Streit im Urlaub: Tipps für entspannte Ferien

Mit dem Brennglas auf Konflikte

Anders als im Alltag, in dem normalerweise jede*r eine bestimmte Aufgabe und Rolle hat, bringt der Urlaub einiges durcheinander. Job, Schule, strenge Timelines fallen weg. Und das soll ja auch so sein, damit Platz für Erholung ist. Aber damit brechen eben auch Routinen weg. Und ruckzuck verbringen Paare und Familie extrem viel Zeit miteinander. Statt des Gefühls, vielleicht zu wenig Ruhe und Zeit zu haben, weil es der Alltag nicht zulässt, steht auf einmal 24/7 zusammen auf dem Plan. Dazu kommen die hoch geschraubten Erwartungen, denn die Vorfreude ist groß und der Urlaub vielleicht schon lange geplant und sowieso heiß ersehnt.

Dabei übersehen Paare oder Familien schnell, dass jeder und jede ganz eigene Wünsche und Bedürfnisse an die Ferien hat. Und nicht immer passen diese Ideen zusammen.

Auch Konflikte, die vielleicht im Alltag eher mal untergehen, fliegen im Koffer mit an den Strand. Und wenn die Ruhe vom Job einkehrt, ploppen auf einmal Themen auf, die im Alltag gar nicht so aufgefallen oder schnell mal im Trubel untergegangen sind.

Paare zwischen Zweisamkeit und Freiraum

Quality time, gemeinsame Stunden, Zeit füreinander sind wichtig. Ganz klar. Dafür bietet der Urlaub den nötigen Freiraum. Aber wichtig ist v. a., dass Paare sich über ihre Bedürfnisse verständigen und schon im Vorfeld des Urlaubs darüber sprechen, was sie sich wünschen und welche Art von Urlaub passen könnte. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht.

Es ist z. B. genauso ok, wenn Paare ihre Ferienzeit nonstop miteinander verbringen wollen und andere sich bewusst auch im Urlaub Auszeiten nehmen. Eine*r geht am Nachmittag an den Strand, die bzw. der andere*r schnappt sich Wanderschuhe und Rucksack und erkundet die Urlaubsregion. Abends können dann beide von ihren Erlebnissen berichten – und vielleicht den Folgetag gemeinsam planen.

Vielleicht gibt es auch Paare, die in ihrem Alltag feste Rituale und gemeinsame Fixzeiten haben und sich dafür in ihrem Urlaub bewusst eine alleinige Auszeit nehmen.

Ziel des Urlaubs sollte immer sein, dass alle Beteiligten sich erholen können. Und wie sich diese Pause vom Alltag gestaltet, muss jedes Paar für sich entscheiden. Nichts muss, alles kann. Eigentlich ganz easy.

Familien und unterschiedliche Bedürfnisse

Auch für Familien wird die Urlaubszeit schnell zu einer Bewährungsprobe. Für berufstätige Eltern kann es eine Umstellung sein, rund um die Uhr mit Partner*in und Kindern zusammen zu sein. Und auch für Eltern, die eine klassische Rollenverteilung leben, können die Ferien eine große Veränderung sein – auf einmal redet jemand anders bei Themen rein, die sie oder er sonst alleine regelt.

Und, klar, Kinder haben vielfach andere Bedürfnisse an die Ferien als Erwachsene. Und bei mehreren Geschwistern sind die Meinungen auch nicht immer gleich. Das eine Kind will A, das andere – schon aus Prinzip – B. Bei Patchwork-Familien kommen ggf. noch weitere Konflikte hinzu. Wie lassen sich also die verschiedenen Wünsche und Ansprüche an den gemeinsamen Urlaub zusammenbringen?

Auch hier gilt: im Vorfeld miteinander über Wünsche, Bedürfnisse und mögliche Kompromisse sprechen, um Streit im Urlaub zu vermeiden. Vielleicht gibt es Urlaubsorte, die für jede*n etwas bereithalten. Oder jede*r darf mal einen Tag planen. Klärt ab, ob es ggf. Betreuungs- oder Kinderprogramm gibt. Oder ob andere Familien da sind, darüber freuen sich viele Kinder. Sie haben Spielgefährt*innen – und Eltern auch mal Zeit allein oder eine Auszeit zu zweit.

Bezieh größere Kinder in die Urlaubsplanung mit ein – lass sie mitreden und Verantwortung übernehmen. So lernen Kinder ganz selbstverständlich, ihre Bedürfnisse zu äußern, an Kompromissen zu arbeiten und wie ein Miteinander funktioniert. Und manchmal eben auch Frustrationstoleranz.

Urlaub unter Freund*innen

Mit den Besten in den Urlaub: klingt super und ist für viele ein absolutes Highlight. Doch Ferien mit Freund*innen kann auch seine Tücken haben. Denn auf einmal ist man sich viel näher als man es sonst gewöhnt ist. Und es tauchen plötzliche Konflikte auf, mit denen vorher keine*r gerechnet hat – seien es unterschiedliche Aufstehzeiten, Essgewohnheiten oder Erwartungen an das Urlaubsprogramm. Egal, ob du mit deiner Single-Freundin oder deinem Single-Freund verreist, ob Kinder dabei sind oder es mit mehreren Familien in die Ferien geht. Schnell prallen hier unterschiedliche Alltagsgewohnheiten aufeinander. Kein Wunder, dass so mancher Freundschaftsurlaub zum Freundschaftskiller wird.

Daher auch hier: Am besten im Vorfeld Transparenz schaffen und gegenseitige Wünsche und Erwartungen zum Ausdruck bringen. Und sollte es im Urlaub doch zu Ärgernissen kommen, versuch offen darüber zu sprechen. Auch wenn das vielleicht Überwindung kostet. Aber nichts ist schlimmer, als wenn unnötige Missverständnisse am Ende zu einem richtigen Streit führen oder der Ärger sich so lange aufstaut, bis eine*r von euch platzt.

Und, hey, auch Freundschaften wachsen an Konflikten, die ihr gemeinsam löst. Es lohnt sich.