Alltag in der Pandemie: Der Kontakt zu anderen läuft in vielen Fällen nur noch über Videoschalten. Das hat die Nutzung digitaler Medien und Kommunikationswege noch verstärkt. 67 Prozent der Deutschen surfen täglich im Internet. 63 Prozent tauschen sich mit anderen über Messenger-Dienste wie WhatsApp aus. 59 Prozent schauen täglich Fernsehen oder Videos. Ob Streaming oder TV, der Video-Konsum hat in der Corona-Krise deutlich zugenommen. Das sagen 35 Prozent der Deutschen. Fast ebenso viele berichten, dass sie auch mehr im Internet surfen als vor der Pandemie. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sagen dies sogar knapp zwei Drittel der Befragten über ihren Pandemie-Alltag.
Nicht ohne mein Smartphone
Nur noch sieben Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger haben kein Smartphone. Der Vergleich mit der Vorgänger-Studie der pronova BKK aus dem Jahr 2017 belegt auch einen steilen Anstieg der Nutzung: Damals waren 74 Prozent der Deutschen mit ihrem Handy im Internet unterwegs und schrieben Nachrichten über Messenger. Heute tun dies bereits 84 Prozent der Bevölkerung. Die Corona-Krise hat den Trend noch einmal beschleunigt: Mehr als jeder Dritte hängt seit Beginn der Pandemie häufiger am Mobiltelefon als vorher. Vor allem die unter 30-Jährigen legen ihr Handy kaum noch aus der Hand: 72 Prozent nutzen es mehr als vor der Krise.
Ein Leben ohne Smartphone? Das kann sich die Hälfte der Deutschen schlicht nicht mehr vorstellen. Bei der Befragung vor vier Jahren ging es erst einem Drittel der Befragten so. Bei den unter 30-Jährigen sind es heute sogar drei Viertel der Befragten, die nicht mehr ohne ihr Handy auskommen.
Fast jeden Dritten befällt Panik, wenn das Smartphone gerade nicht zur Hand ist. 43 Prozent erwischen sich dabei, wie sie nach einer gewissen Zeit automatisch auf das Smartphone schauen. Morgens gilt der erste Blick dem Handy und abends der letzte, das berichten 41 Prozent. 37 Prozent checken regelmäßig auch auf der Arbeit ihre privaten Nachrichten.
Generation Smartphone
Die unter 30-Jährigen sind in einer Welt mit Handys aufgewachsen – und sie sind heute ihren Geräten noch viel enger verbunden: 31 Prozent der Befragten insgesamt und 74 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gestehen, dass sie ihr Smartphone sogar häufig mit aufs Klo nehmen. Vor vier Jahren haben das erst 25 Prozent der Deutschen getan. „Die Nutzung ist Gewohnheit geworden. Wer sich dabei ertappt, das Smartphone immer in Reichweite haben zu müssen, ist zumindest gefährdet, die Kontrolle zu verlieren“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova BKK. „Gezieltes Training kann helfen, das Steuer wieder zu übernehmen und zur dosierten Nutzung zurückzukehren: Täglich werden handyfreie Zeiten definiert, in denen das Gerät bewusst zur Seite gelegt wird.“
Das Smartphone benötigt Regeln
Digitale Medien durchdringen zunehmend auch das Familienleben. In der Corona-Krise erlauben knapp zwei Drittel der Eltern ihren Kindern zum Zeitvertreib eine großzügigere Nutzung, um Videos zu schauen, zu chatten oder zu spielen. Zugleich sind 63 Prozent davon überzeugt, dass die intensive Nutzung digitaler Medien durch die Eltern Säuglingen und Kleinkindern schadet. Viele Eltern bemühen sich deshalb um einen verantwortungsvollen Umgang: In 65 Prozent der Familien gilt ein striktes Smartphone-Verbot zu den Mahlzeiten am Tisch, 55 Prozent versuchen, ein gutes Vorbild zu sein, auch wenn es ihnen mitunter schwerfällt, sich selbst zu beschränken. „Es ist wichtig, dass für das Handy und andere digitale Medien Regeln gelten, die den Kindern Orientierung geben. So kann der Nachwuchs den bewussten und dosierten Umgang mit Medien lernen“, sagt Herold von der Pronova BKK.
Zur Studie
Die Bevölkerungsbefragung „Die Süchte der Deutschen“ wurde im Januar 2021 im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland online befragt.