Pronova BKK: Jüngere Beschäftigte wechseln überdurchschnittlich häufig den Job. Die Kündigung geht dabei häufiger von ihnen aus. Ist das konsequent oder bedeutet es nicht auch wieder Stress?
Thamm: Einerseits ist es konsequent, den Job zu wechseln, wenn Beschäftigte feststellen, sie können sich im aktuellen Unternehmen nicht weiterentwickeln, erhalten nicht die gewünschte Wertschätzung, sind mit den Arbeitsbedingungen oder auch dem Teamklima nicht mehr zufrieden. Dann ist es sicher richtig, woanders neu anzufangen. Andererseits kann es manchmal auch sinnvoll sein, zunächst ein offenes Gespräch mit dem aktuellen Arbeitgeber zu führen und möglichen positiven Veränderungen eine Chance zu geben. Unternehmen, die einen guten Mitarbeitenden halten wollen, werden sich bestmöglich dafür einsetzen.
Die Fülle an Jobmöglichkeiten und Chancen auf dem Arbeitsmarkt bedingen aber sicher auch die geringere Geduldsspanne für mögliche positive Veränderungen bei der Gen Z. Da wird auch eher ein häufigerer Jobwechsel in Kauf genommen, auch wenn das mit mehr Aufwand und sicher für den ein oder anderen auch mit mehr Stress verbunden ist.
Pronova BKK: Wie wirkt sich in diesem Zusammenhang der Fachkräftemangel aus?
Thamm: Die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel bedingt, dass die Generation Z eine viel stärkere Verhandlungsposition hat als frühere Generationen. Sie sind also in der angenehmen Position, wählerisch sein zu können. Wie schon angesprochen, die Gen Z will nicht auf die Zukunft warten, sondern ist Gestalter ihrer Gegenwart.
Pronova BKK: Mit Blick auf alle Befragten kennt fast die Hälfte Mitarbeitende, die bereits in eine innere Kündigung verfallen sind, Job nach Vorschrift machen oder sich aus Wut wegbewerben. Woran liegt das?
Thamm: Ja, das sind bedenkliche Werte, die eine hohe Unzufriedenheit der Beschäftigten widerspiegeln. Die Gründe für einen solchen Rückzug in die Mindestroutine oder einen Jobwechsel können sehr unterschiedlich sein wie fehlende Perspektiven zur Weiterentwicklung, Konflikte, Führungsfehler oder fehlende Wertschätzung. Mit den neuen hybriden Arbeitsmodellen ist es einfacher als früher geworden, sich ins Homeoffice zurückzuziehen und in der Komfortzone unentdeckt zu bleiben. Sicher ist der regelmäßige Kontakt der Führungskraft mit dem Team essenziell, um hier entgegenzuwirken. Auch konstante Mitarbeiterbefragungen mit entsprechenden Maßnahmen können eine hohe Arbeitsunzufriedenheit aufdecken, um rechtzeitig reagieren zu können.