70 Prozent der jungen Deutschen sprechen sich für eine Impfpflicht bei Erwachsenen etwa in Pflegeberufen sowie bei Erzieherinnen und Erziehern aus. Die jungen Deutschen verordnen auch sich selbst eine verpflichtende Corona-Immunisierung: 63 Prozent der 16- bis 19-Jährigen sind für eine Impfpflicht in ihrer eigenen Altersgruppe, also für Heranwachsende im Alter von 12 bis 18 Jahren.
Bei jüngeren Kindern sind auch die 16- bis 29-Jährigen zwiegespalten: Jeder Zweite hält nichts von der Spritze für Kinder unter fünf Jahren und 44 Prozent nicht für Fünf- bis Elfjährige. Ihnen gegenüber stehen jedoch 43 Prozent, die Impfungen auch für diese Altersklasse befürworten, die Hälfte davon sogar unabhängig von einer Stiko-Empfehlung.
Ausgrenzung Ungeimpfter wird abgelehnt
Ausgrenzung fürchten die 16- bis 29-Jährigen am meisten. Auch wenn sie mehrheitlich für eine Impfpflicht sogar in ihrer Generation stimmen, fordern sie gleichzeitig mehr Toleranz gegenüber Ungeimpften. 69 Prozent der Befragten meinen, dass die Politik Jugendliche, die nicht geimpft sind, obwohl sie es könnten, nicht vom gesellschaftlichen und sozialen Leben ausschließen darf. Bei den jungen Eltern zwischen 16 und 29 Jahren sagen das sogar 75 Prozent. Diese Haltung entspricht dem Votum der Stiko vom August 2021, die sich für eine Impfempfehlung, aber gegen eine Ausgrenzung nicht-geimpfter Jugendlicher ausgesprochen hatte.
Gleichzeitig fühlen sich 35 Prozent der Generation Z bereits ohne gesetzliche Pflicht unter Impf-Druck von der Politik. Unter den Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern empfinden 47 Prozent so. „Die jungen Menschen können keine weiteren Einschränkungen mehr ertragen. Sie mussten oft Verantwortung für die älteren Generationen übernehmen und haben eine große Last in der Pandemie getragen“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen.
Die Angst vor Ansteckung ist in der Altersklasse nicht oder nicht mehr so stark verbreitet. 73 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben kein Problem, Ungeimpfte im Innenbereich zu treffen, im Schnitt sind es 68 Prozent.
„Die Generation Z hat ein viel stärkeres Gerechtigkeitsgefühl als ältere Generationen. Sie wollen keine Mitschüler ausgrenzen, weil die sich nicht impfen lassen oder keine Maske tragen, gleichzeitig wird deren Rolle als unsozial empfunden. Ein schwerer Zwiespalt zwischen Freiheit und Sicherheit, den diese Generation besonders stark erlebt“, ergänzt Mühlhausen.
Impfdiskussion spaltet die Gesellschaft
Nicht nur innerhalb der Generation Z sind die Meinungen zum Impfen verschieden, das Thema halten die jungen Deutschen für so kontrovers, dass 73 Prozent der Befragten eine Spaltung der Gesellschaft befürchten. Das erleben die 16- bis 29-Jährigen auch im direkten Umfeld: Jeder Zweite wurde schon im Familien- oder Freundeskreis wegen seiner Haltung zum Impfen ausgegrenzt oder auf persönlicher Ebene angegriffen. Das haben vor allem junge Eltern (60 Prozent) und Alleinerziehende (66 Prozent) erlebt.
„Die 16- bis 29-Jährigen merken, wie schwer es ist, das Thema sachlich zu diskutieren. Das liegt vor allem an der großen Verunsicherung über die richtige Strategie“, hält Corinna Mühlhausen fest. „Weder Eltern noch Politiker oder Mediziner scheinen einen Durchblick zu haben. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen mit dem Informations-Overload und verkürzten Darstellungen in sozialen Medien zu Corona nicht klar.“ 67 Prozent vermissen einen Dialog in Politik und Gesellschaft über den richtigen Weg zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. 70 Prozent meinen, die Menschen müssten besser informiert werden, um die Impfquote zu erhöhen, ebenso sollte es mehr unkomplizierte Impfangebote geben.