Bodyshaming: So wehrst du dich

Im Wörterbuch liegen „Abwerten“ und „Bodyshaming“ nicht weit auseinander. Setz auf „Akzeptieren“ und „Aufbauen“, die Begriffe sind einander näher! Wir zeigen, wie du dich gegen Kritik an deinem Körper und Aussehen wehrst.

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Im Wörterbuch liegen „Abwerten“ und „Bodyshaming“ nicht weit auseinander. Setz auf „Akzeptieren“ und „Aufbauen“, die Begriffe sind einander näher! Wir zeigen, wie du dich gegen Kritik an deinem Körper und Aussehen wehrst.

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„Mit 10 Kilo weniger wärst du richtig hübsch!“

Kennst du solche abwertenden Sprüche über dein Aussehen, verletzende Blicke oder gut gemeinte Ratschläge, die keine sind? Das ist Bodyshaming, und damit bist du nicht allein. Viele – vor allem Jugendliche und junge Erwachsene – werden in der Schule, im Sportverein und auch innerhalb der Familie und des Freundeskreises Opfer von Bodyshaming.

Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Während sich z. B. Fat Shaming auf die Diskriminierung von Menschen, die als übergewichtig angesehen werden, bezieht, betrifft Skinny Shaming das Herabsetzen von Menschen, die als zu dünn angesehen werden. Beide Formen des Shamings sind schädlich und unnötig, da sie Menschen aufgrund ihres Aussehens verurteilen.

Bodyshaming beginnt aber nicht erst bei Beleidigungen, sondern schon bei unangebrachten Bemerkungen und Ratschlägen. Auch wenn die Kritik von Familie und Freund*innen oft unbewusst und meist sogar gut gemeint ist, verletzt sie dennoch nicht weniger – im Gegenteil. Denn neben der Demütigung vermitteln sie dir das Gefühl, dir auch noch dein eigenes Problembewusstsein und deine eigenen Bemühungen abzusprechen. Das nervt und verletzt.

Bodyshaming kann krank machen

Die Auswirkungen, die Bodyshaming haben kann, sind vielfältig und reichen von Stress über Essstörungen bis hin zu Angststörungen oder Depressionen. Nimm daher wiederholte Abwertungen, die dich verletzen, nicht einfach hin!

Wir zeigen dir, wie du dich gegen Bodyshaming wehren kannst und wie du Menschen unterstützt, die betroffen sind.

Die Täter*innen allein tragen die Verant­wortung

Mach dir bewusst: Du bist nicht dafür verantwortlich, wie andere Menschen dich wahrnehmen möchten. Das ist superleicht gesagt, doch das Problem liegt tatsächlich bei den Täter*innen. Oft handelt es sich dabei um Menschen, die mit ihren Attacken von ihren eigenen Problemen ablenken wollen und mit sich selbst unzufrieden sind. Neid und Vorurteile spielen ebenfalls eine große Rolle, genau wie unrealistische Schönheitsideale der Medien und Sozialen Netzwerke. Um es klar zu sagen: Bodyshaming ist Mobbing. Du und dein Aussehen, ihr tragt keine Schuld daran.

So wehrst du dich gegen Bodyshaming

Hand aufs Herz: Für sich selbst einzustehen, ist nicht immer einfach. Viele Betroffene verkriechen sich lieber, als gegen Bodyshaming aktiv zu werden. Doch gerade in diesem Fall kann Angriff eine gute Verteidigung sein. Klar ist, dass dir eine passive Haltung auf lange Sicht nicht guttut. Mit diesen Tipps kannst du gegen Bodyshaming in der Schule, im Sportverein und in deinem privaten Umfeld vorgehen:

Verletzt dich ein Kommentar, dann sprich die Person direkt darauf an. Damit signalisierst du, dass du dir das nicht gefallen lässt. Ist sich die Person gar nicht darüber bewusst, dass sie dich gerade beleidigt hat, weist du sie mit deinem Einschreiten auf ihren Fehler hin. Oft glauben die Kritiker*innen, dich mit Aussagen wie „Ich habe neulich von einer sehr effektiven neuen Diät gelesen“ zu unterstützen – und merken gar nicht, dass das Gegenteil der Fall ist.

Reagier lediglich mit einem Blick auf eine beleidigende Aussage, anstatt sie verbal anzusprechen. So signalisierst du deutlich, dass du den Kommentar wahrgenommen, ihn aber für taktlos und nicht diskussionswürdig hältst.

Wiederhol die Beleidigung mit einer Frage. So kannst du dein Gegenüber auf ihre oder seine verletzenden Worte hinweisen. Mit einer Du-Formulierung wird es deutlich und kommt persönlich an: „Du bist also der Meinung, dass ich zu dick bin, um mir einen Nachtisch zu gönnen?“

Geistert dir eine verletzende Aussage einer Person immer und immer wieder im Kopf herum? Dann sprich das Thema noch einmal in Ruhe an, bevor du ohne Ende grübelst. Steh für dich selbst ein und bitte sie, ein solches Verhalten in Zukunft zu lassen.

Wirst du in der Schule oder im Sportverein gemobbt, traust dich aber nicht, die betreffende Person direkt darauf anzusprechen, dann zieh Lehrer*innen oder Trainer*innen ins Vertrauen. Erzähl ihnen vom Bodyshaming und bitte sie um Unterstützung. Wenn die negativen Gefühle viel zu viel werden, gibt es verschiedene Anlaufstellen für Hilfe und Beratung.

Berichte einer Freundin oder einem Freund, der oder dem du vertraust, von der Kritik, die du einstecken musstest. Eine moralische Unterstützung kann dir helfen, mit enttäuschenden Momenten umzugehen.

Gibt es Personen in deinem Umfeld, bei denen die oben genannten Möglichkeiten keinen Erfolg bringen, dann kann ein vorübergehender Kontaktabbruch eine Lösung sein. Abstand tut manchmal gut und kann dich schützen!

Bodyshaming im Internet und Social Media

Wir möchten dir ein prominentes Beispiel der Singer-Songwriterin Billie Eilish ans Herz legen – denn es kann dich inspirieren. Sie hat sich im Mai 2020 dazu entschieden, die Anfeindungen im Internet nicht länger hinzunehmen. In ihrem YouTube-Video „Not My Responsibility“ setzt sie sich zur Wehr und spricht zu ihren Kritiker*innen, stellt provozierende Fragen und klagt an. Die Kernaussage: Ich bin nicht dafür verantwortlich, wie andere Menschen mich wahrnehmen. Und hey, genauso ist es! Mach dich frei von der Meinung anderer, indem du deinen Blickwinkel änderst. Du bist nicht für die Wahrnehmung anderer im Internet und in Social Media verantwortlich. Damit gehst du einen wichtigen Schritt in Richtung Souveränität und Selbstakzeptanz. Geht es um Kinder und digitale Medien, haben wir übrigens hilfreiche Tipps und Infos für dem Umgang zusammengestellt.

Nutz zudem technische Möglichkeiten, um dich vor der verletzenden Kritik anderer abzuschirmen. Folgende Funktionen kannst du in den Sozialen Netzwerken als Schutz aktivieren:

Kontrollier die Sichtbarkeit deiner Inhalte

Im Bereich deiner Privatsphäre-Einstellungen kannst du meist die Sichtbarkeit deines Profils individuell bestimmen. Aktivierst du diese Funktion, sind dein Profil und deine Inhalte nur noch für bestimmte Personen zu sehen. Fremde haben keinen Zugriff mehr darauf. Wenn du Opfer von Bodyshaming wirst, kann es sich lohnen, die Sichtbarkeit deiner Inhalte für die Dauer der Übergriffe sehr stark einzuschränken. Das kann so weit gehen, dass deine Inhalte nur noch für dich sichtbar sind.

Block dich frei

Personen, von denen du abwertende oder negative Kommentare erhältst, kannst du blockieren. Hast du diese Funktion aktiviert, kann die Person dich auf der jeweiligen Plattform nicht mehr finden, deine Posts nicht mehr sehen und keine Kommentare mehr hinterlassen.

Blend aus, was dir schadet

Profile, denen du zwar weiter folgen möchtest, von deren Inhalten du dich aber gekränkt oder unter Druck gesetzt fühlst, kannst du in der Regel stummschalten. Das sorgt dafür, dass deren Beiträge nicht mehr in deiner Timeline oder deinem Feed angezeigt werden.

Meld übergriffige Profile

Personen, die dich auf Sozialen Netzwerken angreifen, solltest du den Betreiber*innen der jeweiligen Plattform melden. Diskriminierung und abwertende Aussagen sind kein Bestandteil der Meinungsfreiheit. Deswegen können die Plattformen solche Inhalte löschen und sogar die Profile deaktivieren. Die Meldung geschieht anonym, sodass die Person nicht erfährt, wer dafür verantwortlich ist.

Don’t feed the troll: Ignorieren

Nimm ihre Angriffe nicht persönlich und schenk den Täter*innen keine Aufmerksamkeit. Gib ihnen keine Macht über deine Gefühle – das ist schwer, doch lohnt es sich immer, erst mal einen Gang zurückzuschalten. Je emotionaler du bist, desto eher antwortest du auf einen unangemessenen Kommentar und bietest den Täter*innen vielleicht neue Angriffspunkte.

Glücklich sein

Der wichtigste Tipp: Akzeptiere dich selbst.

Kritiker*innen ist es vor allem dann möglich, dich zu verletzen, wenn du selbst mit dir und deinem Körper unzufrieden bist. Klar, wir alle sind meist nicht ganz zufrieden mit unserem Körper. Ein Makel da, eine Unsicherheit hier – aber im Kampf gegen Bodyshaming ist es besonders wichtig, dass du lernst, dich selbst zu akzeptieren und den Blick auf deine Stärken zu lenken.

Ein möglicher Weg zur Selbstakzeptanz ist die Body-Positivity-Bewegung. Der Begriff ist dir bestimmt schon mal in den Sozialen Medien begegnet. Dabei geht es darum, den eigenen Körper lieben zu lernen – mit all seinen vermeintlichen Makeln. Wir haben für dich Strategien für mehr Selbstbewusstsein und ein gesundes Körperbild auf unserer Seite zu „Body Positivity“ zusammengestellt.

Eine andere Herangehensweise beschreibt der Begriff Body Neutrality: Dir gefällt dein Po nicht? Egal. Du hast ein paar Kilo zugenommen? Na und! Das musst du nicht schön, kannst du aber egal finden. Es geht darum, die Ästhetik deines Körpers hintanzustellen, damit du dich stattdessen auf seine Funktionalität und Gesundheit konzentrieren kannst. Und: Deine inneren Werte zählen mehr als jede Äußerlichkeit. Denn natürlich macht dich nicht dein schlanker Körper als Person aus. Sondern deine persönlichen Eigenschaften.

Egal welche Einstellung dir eher zusagt: Setz dir zum Ziel, dass du dich von den Meinungen und Bewertungen anderer freimachst. Dabei kannst du auch anderen behilflich sein.

So unterstützt du Bodyshaming-Betroffene

Für Menschen, die aufgrund ihres Äußeren kritisiert werden, ist es wichtig zu spüren, dass sie nicht allein sind. So kannst du helfen:

Zeig Solidarität und ergreif Partei für die Betroffenen, indem du mit ihnen Kontakt aufnimmst und ihnen Beistand leistest.

Konfrontiere die Täterin oder den Täter direkt und weise sie auf ihr Fehlverhalten hin. So unterstützt du nicht nur die Betroffenen, sondern bringst das ganze Thema auch zur sachlichen Diskussion.

Du musst das Problem nicht allein lösen. Such dir eine erwachsene Vertrauensperson und berichte über das Bodyshaming, das in der Klasse oder der Mannschaft bzw. dem jeweiligen Umfeld stattfindet.

Zeig den Opfern Wege auf, wie sie sich gegen Bodyshaming wehren können. Ein Link zu dieser Seite wäre z. B. eine erste und sinnvolle Hilfe.

Weitere Hilfsangebote gegen Bodyshaming:

  • Bodyshaming macht dich krank? Mit Novego bieten wir dir ein Online-Unterstützungsprogramm bei Depressionen, Ängsten oder Burnout.
  • Die Nummer gegen Kummer ist bei Kindern, Jugendlichen und Eltern eine kompetente Ansprechpartnerin bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten.
  • Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes berät Betroffene über ihre juristischen Möglichkeiten bei einer Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Alter, ethnischer Herkunft, Behinderung und chronischer Krankheit sowie sexueller Identität.
  • Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben berät Frauen, die von Gewalt – auch digitaler Gewalt – betroffen sind.

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