Aus Angst vor einer Ansteckung oder Übertragung auf das persönliche Umfeld, haben viele Menschen ihre Kontakte in den vergangenen Monaten massiv reduziert. Der Austausch mit anderen findet stattdessen meist nur noch vor dem Bildschirm statt – 45 Prozent der 16- bis 29-Jährigen treffen sich seit Beginn der Pandemie deutlich häufiger virtuell, zum Beispiel bei Online-Spielen. Das hat Folgen: 44 Prozent der unter 30-Jährigen sehen die beste Freundin oder den besten Freund seltener als vor der Corona-Krise. Jeder Zweite unter 30-Jährige trifft seither seine Großeltern seltener. Auch auf persönliche Treffen mit dem engeren Freundeskreis verzichtet mehr als die Hälfte der Befragten. Am stärksten wurde der Kontakt zu weiteren Bekannten sowie zu Verwandten außerhalb des eigenen Haushalts reduziert. Vor allem Mädchen und junge Frauen haben ihre Kontakte heruntergefahren – 51 Prozent von ihnen sehen sogar die beste Freundin oder den besten Freund weniger, während dies nur auf 37 Prozent der jungen Männer zutrifft.
Nach eigener Einschätzung haben Studierende sowie junge Akademikerinnen und Akademiker sich besonders häufig distanziert. Selbst der Kontakt zum besten Freund oder zur besten Freundin hat in der Pandemie gelitten: 53 Prozent der Studierenden und 51 Prozent der jungen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger mit Hochschulabschluss haben auf den persönlichen Kontakt verzichtet. Auch von ihrem weiteren sozialen Umfeld haben sie sich überdurchschnittlich häufig distanziert.
Junge Menschen vermissen Kontakt zu Freunden
Die soziale Isolation bleibt nicht ohne Folgen: Jeder Dritte unter 30-Jährige vermisst den engen Freundeskreis, 28 Prozent auch die Großeltern und 26 Prozent den besten Freund oder die beste Freundin. Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen berichtet von Einsamkeit. Besonders junge Frauen und die unter 25-Jährigen (jeweils 59 Prozent) fühlen sich oft allein. „Persönlicher Austausch mit einem engen Freund ist gerade für Jugendliche und junge Erwachsene sehr wichtig“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt der pronova BKK. „Die Angst, durch die räumliche Distanz Freundschaften sogar zu verlieren, belastet viele junge Menschen.“ 54 Prozent der unter 30-Jährigen sind in Sorge, ihren Freundeskreis in der Pandemie zu verlieren. „Diese Angst ist verständlich – aber in vielen Fällen unbegründet. Es ist ein wenig, wie nach den Sommerferien in die Schule zu kommen und sich zu fragen, ob die beste Freundin oder der beste Freund einen noch mag“, sagt Corinna Mühlhausen, die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin.
Die jungen Erwachsenen sich am allermeisten darauf, nach dem Ende der Pandemie und den Einschränkungen im Alltag endlich wieder ihre Freunde treffen zu können – für 60 Prozent ist das ein großer Lichtblick. Das ist ihnen viel wichtiger als große Partys zu feiern, ins Kino oder shoppen zu gehen. „Nach der Corona-Krise wird es erst einmal einen Backlash geben und das dringende Bedürfnis, Freunde und Familie persönlich zu treffen, Partys zu feiern, nicht nur drinnen zu sitzen. Aber die Gen C hat auch gelernt, dass in einer digitalisierten globalen Welt ein virtueller Kontakt möglich ist und wird die positiven Aspekte kultivieren“, sagt Mühlhausen.
Zur Studie
Die repräsentative Bevölkerungsbefragung „Generation Corona“ wurde im März und April 2021 im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29 Jahren online befragt.