Rezept­freie Schlaf­mittel: Wirkung und Risiken

Wer Schwierigkeiten beim Einschlafen hat oder von nächtlichem Aufwachen geplagt wird, kann kurzfristig auf rezeptfreie Schlafmittel zurückgreifen. Doch Vorsicht, auch diese können Risiken und Nebenwirkungen bergen.

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Wer Schwierigkeiten beim Einschlafen hat oder von nächtlichem Aufwachen geplagt wird, kann kurzfristig auf rezeptfreie Schlafmittel zurückgreifen. Doch Vorsicht, auch diese können Risiken und Nebenwirkungen bergen.

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Welche rezept­freien Schlaf­mittel gibt es?

Wenn Hausmittel und Einschlaftipps nicht mehr helfen und du dir immer häufiger unfreiwillig die Nächte um die Ohren schlägst, hast du vielleicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, zu rezeptfreien Schlafmitteln zu greifen. „Hauptsache, mal wieder schnell ein- und vor allem durchschlafen!” Kommt dir bekannt vor? Einen Versuch ist es wert. Allerdings bekämpfen Schlafmittel immer nur die Symptome und nicht die Ursache. Sie sind daher keine langfristige Lösung. Hinzu kommt: Die Wirkung von freiverkäuflichen Schlafmitteln ist kaum nachgewiesen. Auf diese 3 Gruppen rezeptfreier Schlafmittel kannst du zurückgreifen:

  • Schlaffördernde Antihistaminika
  • Pflanzliche Schlafmittel
  • Melatoninhaltige Schlafmittel

Auch wenn die Wirkung von rezeptfreien Schlafmitteln nicht vergleichbar ist mit denen von verschreibungspflichtigen Medikamenten, können doch einige Nebenwirkungen auftreten.

Daher solltest du dich mit deinen Schlafproblemen an deine Hausarztpraxis wenden. Dort kannst du dich beraten lassen und dir ggf. geeignete rezeptfreie Schlafmittel empfehlen lassen.

Schlaf­fördernde Anti­hista­minika

Zu den Antihistaminika werden Wirkstoffe gezählt, die die Wirkung von Histamin abschwächen oder aufheben. Histamin ist ein körpereigener Botenstoff mit vielseitigen Effekten. Es wird z. B. bei allergischen Reaktionen freigesetzt. Die Wirkstoffe Diphenhydramin oder Doxylamin hemmen Histamin. Das kann Müdigkeit verursachen.

Rezeptfreie Schlafmittel mit den Histaminblockern Diphenhydramin oder Doxylamin sind ausschließlich in der Apotheke erhältlich und können zur kurzzeitigen Behandlung (maximal 4 Wochen!) von Schlafstörungen angewendet werden.

Nach der Einnahme von schlaffördernden Antihistaminika kann z. B. deine Reaktionsfähigkeit bis zum nächsten Tag beeinträchtigt sein. Das solltest du beim Autofahren oder Bedienen schwerer Maschinen berücksichtigen. Auch diese Nebenwirkungen sind möglich:

  • Trockener Mund
  • Verdauungsbeschwerden, z. B. Durchfall
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen

Im Vergleich zu rezeptpflichtigen starken Schlafmitteln wie Benzodiazepinen ist das Abhängigkeitspotenzial bei rezeptfreien Alternativen deutlich geringer. Zu den histaminhemmenden Wirkstoffen Diphenhydramin oder Doxylamin gibt es nur vereinzelte Berichte über Menschen, die von diesen Mitteln abhängig wurden. In diesen Fällen wurden die Antihistaminika viel zu hoch dosiert, und die Personen hatten gleichzeitig weitere Sucht- oder psychische Erkrankungen.

Jedoch besteht bei Anwendung von Antihistaminika wie bei rezeptpflichtigen Schlafmitteln die Gefahr der Toleranzentwicklung, d. h. der Körper gewöhnt sich an das Antihistaminikum, sodass man eine höhere Dosierung braucht, um von schlaffördernden Effekten zu profitieren. Daher sollten Antihistaminika keine Dauerlösung sein, sondern nur kurzfristig eingesetzt werden. Wichtig ist es, den Ursachen der Schlafstörung auf den Grund zu gehen.

Pflanz­liche Schlaf­mittel

Als natürliche Schlafmittel sind Zubereitungen aus Baldrian, Passionsblume, Melisse oder Hopfen in Form von Tabletten, Kapseln, Saft oder auch als Tee und Bäder erhältlich. Die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen zeigen eine natürliche beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Auch Lavendel wird aufgrund seiner beruhigenden Wirkung zur Verbesserung des Schlafs eingesetzt.

Zu pflanzlichen Schlafmitteln gibt es seit vielen Generationen Erfahrungen. Sie werden daher als traditionelle Arzneimittel eingestuft. Pflanzliche Schlafmittel sind rezeptfrei in Apotheken, Drogerie- oder Supermärkten erhältlich.

Pflanzliche Schlafmittel können deine Fahrtüchtigkeit einschränken. In seltenen Fällen können nach Anwendung von Baldrianwurzel oder Baldrianöl Übelkeit und Bauchkrämpfe auftreten. Außerdem solltest du natürliche Schlafmittel nicht zusammen mit Alkohol einnehmen. Wichtig ist auch zu wissen, dass pflanzliche Mittel ihre beruhigenden Effekte erst nach einiger Zeit entfalten. Daher solltest du nicht vorschnell die Dosis erhöhen.

Die schlaffördernden Effekte von pflanzlichen Mitteln sind eher gering. Daraus ergibt sich aber auch ein Vorteil: Ein Abhängigkeitspotenzial ist bei Baldrian, Passionsblume, Melisse und Co. so gut wie nicht vorhanden.

Melatonin­haltige Schlaf­mittel

Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das an der Regulation unseres Schlafrhythmus beteiligt ist. Untersuchungen zu Melatonin zeigen, dass es unsere Einschlafzeit verkürzen und die Schlafqualität verbessern kann.

Rezeptfreie Schlafmittel mit Melatonin gibt es als Nahrungsergänzungsmittel oder apothekenpflichtige Arzneimittel in unterschiedlichen Stärken in Apotheken oder manchmal auch in Drogeriemärkten. Die schlaffördernden Effekte von Melatonin in niedriger Dosierung sind jedoch fraglich.

Nach der Einnahme von Melatonin kannst du am Folgetag müde und weniger aufmerksam sein. Auch kann Melatonin deine Reaktionszeiten verlängern. Dies solltest du im Straßenverkehr oder bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten mit erhöhtem Unfallrisiko berücksichtigen. Außerdem sollten melatoninhaltige Schlafmittel nicht in der Schwangerschaft oder von Stillenden angewendet werden.

Bisher ist zu Melatonin nicht bekannt, dass sich der Körper daran gewöhnt oder Entzugserscheinungen auftreten.

Können auch Supplemente den Schlaf verbessern?

Bei anhaltenden Schlafstörungen können Mängel an bestimmten Mikronährstoffen dahinterstecken. Für einen erholsamen Schlaf brauchen wir eine ausreichende Versorgung mit Magnesium, B-Vitaminen, Vitamin D und Zink. Magnesium und B-Vitamine unterstützen das Nervensystem sowie den Energiestoffwechsel und verringern so Müdigkeit und Erschöpfung. Auch die Aminosäure L-Tryptophan ist an der Schlafregulation beteiligt. Sie wird für die Bildung von Serotonin beziehungsweise Melatonin benötigt und führt so zur Verbesserung der Schlafqualität sowie zur Verkürzung der nächtlichen Wachphasen.

Bei Schlafstörungen sollten die Ursachen gesucht werden. Lass dich hierzu in deiner Arztpraxis beraten. Eine Ursache können Mikronährstoffdefizite sein, die im Labor festgestellt werden können. Sollten Defizite vorliegen, können diese durch geeignete Supplemente behoben werden. Aber denk dran: Viel hilft nicht viel. Zumindest wenn es um Supplemente geht. Nimm nur dann Nährstoffe zu dir, wenn tatsächlich ein Mangel von deiner Ärztin oder deinem Arzt festgestellt wurde.

Solltest du Schlafmittel jeglicher Art einnehmen oder dies planen, ist es wichtig, dass du deine behandelnden Ärztinnen und Ärzte informierst. Sie können abschätzen, ob diese Schlafmittel gegebenenfalls in deiner aktuellen Therapie berücksichtigt werden müssen. Auch rezeptfreie Medikamente können manchmal mit anderen eingenommenen Medikamenten Wechselwirkungen ergeben oder bei bestimmten Erkrankungen nachteilige Auswirkungen haben.

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