Wo Alkohol zur Gefahr wird
Einige Gefahren des Alkohols sind den Menschen allerdings sehr bewusst. Die Studie zeigt, wo die Menschen die Risiken hauptsächlich sehen: im Alkohol am Steuer, im übermäßigen Trinken sowie im Missbrauch durch Jugendliche. So werden Sanktionen und Maßnahmen gegen das Trinken von einer breiten Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet. 87 Prozent sind für härtere Strafen für Autofahren unter Alkoholeinfluss; 65 Prozent würden es gut finden, wenn die Grenze von aktuell 0,5 auf 0,0 Promille abgesenkt würde. 74 Prozent sind dafür, dass Bier, Wein und Sekt nicht mehr an 16- und 17-Jährige ausgeschenkt werden, Schnaps und Hochprozentiges würden 69 Prozent der Befragten lieber erst an Erwachsene ab 21 Jahren verkaufen. Ein abendliches Verkaufsverbot für alkoholische Getränke und ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit würde jeder Zweite begrüßen. Nur die Abgabe von Alkohol ausschließlich in lizensierten Geschäften lehnt eine Mehrheit der Befragten ab.
Männer sind eher gegen Beschränkungen, Frauen stehen für mehr Restriktionen ein. „Frauen vertreten rigidere Konzepte bei Präventionsmaßnahmen. Zu Recht, denn die erweisen sich in der Praxis auch als wirkungsvoller“, sagt Experte Stöver. So sind 90 Prozent der Frauen dafür, Alkohol am Steuer härter zu bestrafen – aber nur 84 Prozent der Männer. 80 Prozent der Frauen, aber nur 69 Prozent der Männer befürworten den Verkauf alkoholischer Getränke erst ab 18 Jahren. 73 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer sind für Hochprozentiges erst ab 21 Jahren.
Alkohol aus Corona-Frust?
Die Corona-Krise hat den Alkoholkonsum der Deutschen insgesamt nicht unbedingt erhöht. Interessant ist der Blick auf die Details: Während zehn Prozent sagen, dass sie seit Beginn der Krise mehr Alkohol trinken, haben 14 Prozent ihren Konsum von Bier, Wein und Co reduziert. Besonders extrem zeigen sich die gegenläufigen Entwicklungen in der Gruppe der unter 30-Jährigen: Ein Fünftel trinkt mehr, ein Fünftel weniger als vor der Krise. Der Grund liegt in den veränderten Trinkgewohnheiten seit Pandemie-Beginn: Anlässe in größerer Runde, bei Feiern oder beim Ausgehen sind weggefallen, dafür bleibt mehr Zeit zu Hause, die sich manch einer mit vermehrtem Alkoholkonsum vertreibt.
Aus Stövers Sicht ist es nicht verwunderlich, dass insgesamt in der Corona-Krise weniger Alkohol getrunken wird. „Die Alkoholmengen, die außerhalb der eigenen vier Wände bei Anlässen und beim Ausgehen getrunken werden, können im Lockdown kaum zu Hause erreicht werden“, sagt Stöver. Mit den geselligen Runden fällt für viele Menschen auch das Bedürfnis weg, überhaupt Alkohol zu trinken. Bei anderen greift die soziale Kontrolle zu Hause etwa durch den Partner oder die Familie. „Anders sieht das in Single-Haushalten aus. Hier könnte es schwierig werden, wenn Alleinlebende im Homeoffice arbeiten, sich möglichweise isoliert fühlen und dann vermehrt zu Alkohol greifen. Soziale Kontrolle gibt es dann kaum“, sagt Stöver.
Auswege aus dem Übermaß
Wer im Corona-Lockdown zu häufig zu tief ins Glas schaut, muss nach Einschätzung von Stöver trotzdem nicht zwangsläufig eine Suchthilfestelle ansteuern. „Die meisten Menschen, die phasenweise zu viel Alkohol trinken, kommen da auch wieder raus. Wichtig ist es, moderates Trinken einzuüben und sich risikobewusst zu verhalten“, sagt Stöver.