Der Weg zu dir selbst
Von klein auf lernen wir: Der Prinz heiratet die Prinzessin, sie bekommen Kinder und leben glücklich bis an das Ende ihrer Tage. Aber vielleicht fühlt sich das für dich gar nicht richtig oder gut an. Viele queere Jugendliche bemerken früh, dass sie sich „anders“ erleben als ihre Freund*innen oder Verwandten. Während manche schnell bei sich selbst ankommen, fällt es anderen schwerer, dieses „Anderssein“ anzunehmen. Der Weg zur Selbstakzeptanz und zum inneren Coming-out kann daher dauern, ist nicht immer einfach und durchläuft mehrere Stationen. Beispielsweise kann es sein, dass eine Person sich als bisexuell erkennt – und Jahre später feststellt, dass sie außerdem non-binär ist.
Diesen Prozess macht auch die zwischen 2013 und 2016 geführte Studie des Deutschen Jugendinstituts deutlich. Das Forschungsprojekt untersuchte erstmals Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen in Deutschland. Bundesweit wurden online rund 5.000 junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren befragt, dazu kamen 40 persönliche Interviews mit nicht-heterosexuellen und nicht-cis-Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Laut der Studie sind sich junge Menschen oft früh ihrer Zugehörigkeit zum Trans*-Spektrum bewusst. Anders beim Erleben der nicht-heterosexuellem Orientierung: Für viele kommt das innere Coming-out erst im Rahmen der Pubertät. Die wahren Gefühle werden vielfach eine lange Zeit unterdrückt – aus Unsicherheit, Angst oder gesellschaftlicher Zurückweisung.
Manchmal dauert dieser Prozess bis ins Erwachsenenalter. Wenn Menschen z.B. schon lange heterosexuell leben, verheiratet sind oder Kinder haben, aber ihre eigene sexuelle Orientierung oder ihr eigentliches Geschlecht verdrängen. Dann kann es sein, dass sie sich erst später bewusst damit auseinandersetzen und den Moment der Selbstakzeptanz erleben. Das kann ein Leben ziemlich durcheinanderwirbeln, Angst machen und verunsichern.