Das innere Coming-out: Der Weg zu dir selbst

Warum bin ich nicht wie die Anderen? Wer sich in seiner sexuellen Identität „anders“ erlebt, ist u. U. ganz schön verunsichert. So kannst du deinen Weg zum inneren Coming-out und zur Selbstakzeptanz stärken.

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Warum bin ich nicht wie die Anderen? Wer sich in seiner sexuellen Identität „anders“ erlebt, ist u. U. ganz schön verunsichert. So kannst du deinen Weg zum inneren Coming-out und zur Selbstakzeptanz stärken.

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Inneres und äußeres Coming-out

Inneres versus äußeres Coming-out: Was bedeutet das eigentlich? Das innere Coming-out ist der Moment, in dem eine Person sich ihre sexuelle Orientierung bzw. ihr Geschlecht selbst eingesteht. Wenn sie dies nach außen kommuniziert, also beispielsweise der Familie, Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen davon erzählt, sprechen wir vom äußeren Coming-out. Anders als das innere Coming-out ist das äußere Coming-out ein andauernder Prozess; denn es gibt immer wieder neue Begegnungen im Leben. Jedes äußere Coming-out ist auch immer eine neue Entscheidung, ob und mit wem du die Info teilen willst.

Der Weg zu dir selbst

Von klein auf lernen wir: Der Prinz heiratet die Prinzessin, sie bekommen Kinder und leben glücklich bis an das Ende ihrer Tage. Aber vielleicht fühlt sich das für dich gar nicht richtig oder gut an. Viele queere Jugendliche bemerken früh, dass sie sich „anders“ erleben als ihre Freund*innen oder Verwandten. Während manche schnell bei sich selbst ankommen, fällt es anderen schwerer, dieses „Anderssein“ anzunehmen. Der Weg zur Selbstakzeptanz und zum inneren Coming-out kann daher dauern, ist nicht immer einfach und durchläuft mehrere Stationen. Beispielsweise kann es sein, dass eine Person sich als bisexuell erkennt – und Jahre später feststellt, dass sie außerdem non-binär ist.

Diesen Prozess macht auch die zwischen 2013 und 2016 geführte Studie des Deutschen Jugendinstituts deutlich. Das Forschungsprojekt untersuchte erstmals Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen in Deutschland. Bundesweit wurden online rund 5.000 junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren befragt, dazu kamen 40 persönliche Interviews mit nicht-heterosexuellen und nicht-cis-Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Laut der Studie sind sich junge Menschen oft früh ihrer Zugehörigkeit zum Trans*-Spektrum bewusst. Anders beim Erleben der nicht-heterosexuellem Orientierung: Für viele kommt das innere Coming-out erst im Rahmen der Pubertät. Die wahren Gefühle werden vielfach eine lange Zeit unterdrückt – aus Unsicherheit, Angst oder gesellschaftlicher Zurückweisung.

Manchmal dauert dieser Prozess bis ins Erwachsenenalter. Wenn Menschen z.B. schon lange heterosexuell leben, verheiratet sind oder Kinder haben, aber ihre eigene sexuelle Orientierung oder ihr eigentliches Geschlecht verdrängen. Dann kann es sein, dass sie sich erst später bewusst damit auseinandersetzen und den Moment der Selbstakzeptanz erleben. Das kann ein Leben ziemlich durcheinanderwirbeln, Angst machen und verunsichern.

Inneres Coming-out und Selbstakzeptanz

Ich bin queer: Selbsterkenntnis ist einerseits befreiend, kann aber auch erschrecken und vielleicht sogar schmerzhaft sein. Je intensiver du dich bislang mit deinem dir zugeteilten Geschlecht, deiner dir zugewiesenen Rolle oder den an dich gerichteten Erwartungen identifiziert hast, desto schwieriger fällt es dir wahrscheinlich, dir einzugestehen, dass du eigentlich ganz anders bist: Du wurdest bei der Geburt als Junge definiert, als Junge erzogen – und fühlst als Mädchen. Oder du bist eine junge Frau und merkst, dass du dich zu anderen Frauen stärker angezogen fühlst als zu Männern. Du erlebst dich „anders“ als dein Umfeld. Wie gehst du damit um? Ganz offen oder bremst dich etwas? Warum eigentlich?

Zwischen dazugehören und selbstbestimmt leben

Die meisten Menschen wollen dazugehören, „normal“ sein, den gültigen Normen entsprechen. Dieses Bedürfnis ist bei fast allen Individuen sehr stark ausgeprägt. Dahinter steht die Sorge, bei Nichtbeachtung der Normen schnell zur Außenseiterin oder zum Außenseiter, gehänselt oder gemobbt zu werden. Niemand möchte eine solche Erfahrung machen. Deshalb mahnt eine innere Stimme dich vielleicht zur Vorsicht, vor allem, wenn es um ein Coming-out geht. Aber, hey, auch der vermeintlich sichere Weg, also einfach nichts sagen, bleibt am Ende nicht folgenlos. Denn dann stellst du dich selbst, deine eigene Identität und deine Selbstbestimmung ganz hinten an.

Sicherer werden

Leben ist ständige Veränderung. Ganz besonders viel Veränderung findet in den Jahren des Erwachsenwerdens statt. Dabei kann es sein, dass deine Gefühle öfter mal mit dir Achterbahn fahren und du heute so und morgen ganz anders empfindest. Das ist völlig okay. Es kann helfen, wenn du deine Gedanken mit jemandem teilst – mit einer guten Freundin oder einem guten Freund oder einer Person, die selbst ein Coming-out durchlebt hat.

Weitere Infos und Adressen

Wir haben dir verschiedene Links zusammengestellt – mit Adressen für Anlaufstellen, bei denen du Unterstützung bekommst sowie Seiten, die dir Infos und Tipps bieten:

  • Regenbogenportal
    Informationspool der Bundesregierung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
    Zur Website www.regenbogenportal.de

  • Projekt 100% MENSCH
    Non-Profit Organisation, die Aufklärungsarbeit leistet und dafür viele Begrifflichkeiten aufschlüsselt
    Zur Website 100mensch.de

  • LSBTTIQ-Beratung Baden-Württemberg
    Beratung für Mensche, die sich fragen, welche sexuelle Orientierung oder welches geschlechtliche Selbstverständnis sie haben sowie für ihre Angehörigen und Freund*innen.
    Zur Website www.beratung-lsbttiq.net

  • Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexuaität e. V. (dgti)
    Psychosoziale und fachliche Beratung, Fort- und Weiterbildungen, Qualitätszirkel für Psychotherapeut*innen sowie queere Bildung und Zertifizierung von medizinischen Einrichtungen.
    Zur Website www.dgti.org

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