Tabu mit Tradition
Während in der Gesellschaft immer mehr Offenheit gegenüber queeren Lebensentwürfen herrscht, bleibt der Sport in vielen Bereichen ein Nachzügler. Besonders im Männersport sind Coming-outs noch immer eine Seltenheit. Der Grund: Eine über Jahrzehnte von der Gesellschaft geprägte Vorstellung von Männlichkeit und klaren Rollenbildern.
Der stereotype Mann zeigt Stärke, Härte, Dominanz, Durchsetzungskraft, Leistungswillen – und keine Gefühle. Also genau die Attribute, die es vermeintlich braucht, um im Profisport erfolgreich zu sein. Schwulen Männern hingegen werden oft stereotyp weibliche Attribute wie Sanftheit, Fürsorglichkeit, Zurückhaltung, Anpassung und Schwäche statt Stärke zugeordnet. Dass diese Rollenbilder überholt sind, sollte eigentlich längst allen klar sein. Doch die Vorurteile halten sich hartnäckig in vielen Köpfen.
Hinzu kommt: Der Druck, sich im Wettbewerb zu behaupten, körperlich zu bestehen und mentale Stärke zu zeigen, ist groß. Wer sich zusätzlich mit Vorurteilen oder abwertenden Kommentaren auseinandersetzen muss, steht unter doppelter Belastung. Homophobie, Transfeindlichkeit oder sexistische Sprüche sind für viele queere Menschen im Sport Alltag – im Amateurbereich wie auf Profi-Niveau.