Depressionen erkennen und bewältigen

Schlechte Stimmung gehört zum Leben dazu. Wenn sich daraus jedoch wochenlange Niedergeschlagenheit entwickelt und sich weitere negative Gefühle dazugesellen, hast du vielleicht eine depressive Verstimmung oder bist depressiv.

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Schlechte Stimmung gehört zum Leben dazu. Wenn sich daraus jedoch wochenlange Niedergeschlagenheit entwickelt und sich weitere negative Gefühle dazugesellen, hast du vielleicht eine depressive Verstimmung oder bist depressiv.

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Depressionen: Besser früh reagieren

Alles wird zum Kraftakt? Was dir früher Freude gemacht hat, übt auf einmal keinen Reiz mehr aus, und dein Selbstvertrauen ist auch nicht mehr das, was es mal war? Wenn du diese Beschwerden über viele Wochen an dir wahrnimmst, leidest du möglicherweise an einer Depression. Die gute Nachricht: Die Situation ist nicht so aussichtslos, wie sie vielleicht gerade scheint.

Spätestens wenn du es wochenlang nicht aus eigener Kraft aus dem emotionalen Loch schaffst, ist es an der Zeit, dir Hilfe zu suchen. Es gibt diverse Angebote und Möglichkeiten, Depressionen wirkungsvoll zu behandeln. Je schneller du bei einer depressiven Episode aktiv wirst, desto besser. Denn rasches Handeln verkürzt das Leiden meist deutlich.

Hinweis: Miese Stimmung, die durch konkrete Ereignisse ausgelöst wurde, gehört zum Leben dazu und verschwindet spätestens nach 2 Wochen von selbst wieder. Eine Depression nicht. Sie geht weit über schlechte Laune oder temporäre Traurigkeit hinaus.

Depressionen können jede*n treffen

Etwa 16-20 von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Dahinter verbirgt sich eine ernste Erkrankung, die nicht verschwindet, wenn man mehr an die frische Luft geht oder sich in Gesellschaft begibt.

Depressionen können jede*n treffen: Fußballstars genauso wie Manager*innen, Kreative und Mütter und Väter. Allein schon deshalb sollten Depressionen kein Tabuthema sein. Zum Glück haben inzwischen viele Prominente, darunter die Sängerin Lena Meyer-Landrut, die Komiker Kurt Krömer und Felix Lobrecht sowie die Schauspielerin Nora Tschirner, offen über ihre Erkrankung gesprochen.

Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch im Alter tritt eine depressive Erkrankung vermehrt auf – aufgrund von Vorerkrankungen oder als Folge von Medikamenten­einnahme. Leider reagieren viele Betroffene erst sehr spät. Im Schnitt vergehen 20 Monate, bis sich Menschen mit Depressionen Hilfe suchen. Das liegt zum einen an der Antriebslosigkeit, die die Krankheit mit sich bringt, zum anderen daran, dass Depressionen oft noch ein Tabuthema sind.

Unser Appell an dich: Spiel eine psychische Erkrankung nicht als Charakterschwäche oder persönliches Defizit herunter. Depression ist eine ernstzunehmende, in schweren Fällen lebensbedrohliche psychische Erkrankung – sogar eine der häufigsten in Deutschland. Sie gehört genauso behandelt wie z. B. eine Lungenentzündung.

Depressive Verstimmung oder Depressionen: der Unterschied

Der Unterschied zwischen depressiver Verstimmung und Depression besteht vor allem in der Dauer und der Intensität der Symptome.

Depressive Verstimmung

Bei der depressiven Verstimmung handelt es sich um eine vorübergehende Phase von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, die einige Tage bis zu 2 Wochen anhalten kann. Häufig liegt ein konkreter Auslöser für die Niedergeschlagenheit und negativen Gedanken vor: starker Stress, Trennungen oder Verlusterfahrungen durch Todesfälle von Angehörigen. Häufig „funktionieren“ Betroffene von depressiver Verstimmung im Alltag noch recht gut. Jedoch können sich depressive Verstimmungen auch zu Depressionen entwickeln.

Wer mehr als 2 Wochen an einer depressiven Verstimmung leidet, sollte daher ärztlichen Rat einholen.

Depression

Depressionen bringen schwerwiegendere Symptome als depressive Verstimmungen mit sich. Das Gefühl von innerer Leere, eigener Wertlosigkeit und tiefer Traurigkeit ist intensiver als bei einer depressiven Verstimmung. Depressionen können viele Wochen, Monate oder gar Jahre andauern und schränken die Lebensqualität stark ein.

Die Diagnose einer Depression

Wie stelle ich fest, ob ich wirklich eine Depression habe oder ob ich nur schlecht gelaunt bin? Entscheidend sind 3 Hauptanzeichen, die bei einer Depression auftreten. Zu ihnen zählen: 

  • Gedrückte Stimmung
  • Interessensverlust 
  • Antriebsschwäche

Treten 2 der 3 Hauptanzeichen über mehr als 2 Wochen auf, handelt es sich möglicherweise um eine Depression. Bei dieser können sich außerdem weitere Symptome einstellen: 

  • Verringertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
  • Schlafstörungen
  • Verlangsamte Bewegungen oder Sprache
  • Rastlosigkeit
  • Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen
  • Suizidgedanken

Depressionen werden in Schweregrade unterteilt:

  • Von einer leichten Depression sprechen Ärzt*innen, wenn 2 Hauptanzeichen sowie 2 weitere Symptome über mindestens 2 Wochen auftreten.
  • Um eine mittlere Depression handelt es sich, wenn 3, höchstens 4 weitere Symptome zu den 2 Hauptanzeichen hinzukommen.
  • Schwere Depression zeichnen sich dadurch aus, dass alle 3 Hauptanzeichen sowie mindestens 4 weitere Symptome auftreten.

Übrigens können bei einer Depression auch körperliche Beschwerden wie Schwindel, Magen-Darm-Probleme, Schmerzen und Luftnot vorkommen.

Männer haben andere Symptome

Weil Depressionen dem klassischen männlichen Rollenbild widersprechen, zögern Männer häufig den Besuch bei einer Ärztin oder einem Arztes noch länger hinaus. Sie nehmen auch ihre Beschwerden schlechter wahr. Oftmals äußern sich Depressionen bei Männern eher durch körperliche Beschwerden, oder es treten vermehrt folgende Symptome auf:

  • Gereiztheit, Wut und Aggressivität
  • Erhöhte Risikobereitschaft
  • Konzentrationsprobleme
  • Wenig bis kein sexuelles Interesse oder Potenzprobleme
  • Flucht in eine Sucht, z. B. Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht

Frühe Anzeichen einer Depression

Depressionen kündigen sich oft an. Die frühen Anzeichen sind aber unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Zu ihnen gehören Kopf- oder Bauchschmerzen, ständige Müdigkeit und mangelnde Energie, Reizbarkeit, Angst und Schlafstörungen. Außerdem können Lustlosigkeit, nachlassendes sexuelles Interesse und Appetitlosigkeit auftreten.

Die Behandlung einer Depression

Die gute Nachricht: Depressive Verstimmungen lassen sich mit modernen Behandlungsmethoden häufig rasch heilen oder zumindest lindern. Außerdem gilt: Je schneller du dir Rat holst, desto weniger lang dauern oft die depressiven Phasen an. Bei depressiven Episoden helfen in der Regel schon Gesprächs- und Beratungsangebote. Auch pflanzliche Mittel wie Johanniskraut können die Symptome lindern.

Bei Depressionen kommen Psychotherapien oder Antidepressiva oder beides in Kombination zum Einsatz. Ist deine Depression leicht oder mittelschwer, kann eine Psychotherapie ebenso gut helfen wie Tabletten. Antidepressiva wirken allerdings etwas schneller als eine Therapie, bei der sich die Erfolge erst nach einiger Zeit zeigen. Bei schweren depressiven Episoden kombiniert man in der Regel Psychotherapie und Psychopharmaka. Reicht bei schweren Depressionen die ambulante Behandlung nicht aus, ist ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik erforderlich – z. B. bei erhöhter Selbstmordgefahr.  

Geh am besten zunächst zu deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt. Diese*r überweist dich an eine Fachärztin oder einen Facharzt. Du kannst dich auch direkt an diese bzw. eine*n Psychotherapeut*in wenden. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen unterstützen bei der Vermittlung. Es kann allerdings länger dauern, bis man einen Therapieplatz bekommt. Zusätzlich zur Psychotherapie oder der Einnahme von Antidepressiva können Bewegungs- und künstlerische Angebote dabei unterstützen, die Depression zu bewältigen.

Schnelle Hilfe

Bei der kostenfreien Telefonseelsorge hat man ein offenes Ohr für Menschen mit Depressionen: 0800 1110111 oder 0800 1110222

Das Infotelefon Depression informiert über Krankheit, Behandlungsmöglichkeiten sowie mögliche Anlaufstellen: 0800 3344533

Er bietet an deinem Wohnort Beratung für Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige an. Den nächstgelegenen SpDi findest du, wenn du „Sozialpsychiatrischer Dienst“ und deinen Wohnort in die Suchmaschine im Netz eingibst.

Wenn du die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken möchtest, können Selbsthilfegruppen eine Anlaufstelle sein. Man findet Angebote vor Ort im Netz.

Denkst du bereits an Selbstmord? Dann wende dich am besten an die nächste psychiatrische Klinik. Sie können dich stationär aufnehmen und leisten Erste Hilfe. Du kannst auch den Notruf 112 anrufen.

Was Angehörige tun können

„Fahr doch mal für ein paar Tage weg!“ „Geh unter Leute!“ oder „Reiß dich doch mal zusammen!“ Solche Ratschläge hören Betroffene von Depressionen häufig. Depression ist aber eine ernsthafte Erkrankung, die nichts mit mangelnder Willensstärke zu tun hat. Sie bessert sich nur, wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Es kann allerdings schwierig sein, depressive Angehörige und Freund*innen dazu zu bringen, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Sei geduldig und bleib im Gespräch mit dem oder der Betroffenen. Die meisten Depressiven ziehen sich von anderen Menschen zurück. Akzeptiere, dass die betroffene Person krank ist, und denk daran, dass eine Depression heute gut therapierbar ist.

Für Kinder und Jugendliche bietet die Pronova BKK schnelle und professionelle Hilfe über das Beratungsangebot Kompass. Bei der Nummer gegen Kummer und bei der Telefonseelsorge hat man ein offenes Ohr für Angehörige depressiv Erkrankter. Im Internet findest du außerdem Selbsthilfegruppen für Angehörige depressiver Menschen. 

Mentale Gesundheit

Kompass: Ambulante Hilfe bei psychischen Erkrankungen

Das Therapie- und Beratungsangebot Kompass bietet dir individuelle Hilfe bei psychischen Erkrankungen. Auch eine telefonische Beratung ist möglich, sogar in mehreren Sprachen.

Mentale Gesundheit

Unkomplizierte Hilfe bei psychischen Belastungen

Wenn du in einer Krise steckst und das Gefühl hast, alleine nicht mehr klar zu kommen, kannst du dich als Pronova BKK Versicherte*r kostenlos beim Online-Programm Novego anmelden. Das Psychologenteam ist darauf spezialisiert, dich in deiner Krise zu unterstützen.