Queer, hetero, nicht-binär: Pubertät und Zeit der Selbst­findung

Die Pubertät ist die Selbstfindungsphase schlechthin. Wie erleben sie junge Menschen, wie können sie Sicherheit in sich selbst finden, sich ihrem Geschlecht bewusst werden und auch in ihrer sexuellen Orientierung bei sich selbst ankommen?

Zum Inhalt springen

Die Pubertät ist die Selbstfindungsphase schlechthin. Wie erleben sie junge Menschen, wie können sie Sicherheit in sich selbst finden, sich ihrem Geschlecht bewusst werden und auch in ihrer sexuellen Orientierung bei sich selbst ankommen?

Zum Inhalt springen

Pubertät: Die Welt steht Kopf

Queer, lesbisch, schwul, LGBTQ, LGBTQIA+, nicht-binär, asexuell – vielleicht ist es für dich nicht so wichtig, wie du dich bezeichnest, anderen gibt es ein Gefühl der Zugehörigkeit. Worauf es wirklich ankommt, ist deine eigene Selbstakzeptanz und dass du weißt, nicht alleine zu sein, auch wenn in deinem direkten Umfeld vielleicht sonst niemand queer ist. LGBTQIA+ kommt übrigens aus dem Englischen und ist die Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, queer, inter*, asexuell, agender und aromantisch. Das + steht für weitere Orientierungen und Geschlechter.

Für junge Menschen ist es manchmal gar nicht so leicht, an diesem Punkt der Selbstakzeptanz anzukommen. Denn wer nicht im Strom der Masse mitschwimmt, der erlebt die Pubertät u. U. als noch verwirrender, als sie es ohnehin ist. Wir kennen das aus vielen Märchen: Die Prinzessin heiratet den Prinzen. Und sie leben glücklich bis zum Ende ihrer Tage. Doch Halt, was ist, wenn die Prinzessin mit ihm nichts anfangen kann oder sich der Prinz in einen anderen Prinzen verliebt? Oder gar keine Liebe entsteht?

Ob in Kinderbüchern, Schulmaterialien oder im Gespräch mit Verwandten: Unsere Gesellschaft ist immer noch vielfach heteronormativ geprägt. Das macht es für junge Menschen manchmal kompliziert, wenn es sich eben doch anders anfühlt – und die Märchenstory überhaupt nicht ins eigene Leben passt. Ganz besonders in der Pubertät als wesentlicher Orientierungsphase und der Zeit des Wandels. Denn hier steht die Welt für viele Jugendliche sowieso schon Kopf. Der Körper verändert sich, die Gefühle fahren Achterbahn, man probiert sich aus.

Die gute Nachricht: So anstrengend die Pubertät auch manchmal erscheint, sie geht vorbei, gehört dazu und ist ein wichtiger Teil in der Entwicklung. Aber sie ist auch herausfordernd – und natürlich ganz besonders dann, wenn nicht alles läuft wie bei den meisten anderen. Z. B. wenn Jugendliche spüren, dass sie sich anders fühlen als die vermeintliche Norm es vorgibt, sie sich in ihrer sexuellen Orientierung anders erleben als ihre Freund*innen oder sie sich in ihrem zugeordneten Geschlecht vielleicht nicht wiederfinden. Hinzu kommt, dass die Pubertät für trans* Jugendliche besonders belastend ist, wenn sie keine Pubertätsblocker nehmen. Denn eine Angleichung ist nach der Pubertät umso schwieriger.

Wenn die Unsicherheit zu viel wird oder die Sorgen zunehmen, ziehen sich viele Teenager zurück. Keine leichte Situation, wenn jetzt alles zusammenkommt. In dieser Zeit orientieren sich viele dann auch neu oder suchen Kontakt und den Austausch mit anderen queeren Jugendlichen.

Ein Umbruch, der für die ganze Familien eine Herausforderung sein kann. Auch für die Eltern. Denn für sie ist nicht immer erkennbar, was ihr Kind bewegt. Sie wollen unterstützen – und gleichzeitig fühlen sie sich hilflos oder wissen nicht, wie sie sich jetzt am besten verhalten. Ob Kind oder Elternteil, wir haben dir – auf dich abgestimmt – weitere Infos und Tipps zusammengestellt.

Für Teenager: Du bist gut so, wie du bist

Deine Gefühle fahren Achterbahn – und manchmal weißt du gar nicht, warum. Du hast das Gefühl, dass die Wahrnehmung der Außenwelt von deiner sexuellen Orientierung oder Identität abweicht. Alles ganz schön verwirrend, oder?

Das ist ok und geht anderen genauso. Vielleicht spürst du auch, dass du dich – im Unterschied zu Klassenkamerad*innen und Freund*innen – nicht zum anderen Geschlecht hingezogen fühlst, sondern zu jemandem gleichen Geschlechts. Oder du erlebst dich z. B. mehr als Junge, obwohl dir bei deiner Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde und du einen Mädchennamen trägst. All das verunsichert natürlich, zumal wir in einer Welt leben, die in vielen Bereichen immer noch sehr heteronormativ geprägt ist.

Das Allerwichtigste vorweg: Du bist gut so, wie du bist! Und all die Unsicherheiten, Gefühle, Gedanken sind in Ordnung und dürfen sein. Sie gehören zum Erwachsenwerden dazu und helfen dir herauszufinden, wer du bist oder was du möchtest. Und ja, das kann manchmal ganz schön überfordern.

Gerade dann ist es wichtig, über das zu sprechen, was dich beschäftigt. Such dir jemanden, dem du vertraust. Das können deine Eltern sein, Personen aus deinem Freundeskreis oder auch ein*e Vertrauenslehrer*in deiner Schule. Vielleicht kennst du ja auch eine Person aus deiner weiteren Verwandtschaft, die nicht heterosexuell ist und mit der du offen reden kannst. Wenn du lieber mit jemandem sprechen möchtest, der nicht aus deinem persönlichen Umfeld stammt, ist das auch ok. Es gibt z. B. verschiedene Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. In den meisten größeren Städten findest du auch Treffs für queere Jugendliche oder queere Cafés. Wo du Infos und Kontaktmöglichkeiten findest, haben wir dir unten aufgelistet.

Für Eltern: Verständnis für dein Kind

Für Teenager ist es gar nicht so einfach, die eigenen Gefühle zu akzeptieren – vor allem, wenn sie nicht der scheinbaren Norm entsprechen und Angst vor einer möglichen Reaktion haben. Kein Wunder, dass viele darunter leiden.

Das ist auch für dich als Elternteil stressig; du machst dir vielleicht Sorgen, möchtest für dein Kind da sein, es lässt dich aber nicht mehr an sich heran. Möglicherweise bekommst du die Gründe auch erst später mit und bemerkst erstmal nur, dass sich dein Kind zurückzieht oder sich irgendwie verändert.

Jetzt ist wichtig: Nimm den Druck raus. Für dich und dein Kind. Vermittle ihm das Gefühl, dass du es akzeptierst – und lieb es vielleicht umso mehr, weil es aufrichtig zu sich selbst steht und den Mut hat, authentisch zu sein. Und: Bleib mit deinem Kind im Gespräch, indem du jederzeit ein offenes Ohr hast.

So kannst du dein Kind unterstützen:

  • Sprich z. B. offen und positiv über Menschen verschiedener Orientierungen und Geschlechter in deinem Umfeld.
  • Ermögliche Zugang zu Medien, die verschiedene Orientierungen und Geschlechter positiv darstellen.
  • Sprich vielleicht über eigene Erlebnisse, die von sozialen Normen abweichen.
  • Gib deinem Kind die Möglichkeit, sich auszuprobieren.
  • Vermeide Kategorien wie „typisch“ weiblich oder männlich.

Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dich an eine Beratungsstelle wendest und hier deine Fragen klärst oder dir Tipps holst, wie du dein Kind am besten in dessen Entwicklung unterstützen kannst.

Chat

Hey, noch Fragen?

Wir geben dir gerne Antworten. Chatte mit uns oder ruf uns an unter:

0621 53391-1000

Chat