Die junge Generation hat es seit Beginn der Pandemie nicht leicht: Der Alltag ist meist eintönig, ohne viele Gelegenheiten zur Zerstreuung. Jugendliche und junge Erwachsene, die noch unter einem Dach mit ihren Eltern wohnen, verbringen nun mehr Zeit zu Hause als vor der Pandemie üblich – da bleiben Reibereien nicht aus. Sechs von zehn Befragten halten sich die meiste Zeit allein in ihrem Zimmer auf und beschäftigen sich dort selbst. 38 Prozent der unter 30-Jährigen berichten über mehr Konflikte und Streitereien mit der Familie. Die Studie zeigt auch, dass junge Menschen, die mit Geschwistern im Elternhaus leben, häufiger depressiv sind (61 Prozent) und auch öfter zu aggressivem Verhalten neigen (43 Prozent). „In manchen Familien ist schon viel kaputtgegangen und viel Schlimmes passiert. Hilfsangebote und Sensibilisierung sind wichtig“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen. „Bei anderen können wir davon ausgehen, dass es sich lediglich um eine Ausnahmesituation handelt. Alle sitzen enger zusammen und bekommen mehr voneinander mit. Doch sie werden mit dem Gefühl aus der Krise gehen, etwas zusammen durchgestanden zu haben und resilienter sein."
Handy als wichtigster Begleiter in der Pandemie
Freundinnen und Freunde sehen die unter 30-Jährigen meist nur vor dem Bildschirm, egal ob am Laptop oder Smartphone. Für 72 Prozent ist das Handy zur Haupt-Freizeitbeschäftigung während der Corona-Krise geworden – unter den Schülerinnen und Schülern sind es sogar 78 Prozent. Das beurteilen die jungen Menschen selbst kritisch: Jeder Zweite macht sich Gedanken darüber, wie er den Medienkonsum einschränken kann.
Verhalten wird unterschiedlich bewertet
Drei Viertel der jungen Befragten berichten auch von Vorwürfen zu ihren veränderten Freizeitaktivitäten. Jedem zweiten 16- bis 29-Jährigen wurde vorgehalten, zu viel Zeit mit dem Smartphone zu verbringen und mehr als jedem vierten Befragten wurde nachgesagt, keiner sinnvollen Beschäftigung nachzugehen und nur abzuhängen.
Am ehesten haben die Eltern Verständnis für das Verhalten der jungen Erwachsenen: 70 Prozent der Befragten fühlen sich von ihren Eltern ernst genommen, deutlich weniger jedoch von ihren Lehrerinnen und Lehrern (25 Prozent). „Wir sollten honorieren und in Worte fassen, was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Krise geleistet haben. Wie sie zurückgesteckt haben, um Großeltern und Risikogruppen vor Ansteckungen zu schützen, ihre Verantwortung ernst genommen und auf Treffen mit Freunden verzichtet haben. Wenn wir sie ernst nehmen, können sie gestärkt aus der Krise hervorgehen", sagt Mühlhausen.
Junge Eltern sportlich mehr aktiv
Die Pandemie hat auch positive Effekte, besonders für junge Eltern. Mehr als die Hälfte von ihnen ist seit Beginn der Krise deutlich mehr an der frischen Luft als vorher. Auch neue Sportarten haben 40 Prozent aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen für sich entdeckt. „Junge Eltern geben sich besonders viel Mühe, die fehlende Bewegung und Begegnung in Corona-Zeiten auszugleichen. Weil sie oft kleinere Kinder haben, fällt die Betreuung von Homeschooling teils weg“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova BKK. „Vielen fehlt jedoch die Energie, weil sie sich zwischen Homeoffice, Homeschooling und eigenen Corona-Sorgen aufreiben – besonders, wenn sie mehrere Kinder haben.“
Zur Studie
Die repräsentative Bevölkerungsbefragung „Generation Corona“ wurde im März und April 2021 im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29 Jahren online befragt.