Queer im Sport

Sport soll verbinden – doch viele queere Sportler*innen schweigen über ihre sexuelle Identität aus Angst vor Ausgrenzung. Warum ist Offenheit im Sport so schwer? Und was braucht es, damit Betroffene sicher und frei leben können?

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Sport soll verbinden – doch viele queere Sportler*innen schweigen über ihre sexuelle Identität aus Angst vor Ausgrenzung. Warum ist Offenheit im Sport so schwer? Und was braucht es, damit Betroffene sicher und frei leben können?

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Tabu mit Tradition

Während in der Gesellschaft immer mehr Offenheit gegenüber queeren Lebensentwürfen herrscht, bleibt der Sport in vielen Bereichen ein Nachzügler. Besonders im Männersport sind Coming-outs noch immer eine Seltenheit. Der Grund: Eine über Jahrzehnte von der Gesellschaft geprägte Vorstellung von Männlichkeit und klaren Rollenbildern.

Der stereotype Mann zeigt Stärke, Härte, Dominanz, Durchsetzungskraft, Leistungswillen – und keine Gefühle. Also genau die Attribute, die es vermeintlich braucht, um im Profisport erfolgreich zu sein. Schwulen Männern hingegen werden oft stereotyp weibliche Attribute wie Sanftheit, Fürsorglichkeit, Zurückhaltung, Anpassung und Schwäche statt Stärke zugeordnet. Dass diese Rollenbilder überholt sind, sollte eigentlich längst allen klar sein. Doch die Vorurteile halten sich hartnäckig in vielen Köpfen.

Hinzu kommt: Der Druck, sich im Wettbewerb zu behaupten, körperlich zu bestehen und mentale Stärke zu zeigen, ist groß. Wer sich zusätzlich mit Vorurteilen oder abwertenden Kommentaren auseinandersetzen muss, steht unter doppelter Belastung. Homophobie, Transfeindlichkeit oder sexistische Sprüche sind für viele queere Menschen im Sport Alltag – im Amateurbereich wie auf Profi-Niveau.

Angst vor Ausgrenzung

Die Angst, nicht mehr Teil des Teams zu sein, Fans und Sponsoren zu verlieren, im Verein auf Ablehnung zu stoßen oder den Platz im Kader zu verlieren, ist bei vielen queeren Sportler*innen groß. Gerade junge Menschen befürchten, nicht mehr akzeptiert zu werden, wenn sie sich outen. Die Folge: Viele verstecken ihre Identität – aus Angst vor Mobbing, Ausschluss oder einem Karriereknick.

Diese innere Zerrissenheit hat Folgen: Psychischer Stress, ein geringeres Selbstwertgefühl oder sogar Depressionen können so entstehen. Wenn Menschen das Gefühl haben, nicht sie selbst sein zu dürfen, wirkt sich das langfristig negativ auf ihre Gesundheit aus – körperlich wie seelisch.

Was es jetzt braucht: Das können Vereine tun

Mehr Sichtbarkeit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Akzeptanz. Queere Sportlerinnen und Sportler, die offen mit ihrer Identität umgehen, können wichtige Vorbilder für andere sein – vor allem für junge Menschen, die gerade selbst in einer Findungsphase sind.

Ein Coming-out im (Profi-)Sport erfordert Mut, keine Frage. Aber es zeigt auch: Es ist möglich, erfolgreich zu sein und gleichzeitig offen zu leben. Jede*r einzelne queere Sportler*in, die oder der sichtbar wird, sendet ein starkes Signal – gegen Diskriminierung und für Vielfalt im Sport.

Offenheit entsteht nicht von allein. Sie muss gelebt, gefördert und aktiv unterstützt werden. Um queeren Menschen im Sport echte Teilhabe zu ermöglichen, braucht es einen kulturellen Wandel auf Vereins- und auf Verbandsebene.

  • Klare Haltung zeigen: Trainer*innen, Funktionär*innen und Teamkolleg*innen sollten sich offen gegen Diskriminierung positionieren. Wer intolerantes Verhalten duldet, trägt dazu bei, dass sich queere Personen weiterhin verstecken müssen.
  • Sensibilisieren und fortbilden: Workshops und Fortbildungen zu Vielfalt, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität helfen, Vorurteile abzubauen und Sprache sowie Verhalten zu reflektieren.
  • Strukturen schaffen: Antidiskriminierungsrichtlinien, Ansprechpersonen für queere Themen oder Kooperationen mit queeren Sportverbänden schaffen Vertrauen und zeigen: Du bist willkommen, so wie du bist.
  • Sichtbarkeit fördern: Pride-Events im Verein, Regenbogenbinden bei Spielen oder Social-Media-Kampagnen sind wichtige Zeichen für Vielfalt – nach innen und außen.

Was du tun kannst

Auch du kannst helfen, den Sport offener zu gestalten. Frag nach, wenn du diskriminierende Aussagen hörst. Unterstütz queere Mitspieler*innen, indem du ihnen den Rücken stärkst. Zeig Haltung, indem du Vielfalt sichtbar machst.

Denn: Sport ist für alle da. Egal wen du liebst oder wie du dich identifizierst. Und je mehr Menschen das aktiv zeigen, desto leichter wird es für andere, offen und selbstbestimmt zu leben.

Reagier sofort auf diskriminierende Aussagen oder Handlungen – am besten ruhig, aber bestimmt:

  • „Das war homophob – sowas hat hier keinen Platz.“
  • „Lass solche Sprüche, die sind verletzend.“
  • „Jede*r soll hier so sein dürfen, wie sie oder er ist.“

So zeigst du nicht nur der betroffenen Person, dass sie nicht allein ist, sondern auch anderen im Umfeld, dass Diskriminierung nicht akzeptiert wird.

Such nach dem Vorfall das Gespräch mit der betroffenen Person, am besten unter 4 Augen:

  • Frag, wie es ihr oder ihm geht.
  • Hör zu, ohne zu bewerten.
  • Biete deine Unterstützung an, z. B. beim Melden des Vorfalls.

Schon ein einfacher Satz wie „Ich habe das gesehen – das war nicht okay. Wenn du drüber reden möchtest, ich bin da.“ kann sehr viel bewirken.

Wenn der Vorfall schwerwiegender ist oder sich wiederholt, informier Trainer*innen, Teamleitungen oder Vereinsverantwortliche. Diskriminierung muss konsequent angesprochen und aufgearbeitet werden – auch offiziell.

Falls du dich sicher fühlst, sprich mit der Gruppe oder Mannschaft über das Thema. Oft kommen diskriminierende Aussagen aus Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit. Du kannst helfen, Bewusstsein zu schaffen – z. B. durch Hinweise auf:

  • LGBTQ*-Aufklärungsprojekte im Sport
  • Regenbogenaktionen im Verein
  • Workshops oder Fortbildungen zu Vielfalt und Respekt

Schließ dich mit anderen zusammen, die ebenfalls gegen Diskriminierung eintreten wollen – z. B. für ein klares Statement im Verein oder eine Social-Media-Aktion. Je mehr mitmachen, desto sichtbarer wird eure Haltung.

Es muss nicht perfekt sein, um etwas zu bewirken. Schon kleine Zeichen von Solidarität machen einen Unterschied – vor allem für die Menschen, die gerade verletzt worden sind.

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