Mouth Taping: Schlafen mit zuge­klebtem Mund

Ein erholsamer Schlaf ist wichtig. Mouth Taping soll dabei helfen. Klingt plausibel. Schließlich ist es gesünder, durch die Nase statt durch den Mund zu atmen. Aus medizinischer Sicht birgt der Trend jedoch Gefahren.

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Ein erholsamer Schlaf ist wichtig. Mouth Taping soll dabei helfen. Klingt plausibel. Schließlich ist es gesünder, durch die Nase statt durch den Mund zu atmen. Aus medizinischer Sicht birgt der Trend jedoch Gefahren.

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Definition: Was ist Mouth Taping?

Mouth Taping geht als Trend in den sozialen Medien viral. Stars und Sternchen preisen die damit verbundenen Vorteile für Schlaf und Gesundheit an. Doch was steckt hinter dem Hype im Schlafzimmer?

Der englische Begriff bedeutet so viel wie „Mund abkleben“. Und genau das wird beim Mouth Taping gemacht: Abends vor dem Zubettgehen wird der Mund zugeklebt. Ob mit normalen Pflasterstreifen, speziellem Tape oder einem Klebeband – Ziel ist es, nur noch durch die Nase zu atmen, um während des Schlafs von den Vorteilen der Nasenatmung zu profitieren.

Vorteile: Ist Nasenatmung besser als Mundatmung?

Wir atmen immer durch Mund und Nase – auch im Schlaf. Je nach Situation kann aber die Nasen- oder Mundatmung überwiegen.

Die Nasenatmung hat nachweislich viele positive Effekte und ist der Mundatmung in mancherlei Hinsicht überlegen:

  • Beim Einatmen durch die Nase wird die Atemluft angefeuchtet und erwärmt.
  • Die feinen Härchen in der Nase filtern und reinigen die eingeatmete Luft von Schmutzpartikeln und helfen auch bei der Abwehr von Viren und Bakterien.
  • Die Ausatmung über die Nase aktiviert den Teil des vegetativen Nervensystems (Parasympathikus), der für Stressabbau und Entspannung sorgt.

Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass die Mundatmung schlecht ist. Insbesondere bei körperlicher Anstrengung kann der Körper über den Mund in kurzer Zeit mehr Sauerstoff aufnehmen.

Auch lassen sich die Benefits der Nasenatmung nicht einfach auf den Nachtschlaf und gleichermaßen auf alle Personen übertragen. Im Gegenteil: Für einige Personengruppen, wie Kinder oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, kann Mouth Taping zu einer echten Gefahr werden.

Nachteile: Kann Mouth Taping gefährlich sein?

Die Antwort lautet: Ja. Zwar kann man von Mouth Taping nicht ersticken – das würden die natürlichen Schutzreflexe des Körpers verhindern. Trotzdem birgt das nächtliche Kleben einige ernstzunehmende Risiken für die Gesundheit:

  • Wenn die Mundatmung komplett verhindert wird, kann das zu einem akuten Gefühl von Luftnot führen. Reine Nasenatmung braucht Übung und sollte tagsüber in kurzen Einheiten unter professioneller Anleitung beispielsweise eines Yogalehrenden praktiziert werden, um von den positiven Effekten zu profitieren.
  • Durch den Wegfall der Mundatmung kann in der gleichen Zeit mengenmäßig weniger Sauerstoff aufgenommen werden. Dadurch kann der Sauerstoffgehalt im Blut absinken, was wiederum den Schlaf stören und der Gesundheit schaden kann. Insbesondere Menschen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind gefährdet.
  • Die in Pflaster oder Klebeband enthaltenen Klebstoffe können die empfindliche Gesichtshaut reizen. Auch beim Abziehen des Tapes kann es zu Verletzungen der Haut rund um Mund und Lippen kommen.

Studien: Wurde Mouth Taping wissenschaftlich untersucht?

In der Wissenschaft gibt es bisher keine ausreichenden Beweise dafür, dass Mouth Taping wirkt. Die Studienlage ist sehr dünn:

  • Zu wenig: Es wurden insgesamt nur wenige Studien durchgeführt, die Mouth Taping wissenschaftlich untersuchen.
  • Zu klein: Die vorhandenen Studien waren zu klein, um von der geringen Zahl an Teilnehmer*innen allgemeingültige Schlussfolgerungen ableiten zu können.
  • Zu speziell: Die Studienteilnehmenden hatten bestimmte schlafbezogene Erkrankungen, weshalb sich die Ergebnisse nicht auf gesunde oder anderweitig erkrankte Personen übertragen lassen.

Aus wissenschaftlicher und schlafmedizinischer Sicht hat Mouth Taping bisher keinen Nutzen zeigen können. Wer unter Schlafstörungen oder Schnarchen leidet, sollte ärztlichen Rat suchen. Gemeinsam mit Schlafexpert*innen lassen sich die Ursachen der Schlafprobleme herausfinden und Wege zu einem gesunden Schlaf finden.

Alternativen: Tipps für gesunden Schlaf

Es gibt einige bewährte und ungefährliche Maßnahmen, die dir helfen können, nachts besser zu schlafen. Wir haben dir unsere 10 besten Tipps für einen guten Schlaf zusammengestellt:

  • Mach das Fenster auf. Schlaf am besten in einer ruhigen, dunklen, kühlen Umgebung bei frischer Luft.
  • Komm runter. Lesen, Musik hören, ein Fußbad oder ein Kräutertee vor dem Schlafengehen helfen dir zu entspannen.
  • Aktiver Tag, ruhige Nacht. Bewegst du dich tagsüber viel, schläfst du nachts besser.
  • Iss leicht. Verzichte auf schwere Mahlzeiten am Abend.
  • Tanke Tageslicht. So stärkst du deinen Tag-Nacht-Rhythmus.
  • Meide Schlafstörer. Lass Lärm, Stress, schweres Essen und Smartphone am Abend außen vor.
  • Pass den richtigen Zeitpunkt ab. Geh erst ins Bett, wenn du wirklich müde bist.
  • Bleib ruhig. Solltest du nachts aufwachen und nicht direkt wieder einschlafen können, hör leichte Musik oder denk an was Schönes.
  • Folge deinem individuellen Bedürfnis. Es gibt keine Norm für Schlafdauer und Bettzeiten.
  • Gehe entspannt ins Bett. Yoga und Progressive Muskelentspannung können dich vor dem Schlafengehen supergut entspannen.

Weitere Informationen zum Thema findest du in unserer Broschüre „Besser schlafen, aktiver leben“ (1,65 MB).

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