohlen, bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist.

Keine oder leichte Symptome

Bei leichten oder asymptomatischen Formen der Herzmuskelentzündung ist körperliche Schonung oft schon ausreichend, um wieder ganz gesund zu werden. Eine aufmerksame Beobachtung des Heilungsverlaufs durch eine Ärztin oder einen Arzt sollte dennoch erfolgen.

Moderate oder schwere Symptome

Bei einer Herzmuskelentzündung mit milden oder schweren Symptomen müssen – unabhängig vom Auslöser der Myokarditis – auftretende Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche ärztlich in einem Krankenhaus behandelt werden.

Die 3 wichtigsten Ziele der Therapie sind:

  • Pumpfunktion des Herzens stabilisieren
  • Entzündung eindämmen
  • Langzeitschäden am Herzen vermeiden

Es werden bestimmte Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkmechanismen eingesetzt, darunter Herzmedikamente sowie Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen.

Reichen diese medikamentösen Maßnahmen nicht aus, kann es in manchen Fällen notwendig sein, den Patient*innen vorübergehend einen Herzschrittmacher oder einen sogenannten Defibrillator zu implantieren. Diese können bei Auftreten von Rhythmusstörungen den gesunden Herzrhythmus wieder herstellen.

In seltenen Fällen ist das Herz bereits so gravierend geschädigt, dass eine Organspende benötigt wird. Dann kann ein äußerlich angeschlossenes Kunstherz die Zeit bis zur Transplantation überbrücken.

Kardiogener Schock

Ein kardiogener Schock muss auf der Intensivstation einer medizinischen Klinik behandelt werden. Wenn die Herz-Kreislauf-Funktion zusammenbricht, verlieren viele Betroffene das Bewusstsein und können nicht mehr eigenständig atmen. Dann ist umgehend eine künstliche Beatmung der Patient*innen und eine Unterstützung des Herzens durch Medikamente oder Maschinen notwendig

Erste Hilfe: Was tun bei Herz­stillstand?

Im schlimmsten Fall kann eine akute Herzmuskelentzündung zum Herzstillstand und – ohne lebensrettende Sofortmaßnahmen – zum plötzlichen Herztod führen. Im besten Fall kannst du einer betroffenen Person das Leben retten, wenn du die Grundlagen der Ersten Hilfe beherrschst und entschlossen handelst. Damit du gut für den Notfall vorbereitet bist, haben wir für dich die wichtigsten Schritte zusammengefasst:

Um schnell feststellen zu können, ob eine Person noch bei Bewusstsein ist, solltest du sie direkt und deutlich ansprechen. Frage einfach laut „Ist alles in Ordnung?“ und schüttle sanft an den Schultern. Wenn die Person darauf nicht reagiert, gilt sie als bewusstlos.

Nimm dir jetzt 10 Sekunden und kontrolliere, ob noch eine normale Atmung vorhanden ist. Rolle die Person dazu auf den Rücken, öffne die Atemwege, indem du den Kopf mit einer Hand auf der Stirn und mit den Fingerspitzen der anderen Hand an der Kinnspitze vorsichtig Richtung Nacken ziehst. Platziere dann deine eigene Wange nah über Mund und Nase der bewusstlosen Person richte deinen Blick auf den Brustkorb. Beurteile die Atmung mit allen Sinnen.

  • Sehen: Hebt sich der Brustkorb?
  • Hören: Sind Atemgeräusche wahrnehmbar?
  • Fühlen: Strömt Atemluft aus Nase und Mund?

Vereinzelte geräuschvolle Atemzüge wie Schnappen, Seufzen oder Stöhnen sind keine normale Atmung!

Die Notrufnummer 112 ist in ganz Europa rund um die Uhr kostenfrei aus dem Festnetz oder Mobilfunknetz erreichbar. Die Rettungsleitstelle kann dich auf unterschiedliche Weise unterstützen:

  • Mit gezielten Fragen kann noch besser abgeklärt werden, um was für einen Notfall es sich handelt und welche Art der professionellen Hilfe du benötigst.
  • Der Rettungsdienst wird umgehend zu dir an den Ort des Notfalls geschickt.
  • Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand wirst du per Telefon angeleitet, wie du die Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen musst.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Doch damit du die Wiederbelebungsmaßnahmen korrekt ausführen kannst, musst du noch entsprechende Vorkehrungen treffen. Danach kannst du mit der Herzdruckmassage durch die sogenannte Thoraxkompression – den Druck auf das Brustbein – starten:

  • Vorbereitung: Bringe die Person auf einem harten und ebenen Untergrund in Rückenlage und knie dich seitlich neben sie. Lege den Ballen deiner einen Hand auf die Mitte der Brust, das ist etwa die untere Hälfte des Brustbeins. Lege den Ballen der anderen Hand auf die 1. Hand und verschränke deine Finger. Halte deine Arme gerade durchgestreckt und bringe deine Schultern senkrecht über den Brustkorb.
  • Herzdruckmassage: Übe festen Druck auf das Brustbein, so dass es sich mindestens 5 cm nach unten absenkt. Das ist die Thoraxkompression. Entlaste den Brustkorb nach jeder Thoraxkompression vollständig, ohne den Kontakt zwischen deinen Händen und dem Brustkorb der bewusstlosen Person zu verlieren.
  • Rhythmus: Wiederhole die Herzdruckmassage mit einer gleichbleibenden Frequenz von 100-120 pro Minute. Damit du nicht schneller oder langsamer wirst und im Takt bleibst, kannst du beispielsweise den Song „Staying Alive“ der Bee Gees summen.

Wenn du nicht speziell in Erster Hilfe trainiert bist oder nicht beatmen kannst, solltest du die Herzdruckmassage kontinuierlich fortführen, bis Unterstützung durch andere Helfer*innen oder professionelle Hilfe vor Ort ist.

Hast du z. B. in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt, wie die Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung funktioniert, solltest du nach je 30 Thoraxkompressionen 2 Beatmungen durchführen.

Inzwischen findest du an vielen öffentlichen Plätzen automatisierte externe Defibrillatoren (AED), die auch ungeübte Laienhelfer*innen einsetzen können.

AEDs sind tragbare, batteriebetriebene Geräte mit Klebeelektroden, die auf der nackten Brust der bewusstlosen Person angebracht werden. Den Helfenden sagt der AED alle notwendigen Schritte an, so dass jede*r Erste Hilfe leisten und nichts falsch machen kann. Der einzige Fehler wäre, nicht zu handeln. Wenn du einen Herz-Kreislauf-Stillstand vermutest, kann der AED den Herzrhythmus analysieren, dir Anweisungen geben und – falls erforderlich – elektrische Schocks abgeben, um das Herz wieder in einen gesunden Rhythmus zu versetzen.

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