Sexuelle Übergriffe: So kannst du dich wehren

Am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, in Vereinen oder unter Freund*innen: Sexuelle Übergriffe gehören leider zum Alltag dazu. Wir zeigen dir, welche Möglichkeiten es für Betroffene gibt, sich Hilfe zu holen.

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Am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, in Vereinen oder unter Freund*innen: Sexuelle Übergriffe gehören leider zum Alltag dazu. Wir zeigen dir, welche Möglichkeiten es für Betroffene gibt, sich Hilfe zu holen.

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Sexuelle Übergriffe: Zahlen, Daten und Fakten

Wusstest du, dass laut der Polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2023 in Deutschland rund 126.000 Fälle sogenannter Sexualdelikte erfasst wurden? Und dass die Dunkelziffer wahrscheinlich wesentlich höher ist? Denn sexuelle Übergriffe sind nicht immer offen und gewalttätig. Zudem fällt es vielen Betroffenen super schwer, Übergriffe als solche zu sehen und sich selbst Hilfe zu holen. Gezielte Blicke, verletzende Worte oder sexualisierte Gesten wirken oft unscheinbar. Genau das macht sie so gefährlich – das Opfer weiß sich nicht zu helfen und zweifelt:

  • Stelle ich mich an? 
  • Vielleicht ist sie bzw. er nur freundlich?
  • Warum sagen andere nichts?

Verbale Übergriffe werden auch als Catcalling bezeichnet und sind alles andere als harmlos.

Hilfe bei sexuellen Übergriffen

Wenn du in eine Situation gebracht wirst, die dir unangenehm ist: Setz dich auf jeden Fall zu Wehr! Vertrau dich einer nahestehenden Person an, wie guten Freund*innen oder deinen Eltern. Auch Beratungsstellen sind eine super Anlaufstelle, bei denen du dir anonym Hilfe holen kannst. Klar ist, dass Schweigen immer der falsche Weg ist. Denn von allein hören die Übergriffe meist nicht auf und die Belastung wird für dich mit der Zeit immer größer.

Diese Nummern kannst du anonym wählen

Telefonisch findest du leicht und schnell Hilfe, beispielsweise unter diesen Nummern:

  • 0800 22 55 530 – Hilfetelefon sexueller Missbrauch
  • 0800 116 016 – Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
  • 0800 12 39 900 – Hilfetelefon Gewalt gegen Männer

Zudem haben wir einen Artikel zu Anlaufstellen, in welchem du weitere Möglichkeiten und Tipps findest.

Lass dir keine Übergriffe gefallen: Das kannst du tun

Es gibt viele Möglichkeiten, dein Selbstbewusstsein zu stärken und dir klarzumachen, dass man nie allein ist. Es gibt Hilfe, wenn man sie in Anspruch nimmt, ob online oder offline. Egal ob nur ein anstößiges Wort oder Begrabschen: Der wichtigste Schritt ist zu verstehen, dass man nicht Schuld ist und sexuelle Übergriffe ein No-Go sind.

Selbstverteidigungskurse und das Erlernen von Kampftechniken bieten zwar keinen Rundum-Schutz vor Übergriffen aller Art – aber sie machen dich körperlich stark und selbstbewusst. Du lernst verschiedene Strategien der Abwehr. Ein lautes und deutliches „Nein“ wird dir deutlich leichter über die Lippen kommen, wenn du dein Selbstbewusstsein stärkst.

Machtspiele im Team oder zwischen Vorgesetzten führen leider immer wieder zu sexuellen Übergriffen. Der 1. Weg ist, das Verhalten ruhig und entschieden zurückzuweisen. Setze eine deutliche Grenze und sag offen, wie du dich gefühlt hast. Wenn die Übergriffe trotzdem nicht aufhören, ist der 2. Weg, dich an einen Vorgesetzten oder die Personalabteilung zu wenden. Führt alles nicht zur Besserung, setz dein persönliches Wohlbefinden über deine Arbeit und such einen neuen Job.

Leider kann es auch in Parks, öffentlichen Verkehrsmitteln, in Clubs oder auf offener Straße zu sexuellen Übergriffen kommen.

  • Wenn es dir möglich ist, entkomm erstmal der Situation. Geh schneller oder lauf im Zweifel in eine sichere Richtung.
  • Auch der Gebrauch einer Trillerpfeife oder lautes aggressives Schreien kann sinnvoll sein, um andere Menschen auf sich aufmerksam zu machen.
  • Mittlerweile gibt es Apps für das Smartphone, die speziell den Heimweg sicherer machen sollen. Über solch eine App kann man sich von Freund*innen, anderen User*innen oder sogar dem Team der App virtuell begleiten lassen und im Ernstfall einen Notruf aktivieren. Alternativ kann man auch über Apps wie WhatsApp seinen Standort live teilen und telefonieren.
  • Den Einsatz von Abwehrmitteln wie Elektroschockern und Pfefferspray solltest du dir gut überlegen. Der Grund: Wenn die Täterin oder der Täter dir deine Waffe abnimmt und gegen dich verwendet, bist du ausgeliefert. Wenn du dich dennoch auf diese Mittel verlassen möchtest, solltest du dich mit der Handhabung vorab vertraut machen. Recherchiere beispielsweise online, damit du im Ernstfall schnell und gezielt handeln kannst.

Jemanden sexuell zu belästigen ist eine spezielle Form des Mobbings. Sexuelle Übergriffe sind nämlich nicht immer gleichbedeutend mit Körperkontakt. Auch gemeine Worte und Kommentare können super weh tun. Das Verbreiten von Nacktfotos passiert ebenfalls und ist eine ernste sowie strafbare Tat. Gerade in sozialen Netzwerken findet sexualisiertes Mobbing statt – und das rund um die Uhr. Meist kennen sich Täter*innen und Opfer. Wenn du selbst Grenzverletzungen erlebt hast oder grade erlebst, kannst du versuchen, die Verantwortlichen zur Rede zu stellen. Traust du dich nicht selbst, können dir auch Freund*innen, deine Eltern oder andere Bekannte helfen. Sollte das nicht helfen, solltest du dir professionelle Hilfe suchen – beispielsweise über die Nummern, die wir weiter oben auflisten.

Jemand der stalkt belästigt andere, indem er sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Von pausenlosen Anrufen, Nachrichten aller Art oder persönlichen Besuchen ist alles möglich. Opfer sind keineswegs nur Prominente. Die typischen Täter*innen sind Ex-Partner*innen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden 2023 rund 23.200 Fälle von Stalking erfasst. Davon sind laut Studien rund 80 % der Täter Männer.

Falls du mit deiner Freundin oder deinem Freund Schluss gemacht hast und jetzt regelrecht verfolgt wirst, heißt es Grenzen setzen. Durch eine klare Ansage kannst du deinen Standpunkt und die möglichen Konsequenzen klarmachen. Denn zu stalken ist strafbar und keine kleine Sache – 2007 wurde Stalking offiziell zur Straftat erklärt. Zeig ganz klar, dass du für solch eine Art der Annäherung nicht zu haben bist. Geh auf keinen Kontaktversuch ein, denn das ermutigt die stalkende Person weiter. Wenn das Stalking sich verstärkt oder nicht aufhört, kannst du dich an die Polizei wenden oder dir professionelle Hilfe suchen – beispielsweise über die Nummern, die wir weiter oben auflisten.

In Gruppen kann leicht eine Dynamik  entstehen, die dazu führt, dass einzelne Mitglieder sich unter Druck gesetzt fühlen. Sie werden aufgefordert oder sogar genötigt, mitzumachen. Oft wird unter Alkoholeinfluss oder Drogen versucht, sexuelle Handlungen durchzuführen, die sie eigentlich ablehnen. Wende dich unter 110 an die Polizei oder im 1. Schritt anonym an eine Beratungsstelle, wenn du selbst Opfer bist. Und versuche, deine Freund*innen zu schützen, wenn du merkst, wie eine Situation aus dem Ruder läuft. Oft haben Betroffene nicht den Mut oder in dieser Situation die Kraft, gegenzusteuern.

Auch Männer sind von Übergriffen betroffen

Tatsächlich sind Frauen häufiger von sexuellen Übergriffen betroffen: Laut einer Studie des Instituts für Angewandte Sexualwissenschaft und der Hochschule Merseburg aus dem Jahr 2020 haben rund 89 % der Frauen die Erfahrung gemacht. Im Vergleich dazu haben rund 29 % der Männer Erfahrung mit sexuellen Übergriffen. Schmutzige Witze oder unerwünschte Berührungen bei Männern kommen durchaus vor. Meist gehen sie weniger von einer Einzelperson, sondern von einer ganzen Gruppe von Kolleg*innen aus. Auch Frauen sind unter den Täter*innen zu finden. In der Regel fällt es Männern besonders schwierig, über die Taten zu sprechen.

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