Sex im Alter: Was sich jetzt ändert

Die Lust auf Nähe und Intimität verändert sich im Laufe des Lebens. Wie Sexualität sich den neuen Begebenheiten im Alter anpasst und ein bereichernder Teil deines Lebens bleibt, liest du hier.

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Die Lust auf Nähe und Intimität verändert sich im Laufe des Lebens. Wie Sexualität sich den neuen Begebenheiten im Alter anpasst und ein bereichernder Teil deines Lebens bleibt, liest du hier.

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Sex 2.0: Weniger Leistung, mehr Intimität

Küssen, kuscheln, streicheln: Sex muss im Alter nicht mehr wild und hitzig sein. Zärtliche Berührungen und bewusste Intimität rücken bei vielen älteren Paaren jetzt in den Mittelpunkt. Denn wenn sich Körper und Psyche verändern, wirkt sich das auch auf das Sexleben, die Liebe und die Partnerschaft aus.

  • Hormonelle Schwankungen: Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel bei Männern und der Östrogenspiegel bei Frauen. Beides kann zu einer verminderten Libido führen.
  • Langsamere Erregung: Bei Männern kann es länger dauern, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten. Frauen können aufgrund von vaginaler Trockenheit (siehe auch: Sexualität in den Wechseljahren) länger brauchen, um feucht zu werden.
  • Tiefere emotionale Verbindung: Viele ältere Paare berichten von einer tieferen Verbindung und einem größeren Fokus auf Zärtlichkeit und Nähe als in jungen Jahren.
  • Veränderte Prioritäten: Der Fokus kann sich von der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs hin zu anderen Formen der Intimität und der körperlichen Nähe verschieben.
  • Chronische Erkrankungen und Medikamente: Gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Arthritis können sexuelle Funktionen beeinträchtigen. Ebenso können Medikamente das sexuelle Verlangen oder die Leistungsfähigkeit beeinflussen.
  • Selbstwahrnehmung und soziale Normen: Wenn sich mit zunehmendem Alter dein Körper verändert, kann das dein Körperbild und Selbstwertgefühl beeinflussen. Wer sich in der eigenen Haut nicht wohlfühlt, hat auch nicht so viel Lust auf Sex. Zusätzlich wird Lust und Leidenschaft in der Gesellschaft eher Jugendlichen als älteren Menschen zugesprochen. Denkmuster wie diese können Einfluss auf den Ausdruck von Sexualität haben.

Was sich mit dem Alter im Körper verändert

Eine kleine Überraschung direkt zu Beginn: Der Alterungsprozess beginnt bereits mit 20 Jahren. Unter anderem geht die Produktion der Lungenbläschen zurück, das Atemvolumen verringert sich, weniger Sauerstoff gelangt ins Blut: Die Ausdauer nimmt ab, und du kommst mit der Zeit schneller aus der Puste. Auch beim Sex.

Ab dem 25. Lebensjahr nimmt bei Frauen die Fruchtbarkeit ab, bei Männern sinkt der Testosteronspiegel. Kurz darauf nimmt auch die Spermiendichte ab. Ein niedriger Testosteronspiegel vermindert bei Männern die Lust auf Sex. Erektionsprobleme können auftreten. Eine weitere mögliche Folge: Kraftlosigkeit und der Abbau von Muskelmasse.

Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Knorpelelastizität ab. Die Bandscheiben werden dünner und bestimmte Bewegungen schwieriger. Manche Sexstellungen können sich jetzt anstrengender anfühlen als noch vor ein paar Jahren.

Ab dem 55. Geburtstag verschiebt der Körper das Muskel-Fett-Verhältnis in Richtung Fett, und der Muskelabbau schreitet voran. Blutgefäße können verkalken. Die Folge: Bluthochdruck. Niere und Leber arbeiten weniger effizient, und Krankheiten, die das Nervensystem betreffen, nehmen zu. Dazu gehören Demenz, Parkinson und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Krebs tritt häufiger auf.

Wenn du dich durch die körperlichen Veränderungen nicht mehr wohl in deiner Haut fühlst, kann das Auswirkungen auf dein Sexleben haben. (Chronische) Erkrankungen und Nebenwirkungen von Medikamenten können ebenfalls die Lust auf Sex eindämmen.

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Lust im hohen Alter

Im Durchschnitt haben ältere Menschen weniger Sex und auch weniger sexuelle Gedanken als jüngere. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Rahmen der Berliner Altersstudie II gaben fast 1/3 der 60- bis 80-Jährigen an, häufiger sexuell aktiv zu sein oder an Sex zu denken als der Durchschnitt der 20- bis 30-Jährigen.

Was sich für Frauen ändert: Sex in und nach den Wechseljahren

Während der Wechseljahre verändern sich der Körper und die Emotionen einer Frau – und damit auch ihr Sexualleben. Hinzu kommen geschlechtsunabhängige Alterserscheinungen. Manche Frauen sehen das als Herausforderung, andere als Gelegenheit, ihre Sexualität neu zu definieren. Unser Tipp: Scheu dich nicht davor, neue Wege der Intimität auszuprobieren und deine sexuellen Wünsche auszudrücken.

Einige Frauen berichten von einer intensiveren emotionalen Bindung zu ihrer Partnerin oder ihrem Partner, da sich der Fokus von rein körperlicher hin zu emotionaler Nähe und Intimität verschiebt. Wenn nach den Wechseljahren keine Sorge mehr vor ungewollten Schwangerschaften besteht, kann das für einige Frauen ein Gefühl der Freiheit mit sich bringen. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten bleibt natürlich weiterhin wichtig.

Wenn der Östrogenspiegel sinkt, werden die Schleimhäute der Vagina weniger stark durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung des Vaginalsekrets. Bei jeder 3. Frau führt das zu vaginaler Trockenheit. Die Symptome: Brennen, Jucken und manchmal auch Schmerzen beim Sex. Infektionen können nun ebenfalls häufiger auftreten.

Beim Sex ist nach den Wechseljahren oft ein intensiveres Vorspiel nötig. Bis die Vagina bei Erregung feucht wird, kann es länger dauern. Ein verfrühtes Eindringen des Penis oder der Finger in die trockene Vagina kann zu Schmerzen und Unlust bei der Frau führen.

Das hilft: Gleitgel und feuchtigkeitsspendende Vaginalcremes.

Hormonschwankungen in den Wechseljahren können zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Depressionen führen. Das dämpft die sexuelle Lust. Körperliche Veränderungen können das sexuelle Selbstbewusstsein ebenfalls beeinträchtigen.

Das hilft: Eine Hormontherapie bei sehr starken Hormonschwankungen und Selbstbefriedigung bei körperlichen Veränderungen.

Zu unkontrolliertem Harnverlust kann es z. B. durch einen schwachen Beckenboden kommen. Beim Geschlechtsverkehr empfinden viele Frauen das als unangenehm und beschämend. Besonders Frauen, die ein Kind zur Welt gebracht haben, haben im Alter damit zu kämpfen.

Das hilft: Gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur oder, in Fällen starker Inkontinenzbeschwerden, auch Medikamente oder eine Operation.

Traurige Wahrheit: Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Für Betroffene stellt das eine starke Belastung für Körper und Psyche dar. Besonders Brustkrebs und infolgedessen notwendige Operationen können das Körperbild von Frauen schwerwiegend verändern. Wenn dadurch die Lust auf Sex verschwindet, ist das vollkommen okay. Der Fokus liegt jetzt auf der physischen und psychischen Genesung oder der Vorbereitung auf die Zukunft. Wenn die Lust auf Sex bleibt, kann diese nach der Diagnose oder während der Behandlung anders aussehen als vorher. Partner*innen sollten dafür Verständnis aufbringen.

Auch Erkrankungen wie Demenz, Arthrose, Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden im Alter häufiger.

Das hilft: Partner*innen sollten nun viel Einfühlungsvermögen und Geduld für ihre Frau bzw. Partnerin aufbringen. Zudem können Gleitgel und die Stimulation anderer erogener Zonen helfen, z. B. des Mundes, der Handinnenflächen, der Achselhöhle, des Damms, des Anus etc.

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Ja, du darfst!

Die gesellschaftliche Vorstellung vom Alter? Alles wird schlechter: die Gesundheit, die Körperfunktionen, das Aussehen. Die Erwartungshaltung, dass Sex im Alter keine Rolle mehr spielt, hält sich hartnäckig. Wenn die Lust dann trotzdem bleibt, fragen sich viele Menschen: Darf ich noch so fühlen? Ganz klar: ja! Sex ist nicht nur der mechanische Akt, für den dein Körper einwandfrei funktionieren muss. Intimität, Zärtlichkeit und Geborgenheit stehen jetzt im Mittelpunkt.

Was sich für Männer ändert

Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel bei Männern ab – und damit häufig auch die Libido. Weitere Folgen: Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Um weiterhin eine erfüllende Sexualität zu erleben, sind in der 2. Lebenshälfte gesunde Lebensgewohnheiten entscheidend.

Einige ältere Männer berichten, dass sich ihre sexuellen Aktivitäten im Alter weniger um Leistung drehen. Der Druck, der durch gesellschaftliche Erwartungen entsteht, fällt ab. Sie können eine tiefere emotionale Bindung zu ihrer Partnerin oder ihrem Partner aufbauen. Das erhöht die sexuelle Zufriedenheit und die Qualität der Beziehung.

Aufgrund des sinkenden Testosteronspiegels und altersbedingter Veränderungen in den Blutgefäßen können Männer Schwierigkeiten haben, eine Erektion zu bekommen oder diese aufrechtzuerhalten. Weitere mögliche Gründe für Erektionsstörungen: Rauchen, Alkohol, Übergewicht und Bewegungsmangel. Aber auch Stress, Depressionen, Versagensängste und Konflikte in der Partnerschaft. Die Gründe für Erektionsstörungen können also auch psychischer Natur sein. Beides solltest du von deiner Ärztin oder deinem Arzt abklären lassen.

Das hilft: Bei körperlichen Ursachen ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung oder eine Hormonbehandlung. Bei psychischen Ursachen eine Gesprächstherapie.

Die Intensität von Orgasmen kann im Alter abnehmen. Ebenso die Menge des ejakulierten Spermas. Nach einem Orgasmus oder einer Erektion kann es nun länger dauern, bis du wieder erholt bist und sexuell erregt werden kannst.

Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Bluthochdruck oder auch Darm- oder Prostatakrebs treten im Alter häufiger auf. Einige davon können die Nerven- und Blutgefäßfunktion einschränken und so zu Erektionsproblemen führen. Die Medikamente, die zur Behandlung eingenommen werden, z. B. Blutdruckmedikamente, Antidepressiva oder Cholesterinsenker, können Nebenwirkungen haben, die die Libido oder sexuelle Funktionen im Körper beeinträchtigen.

Das hilft: Lass dich von deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt beraten. Möglicherweise können deine Medikamente umgestellt oder sanfte Mittel zur Steigerung deiner Lust empfohlen werden.

Auch körperliche Veränderungen können das Selbstwertgefühl beeinflussen. Hinzu kommen Sorgen über die sexuelle Leistungsfähigkeit, die zu Stress und sexueller Unlust führen.

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Reden ist Gold

Sprich mit deiner Partnerin oder deinem Partner offen über deine Wünsche und Sorgen. Welche Veränderungen hast du bemerkt und wie geht es dir damit? Wie wirst du selbst und wie soll dein*e Partner*in damit umgehen? Fordere auch von deiner Partnerin oder deinem Partner ein, offen mit dir zu kommunizieren. So können viele (vermeintliche) Probleme schon frühzeitig gelöst werden.

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