Pornos in der Beziehung: Voll okay?

Pornos in der Partnerschaft – ein Tabu oder völlig normal? Erfahre, wie Pornokonsum Beziehungen beeinflussen kann, wann er problematisch wird und warum offene Kommunikation entscheidend ist.

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Pornos in der Partnerschaft – ein Tabu oder völlig normal? Erfahre, wie Pornokonsum Beziehungen beeinflussen kann, wann er problematisch wird und warum offene Kommunikation entscheidend ist.

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Pornos in der Partnerschaft: Was ist okay?

Pornos zu schauen ist mittlerweile etwas ganz Normales. Etwa 90 % der Männer und 50 % der Frauen in Deutschland tun es laut WDR zumindest ab und zu – und regen so ihre Fantasie an oder entdecken ihre sexuellen Vorlieben. Egal ob Single oder in einer Beziehung: Für manche gehört es dazu, andere finden es befremdlich. Beides ist vollkommen okay.

Wenn du in einer Beziehung bist, sprich am besten offen mit deiner Partnerin oder deinem Partner über eure Wünsche und Grenzen. Tauscht euch darüber aus, wie ihr zu Pornos steht und wie ihr es findet, wenn der jeweils andere allein Pornos schaut. Nur ihr könnt für euch entscheiden, welche Rolle Pornos in eurer Beziehung spielen dürfen.

Wenn du dich bei dem Gedanken, dass deine Partnerin oder dein Partner regelmäßig Pornos schaut, unwohl fühlst, sprich das unbedingt an. Und auch wenn du eigentlich kein Problem damit hast, aber merkst, dass der Konsum außer Kontrolle gerät, ist ein Gespräch sinnvoll. Denn übermäßiger Konsum kann zur Sucht werden. Die Folge: eine Pornografienutzungsstörung, auch Pornosucht genannt, die sich negativ auf die Beziehung auswirken kann.

Wie sich Pornos auf die Beziehung auswirken können

Was du in Pornos siehst, kann dein Verhalten und deine Wahrnehmung von Sexualität beeinflussen – und damit auch dein Sexleben und deine Beziehung. Deswegen macht es einen großen Unterschied, wie oft und welche Art von Pornos du schaust. Häufiger Pornokonsum oder der Konsum von extremen Inhalten kann deine Beziehung stark belasten:

Menschen mit übermäßigem Pornokonsum ziehen sich oft emotional von ihrer Partnerin oder ihrem Partner zurück. Statt echte Nähe zu suchen, nutzen sie Pornografie als schnelle Befriedigung. Das kann dazu führen, dass die Partnerin oder der Partner sich vernachlässigt oder zurückgewiesen fühlt. Gemeinsame Zeit und Gespräche über Wünsche und Bedürfnisse bleiben auf der Strecke. Was bleibt, ist ein wachsendes Gefühl der Entfremdung.

Wer häufig Pornos schaut, gewöhnt sich an eine unendliche Auswahl an Reizen und Fantasien. Das kann dazu führen, dass der reale Sex als langweilig oder nicht aufregend genug empfunden wird. Das führt wiederum zu sexueller Unlust und kann auf die Partnerin oder den Partner Druck ausüben, sich an pornografische Standards anzupassen. Bei manchen entsteht der Wunsch, extreme Praktiken nachzustellen, mit denen sich die Partnerin oder der Partner womöglich nicht wohlfühlt.

Pornos zeigen häufig eine idealisierte, inszenierte Form von Sex – mit perfekten Körpern, ständiger Lust und extremen Praktiken. Wer das als Maßstab nimmt, kann Schwierigkeiten haben, mit echtem Sex und echter Intimität umzugehen. Außerdem kann schnell eine Unzufriedenheit mit dem eignen Körper oder dem der Partnerin oder des Partners aufkommen. Erhöhte Erwartungen an die eigene Leistung oder die der Partnerin bzw. des Partners erhöhen den Druck und nehmen die Leichtigkeit im Bett.

Pornosucht: Partner*innen leiden mit

Ein übermäßiger Pornokonsum oder sogar eine Pornosucht kann nicht nur für die betroffene Person belastend sein, sondern auch für die Partnerin oder den Partner. Viele erleben Unsicherheiten und Selbstzweifel: „Bin ich nicht attraktiv genug?“ „Bin ich zu langweilig im Bett?“ „Habe ich zu selten Lust auf Sex?“ Solche Gedanken können stark am Selbstwertgefühl nagen. Je unrealistischer die durch Pornografie geprägten Erwartungen an den gemeinsamen Sex werden, desto größer wird der Druck. Manche Partner*innen fühlen sich sogar dazu gedrängt, ihr Aussehen zu verändern oder Dinge auszuprobieren, die sie eigentlich nicht möchten.

Doch eines ist ganz wichtig: Du musst nichts tun, womit du dich nicht wohlfühlst. Kein Mensch sollte sich zu Sexpraktiken überreden lassen – auch nicht aus Angst, die Beziehung zu verlieren. Und: Du trägst keine Schuld am Pornokonsum deiner Partnerin oder deines Partners. Wenn du keine Lust auf Sex hast, muss das akzeptiert werden.

Wenn Pornografie echte Intimität ersetzt, kann das tiefe Spuren in der Beziehung hinterlassen. Viele Partner*innen fühlen sich zurückgewiesen und ziehen sich selbst emotional zurück. Die Folge: Einsamkeit, fehlende Nähe und eine zunehmende Distanz.

Besonders belastend wird es, wenn Betroffene ihren Konsum verheimlichen oder herunterspielen. Das kann als Vertrauensbruch empfunden werden – fast wie ein emotionaler Betrug. Oft folgen Misstrauen, Kontrollverhalten, Eifersucht oder sogar Trennungsgedanken. Ohne ehrliche Kommunikation kann es schnell zu Streit und tiefen Konflikten kommen.

So kannst du helfen

Du hast das Gefühl, dass deine Partnerin oder dein Partner möglicherweise pornosüchtig ist? Das kann eine belastende Situation sein, die viele Fragen und Unsicherheiten mit sich bringt. Wichtig ist: Du bist nicht allein, und es gibt Wege, mit dieser Herausforderung umzugehen.

Wenn du mit deiner Partnerin oder deinem Partner über deine Vermutungen und Sorgen sprichst, setz auf Einfühlsamkeit und Offenheit. Vorwürfe oder Schuldzuweisungen können die Situation verschärfen und zu Rückzug oder Scham führen. Stattdessen hilft es, deine eigenen Gefühle klar zu benennen, z. B.: „Ich fühle mich unsicher, weil ich nicht weiß, welche Rolle Pornos in unserer Beziehung spielen.“ Oder: „Ich habe das Gefühl, dass unser Sexleben sich verändert hat, und das belastet mich.“

An 1. Stelle muss die Partnerin bzw. der Partner die Sucht oder den übermäßigen Konsum selbst einsehen bzw. eingestehen.

Doch vergiss dabei nicht dich selbst: Deine Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse sind genauso wichtig. Du kannst unterstützen, aber du trägst nicht die Verantwortung für die Sucht deiner Partnerin oder deines Partners. Überleg dir, welche Verhaltensweisen für dich akzeptabel sind – und welche nicht. Mach deutlich, dass du helfen möchtest, aber nicht bereit bist, alles zu tolerieren.

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