Derzeit sind mit den Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zwei Präparate für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Empfohlen wird die Immunisierung aber nur für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen. Für jüngere Kinder gibt es derzeit noch keine zugelassenen Vakzine gegen Corona. Die Studie zeigt, dass die Impfbereitschaft in Familien bei 60 Prozent liegt – allerdings nur für den Fall, dass die Stiko eine Impfempfehlung auch für alle Kinder ausspricht.
Stiko genießt bei Eltern größtes Vertrauen
„Wir sehen einmal mehr, wie groß das Vertrauen der Eltern in die Stiko ist. Sie ist die Instanz, auf die Eltern ihre Entscheidungen beim Thema Impfen in vielen Fällen stützen“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK. Neben den aktuell diskutierten Corona-Impfungen hören Eltern auch bei anderen Impfentscheidungen auf die Stiko. So würden sogar mehr als drei Viertel eine Impfpflicht zumindest für einige der Standardimpfungen wie Tetanus oder Polio befürworten. 44 Prozent gehen so weit, dass sie den gesamten Stiko-Impfkalender für Kinder zur Pflicht machen wollen. Würde das Gremium auch die Corona-Impfung für alle Kinder empfehlen, wäre gut ein Drittel für eine Impfpflicht, 41 Prozent dagegen. 16 Prozent sprechen sich unabhängig von dem Votum der Stiko für eine verpflichtende Corona-Impfung für Kinder aus.
Große Mehrheit folgt Impfkalender
Insgesamt ist die Impfbereitschaft in Deutschland groß: 84 Prozent geben an, dass ihre Kinder nach Stiko-Empfehlung durchgeimpft sind. Nur drei Prozent lassen ihre Kinder nicht impfen. 86 Prozent vertrauen bei dem Thema ihrer Kinderarztpraxis. Jeweils rund acht von zehn Eltern haben die Erfahrung gemacht, dass Kinder- und Jugendärzte auch auf kritische Fragen intensiv eingehen und bei Zweifeln oder Sorgen Verständnis haben.
„Die Eltern in Deutschland sehen Schutzimpfungen für ihre Kinder grundsätzlich positiv. Die öffentliche Kontroverse um die Corona-Impfung der Kinder ab 12 Jahren aber hat Spuren hinterlassen und zweifellos für Verunsicherung gesorgt“, sagt Herold von der Pronova BKK. „Viele Eltern fragen sich, wie sie die Situation für ihre Kinder bewerten und welche Schlüsse sie ziehen sollen.“
Ambivalente Ansichten zur Corona-Kinderimpfung
Diese Unsicherheit spiegelt sich auch deutlich in den Studienergebnissen: Die befragten Eltern kommen zu ambivalenten Einschätzungen. So halten sechs von zehn die Impfung für sinnvoll zum Aufbau einer Herdenimmunität und für einen sicheren Schulbetrieb. Zugleich befürchten ebenso viele eine versteckte Impfpflicht, wenn einzelne Aktivitäten nur für geimpfte Kinder möglich sein sollten. Die Sorgen vor Nebenwirkungen der Impfung sind bei 58 Prozent der Befragten größer als vor einer Ansteckung mit dem Virus, einem schweren Krankheitsverlauf und auch vor Spätfolgen wie Long Covid. Deutliche Mehrheiten sind dafür, zuerst solche Personengruppen zu impfen, die ein höheres Risiko haben, schwer an Covid zu erkranken. 80 Prozent sagen das mit Blick auf die Impfreihenfolge in Deutschland. 70 Prozent sind auch global betrachtet dieser Ansicht: Ehe Kinder in reicheren Ländern geimpft werden, sollten weltweit die Alten und Kranken geschützt werden.
Ältere Eltern offener für Corona-Impfung für ihr Kind
Die Bereitschaft, das eigene Kind gegen Corona zu impfen, ist auch vom Alter und der Bildung der Eltern abhängig. Ein Viertel der Mütter und Väter ab 45 Jahren wollen ihr Kind auch ohne Stiko-Empfehlung gegen Corona immunisieren lassen, im Schnitt sind es nur 17 Prozent. Unter den jungen Eltern zwischen 18 und 34 Jahren sind die Impfgegner am stärksten vertreten: 35 Prozent wollen ihr Kind auf keinen Fall impfen lassen, ganz gleich, welche Haltung die Stiko vertritt. In der gesamten Elternschaft sind es lediglich 28 Prozent. Unter Akademikern ist die Impfbereitschaft besonders hoch: 21 Prozent möchten die Kinderimpfung auch ohne Stiko-Empfehlung, 54 Prozent würden auf die Stiko hören. Mit einer Empfehlung würden damit insgesamt drei Viertel der Akademikerinnen und Akademiker den Nachwuchs gegen Corona impfen lassen. Bei den Müttern und Vätern mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss sind es 55 Prozent, im Schnitt der gesamten Elternschaft 60 Prozent.