Pflanzliche Heilmittel und ihre Risiken

Das Vertrauen in pflanzliche Heilmittel ist groß. Ihr Risiko für gefährliche Nebenwirkungen wird von vielen als gering eingestuft – doch ganz ungefährlich sind sie nicht. Wir zeigen dir, worauf du achten solltest.

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Das Vertrauen in pflanzliche Heilmittel ist groß. Ihr Risiko für gefährliche Nebenwirkungen wird von vielen als gering eingestuft – doch ganz ungefährlich sind sie nicht. Wir zeigen dir, worauf du achten solltest.

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Vor der Anwendung gut informieren

Auch wenn sie als rein pflanzlich und natürlichen Ursprungs beworben werden: Genau wie bei künstlich hergestellten Medikamenten kann es auch bei der Anwendung pflanzlicher Heilmittel Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben. Gerade wenn sie ohne ärztliche Absprache angewendet werden oder Kinder sie einnehmen, sollte man sich vorher über sogenannte Phytopharmaka gut informieren. Im besten Fall ist die behandelnde Ärztin oder der Arzt informiert und kann mögliche Wechselwirkungen einschätzen. Auch Apotheker*innen können dich gut beraten.

Nebenwirkungen pflanzlicher Heilmittel

Die gute Nachricht: Die Wirksamkeit pflanzlicher Heilmittel lässt sich mit modernen wissenschaftlichen Methoden super nachweisen. Viele Pflanzenpräparate sind außerdem sehr gut verträglich.

Die schlechte Nachricht: Einige Heilpflanzen sind hochgiftig und für die Selbstbehandlung absolut tabu, z. B.:

  • Eisenhut (gegen Fieber und Erkältungen)
  • Roter Fingerhut (bei Herzschwäche)

Beide Heilpflanzen kann man unbedenklich kaufen, im Beet anpflanzen oder sie an Waldrändern finden und sammeln. Bedenklich ist jedoch die Verwendung als Heilpflanze, da schon kleinste Überdosierungen ab 0,2 g zu Symptomen wie Erbrechen führen können. Nimmt man 1-2 g von einer dieser Heilpflanzen zu sich, kann die Dosis schon tödlich sein.

Eine bessere Alternative sind ärztlich verordnete Fertigpräparate, die den gewünschten Wirkstoff in sicherer und geringer Form enthalten. Übrigens: Eisenhut und roter Fingerhut werden heute meist in der Homöopathie eingesetzt.

Häufig wird jedoch übersehen, dass auch ungiftige Heilpflanzen verschiedene Begleiterscheinungen haben können:

  • Kamille wird bei Erkältungskrankheiten oder Magenbeschwerden verwendet. Wer jedoch auf Pflanzen aus der Familie der Korbblütler allergisch reagiert, muss auf Kamille-Anwendungen verzichten. Auch Augenspülungen mit Kamillentee sind nicht ratsam, da die feinen Härchen der Kamille die Augen zusätzlich reizen.
  • Aufpassen sollte man auch beim Johanniskraut, das eine aufhellende Wirkung bei depressiven Verstimmungen hat. Neben einem Hautausschlag kann Johanniskraut nämlich Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden verursachen. Zudem schränkt Johanniskraut die Wirkung zahlreicher Medikamente stark ein, indem es deren Wirkstoffe abbaut. Dazu gehören z. B. Antibiotika, hormonelle Verhütungsmittel und Herzmedikamente. Die Anwendung von Johanniskraut sollte ärztlich abgesprochen sein.

Pflanzliche Heilmittel selbst sammeln

Auf Kräutersafari zu gehen, ist super spannend und hat seinen eigenen Reiz. Doch Vorsicht: Man sollte nur Pflanzen sammeln, die man ohne Zweifel bestimmen kann. Pflanzen wie Eisenhut sind schon in kleinen Mengen hochgiftig und schwer zu dosieren. Bitte bedenk, dass auch der Wirkstoffgehalt bei selbst gesammelten Pflanzen je nach Standort schwankt. Alternative: Heilpflanzen aus der Apotheke, die auf ihren Wirkstoffgehalt geprüft und sicher sind.

Bei der Apotheke, im Supermarkt oder online kaufen

Viele pflanzliche Heilmittel sind frei verkäuflich – gut bekannt sind Lavendel, Pfefferminze oder Salbei. Man kann sie in verschiedenen Formen kaufen:

  • Als fertige Mischung in Kräutertees
  • Gemahlen oder geschnitten als einzelne Zutat
  • Als Tinktur bzw. Extrakt
  • In Form von Kapseln
  • Als Tropfen oder Sprays
  • Oder als Salbe zum Auftragen

Produkte mit sehr giftigen Heilpflanzen wie Eisenhut oder roter Fingerhut sind verschreibungspflichtig und nicht frei erhältlich. Leider besteht über Käufe im Internet häufiger die Gefahr, dass sich in Produkten illegale Arzneiwirkstoffe verstecken, die nicht angegeben sind. Hier hilft im Zweifel nur, über ein Produkt selbst sehr gut zu recherchieren, bevor man es kauft – oder zur nächsten Apotheke zu gehen.

In puncto Trends sind pflanzliche Heilmittel im Internet ganz vorne dabei: Dazu gehören beispielsweise exotische Algen oder besondere Pilze aus asiatischen Ländern. Teils verbergen sich in den Trend-Produkten jedoch unerforschte oder sogar giftige Inhaltsstoffe, für die es keine Zulassung braucht. Dies liegt daran, dass es aktuell keine rechtsverbindliche Liste mit zugelassenen Heilpflanzen gibt. Am zuverlässigsten und sichersten ist der Rat von Apotheker*innen oder eine Empfehlung deiner Ärztin bzw. deines Arztes.

Pflanzliche Heilmittel für Kinder

Viele Eltern geben ihren Kindern pflanzliche Mittel zur Stärkung des Immunsystems oder bei Erkältungskrankheiten. Bei richtiger Anwendung klappt dies gut – die behandelnde Kinderärztin oder der Kinderarzt sollten aber in jedem Fall informiert sein. Es gibt unter Umständen einige Risiken:

  • Bei einer anstehenden Operation kann z. B. Gingko das Blutungsrisiko erhöhen oder Baldrian die Betäubung verstärken.
  • Echinacea bewirkt eventuell eine Abschwächung einer immunsuppressiven Therapie.
  • Einige pflanzliche Heilmittel müssen schon mehrere Wochen vor dem geplanten Eingriff abgesetzt werden, um den Erfolg nicht zu gefährden.
  • Bei einer Aromatherapie ist unbedingt zu beachten, dass ätherische Öle wie Kampfer und Eukalyptus, die bei Erwachsenen in der Regel unproblematisch sind, bei Kindern eventuell Atemnot und Krämpfe hervorrufen.
  • Vorsicht bei selbstgesammelten pflanzlichen Heilmitteln: Einige pflanzliche Mittel können gerade bei kleineren Kindern zu ernsthaften oder sogar lebensbedrohlichen Problemen führen. Dazu gehören z. B. Eisenhut, Beinwell oder Meerträubel.

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