Wahr oder falsch? Mythen rund um die Organ­spende

Der eigene Tod und eine mögliche Organspende sind sensible Themen, die bei vielen Menschen Unsicherheit auslösen. Wir wollen dir die Sorgen nehmen und räumen hier mit Mythen rund um die Organspende auf.

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Der eigene Tod und eine mögliche Organspende sind sensible Themen, die bei vielen Menschen Unsicherheit auslösen. Wir wollen dir die Sorgen nehmen und räumen hier mit Mythen rund um die Organspende auf.

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10 Mythen im Faktencheck

Rund 8.500 Menschen in Deutschland warten laut Bundesregierung auf eine Organspende. Für viele von ihnen ist sie überlebenswichtig. Dem standen 2022 insgesamt 3.372 transplantierte Organe von 869 Organspenderinnen und Organspendern gegenüber.

Ob du nach dem Tod Organe spenden möchtest oder nicht, liegt ganz bei dir. Vielleicht macht dir die Vorstellung erst einmal Angst und du machst dir Sorgen, dass du als Organspender*in im Notfall ärztlich nicht ausreichend medizinisch versorgt wirst oder dein Tod zu früh festgestellt wird. Diese Irrtümer zur Organspende sind immer noch weit verbreitet und erschweren eine aufgeklärte und vorurteilsfreie Entscheidung. Wir klären: Was ist dran an den Mythen rund um die Organspende?

Mythos 1: Meine Entscheidung festzuhalten, ist nicht notwendig.

Organe spenden – ja oder nein? Und falls ja, welche? Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, solltest du sie im Organspendeausweis oder im Organspende-Register schriftlich festhalten. Warum? Ganz einfach: Wenn du festgelegt hast, was nach der ärztlichen Feststellung deines Todes mit Organen und Geweben deines Körpers passieren soll, müssen dies nicht deine Angehörigen tun. Damit nimmst du ihnen eine zusätzliche Last von den Schultern. Denn sie entscheiden nach deinem Tod in deinem mutmaßlichen Willen.

Mythos 2: Ich kann meine Entscheidung später nicht mehr ändern.

Keine Sorge – du kannst deine Entscheidung jederzeit ändern. Das gilt sowohl dafür, ob du überhaupt spenden möchtest, als auch dafür, welche Organe oder Gewebe du (nicht) spenden willst. Deinen alten Organspendeausweis kannst du einfach vernichten und einen neuen ausfüllen. Auch im Organspende-Register kannst du deine Angaben jederzeit anpassen oder löschen.

Mythos 3: Ich kann nicht selbst entscheiden, welche Organe ich spenden möchte.

Du möchtest nur einzelne Organe spenden, andere aber lieber nicht? Kein Problem. Du kannst schriftlich festhalten, welche Organe und welches Gewebe, wie Haut, Knochen oder Blutgefäße, du spenden oder nicht spenden möchtest. Auch diese Entscheidungen lassen sich jederzeit ändern, wenn du es dir anders überlegst.

Mythos 4: Ich bin zu alt oder zu jung zum Spenden.

Wusstest du, dass der älteste Organspender Deutschlands 98 Jahre alt war? Auch in der Gesamtzahl der Spender*innen in Deutschland waren laut Deutsche Stiftung Organtransplantation im Jahr 2023 gut 30 % älter als 65 Jahre. Bei Organspenden kommt es also nicht auf das Alter an, sondern auf den Zustand der Organe. Wenn du Spender*in bist, entscheiden Ärztinnen und Ärzte im Einzelfall, ob deine Organe zum Spenden geeignet sind. Deine Entscheidung für eine Organspende kannst du ab deinem 16. Geburtstag festhalten, einen Widerspruch sogar schon ab dem 14. Dafür brauchst du kein Einverständnis deiner Eltern.

Mythos 5: Ich bin vorerkrankt, also kann ich nicht spenden.

Das stimmt nur, wenn bei dir eine unbehandelbare Infektion, z. B. Tollwut oder die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, eine bösartige Tumorerkrankung oder eine HIV-Infektion festgestellt wurde. Dann wird eine Spende automatisch ausgeschlossen. Bei allen anderen Erkrankungen entscheiden die Ärzt*innen, ob du als Spender*in infrage kommst. Es kann also gut sein, dass du trotz Vorerkrankung Organspender*in werden kannst.

Mythos 6: Ich werde im Notfall nicht gerettet, wenn ich Organspender*in bin.

Auch wenn derzeit mehr Menschen auf eine Organspende warten, als Organe verfügbar sind, ist diese Sorge unbegründet. In Deutschland ist der Ablauf einer Organspende über das Transplantationsgesetz geregelt. Damit es zu einer Spende kommt, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein, z. B. die aktive Zustimmung zu Lebzeiten und der Tod durch einen Hirnausfall. Die Ärzt*innen, die dich im Notfall behandeln, dürfen nichts mit einer potenziellen Organspende zu tun haben. Damit es nicht zu Interessenskonflikten kommt, sind jeweils andere Ärzt*innen für Notfallbehandlung, Hirntoddiagnostik, Organentnahme und Transplantation zuständig.

Mythos 7: Es ist möglich, aus dem Hirntod wieder aufzuwachen.

In Deutschland gilt ein Mensch dann als hirntot, wenn alle Funktionen des Gehirns unumkehrbar ausgefallen sind. Bei der Diagnostik unterscheiden Ärztinnen und Ärzte z. B. zwischen Hirntod und ähnlichen Zuständen, etwa einem Koma. Wird der Hirntod festgestellt, ist die Person definitiv nicht mehr lebensfähig und wacht auch nicht mehr auf. Für Angehörige ist dies manchmal schwer zu akzeptieren, denn durch die künstliche Aufrechterhaltung des Herz-Kreislauf-Systems hat es den Anschein, sie würden noch atmen und ihr Körper und ihre Organe noch funktionieren. Denken, fühlen oder selbstständig atmen können hirntote Patient*innen nicht mehr.

Mythos 8: Nach einer Organspende kann sich meine Familie nicht mehr von mir bzw. meinem toten Körper verabschieden.

Schon vor einer Organentnahme können sich Angehörige von einer verstorbenen Person verabschieden. Auch nach der Operation ist das noch möglich. Spender*innen werden den Angehörigen dann in einem würdigen Zustand übergeben. Die Operation läuft ab wie bei einem noch lebenden Menschen. Das heißt, nur die Spenderorgane werden sorgfältig entnommen und Wunden verschlossen, sodass die Person zum Abschied aufgebahrt werden kann. Verabschiedung und Bestattung sind ganz normal möglich.

Mythos 9: Organtransplantationen haben keine guten Erfolgsquoten.

Organtransplantationen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Bei dem am meisten gespendeten Organ, der Niere, funktionieren 5 Jahre nach der Operation noch 75 % der transplantierten Organe. Natürlich kann es immer sein, dass der Körper ein transplantiertes Organ abstößt. Für Empfänger*innen des Organs ist eine Transplantation aber oft die einzige Überlebensmöglichkeit.

Mythos 10: Der oder die Empfänger*in erfährt, wer gespendet hat.

Nein, denn Organspenden sind anonym. Weder erfahren die Empfänger*innen, wer gespendet hat, noch wissen die Angehörigen von Spender*innen, wer das Organ bekommt. Wenn Angehörige es möchten, können sie aber erfahren, ob die Transplantation gut verlaufen ist. Empfänger*innen können sich außerdem über einen anonymen Brief bei den Angehörigen der Organspenderin oder des Organspenders bedanken.

Hirntoddiagnostik: Was heißt das überhaupt?

Kommt es auf der Intensivstation, z. B. nach einem Unfall, bei einer Patientin bzw. einem Patienten zu einem unumkehrbaren Ausfall der gesamten Hirnfunktionen, spricht man vom Hirntod. Das Gehirn, also das Großhirn, das Kleinhirn und der Hirnstamm, hat seine Arbeit unwiederbringlich eingestellt. Ist die Hirnfunktion unwiederbringlich erloschen, funktioniert auch kein anderes Organ mehr: Selbstständiges Atmen, Schmerzempfinden oder die Durchblutung von Organen sind dann nicht mehr möglich. Der Kreislauf kann aber künstlich eine Zeit lang aufrechterhalten werden, bis eine Entscheidung getroffen wurde, ob eine Organspende in Frage kommt. Der Hirntod ist in Deutschland eine sehr seltene Todesursache. Dies ist ein weiterer Grund, warum es in Krankenhäusern selten zu Organspenden kommt.

Nur wenn 2 verschiedene Ärzt*innen mit einem Abstand von mehreren Stunden oder Tagen durch Untersuchungen feststellen, dass die Hirnfunktionen ausgefallen sind, gilt ein Mensch als hirntot. Dabei untersuchen Ärztinnen und Ärzte z. B., ob die Person noch selbst atmen kann oder Schmerzen empfindet. Mindestens eine der beiden Personen muss Neurolog*in sein und sich damit auf die medizinische Behandlung des Gehirns und des Nervensystems spezialisiert haben.

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